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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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uns wachen«, erklärte Praane.
    »Ich habe mich schon gewundert, dass ich hier keine dieser hölzernen Figuren sah«, meinte Awin. »Du sagtest schließlich, dass hier schon früher Menschen deines Volkes gesiedelt haben.«
    »Als sie das Lager aufgaben, haben sie ihre Ahnenstele mitgenommen. Aber wir haben selbst schon eine Stele errichtet. Du wirst sie morgen früh sehen, wenn wir aufbrechen.«
    Das Ende der Belagerung wurde nicht gefeiert. Hakul und Akradhai saßen zwar gemeinsam am Feuer, aber es ging still zu. Das Misstrauen war immer noch nicht ganz gewichen, und der feindselige Wald und der beengende Hof waren immer noch da. Awin wünschte sich zurück auf die Steppe, irgendwohin, wo er mehr als drei Pferdelängen überblicken konnte und der Himmel weit war. Die meisten Hakul hingen ihren Gedanken nach oder sprachen halblaut über diejenigen, die in der Heimat auf sie warteten. Nur Limdin unterhielt sich angeregt mit zwei der jüngeren Frauen, die immer wieder über irgendeine seiner
Bemerkungen kicherten. Damit waren sie die Einzigen unter den Hofleuten, die guter Dinge waren. Die anderen haderten mit ihrem Schicksal: Sie hatten drei Verwandte verloren, und mit Wehmut sprachen sie von den vielen Dingen, die sie hatten hergeben müssen, und von den Wolfsfellen, die sie künftig für ihre Feinde beschaffen sollten.
    »Ich finde, ihr habt Glück gehabt«, meinte Wela am Feuer, »und ihr solltet euch freuen, denn euch ist doch viel geblieben. Ich glaube, kein Klan der Hakul hatte je zu Beginn des Sommers schon für den kommenden Winter ausgesorgt.«
    »Aber es ist teuer bezahlt, Heilerin«, erwiderte Praane. »Nicht nur, dass wir drei Männer zu Grabe tragen mussten, nein, wir sind nun auch auf drei Jahre diesen Menschen verpflichtet.«
    »Ihr werdet doch wohl ein paar Wölfe erlegen können«, meinte Wela verwundert.
    »Ja, davon gibt es hier genug, im Gegensatz zu allem anderen. Aber wir sind nicht in diesen Wald gegangen, um uns anderen Akradhai zu verpflichten, Heilerin«, antwortete Praane ungehalten.
    »Ich frage mich ohnehin, was Menschen dazu bewegt, freiwillig in dieser Wildnis zu hausen«, warf Jeswin ein. »Kein Hakul würde hier je sein Zelt aufschlagen.«
    »Und doch seid ihr hier, Yaman Jeswin«, erwiderte Praane kühl.
    »Du weißt, wir haben besondere Gründe«, brummte Jeswin.
    »Wir ebenso«, erklärte Praane knapp, aber weder er noch einer seiner Leute verrieten an diesem Abend, was das für Gründe waren.
     
    Im Morgengrauen saßen sie auf. Awin drückte sein Bedauern aus, dass sie für Praane und Nokke, die sie führen wollten, kein
Pferd übrig hatten. Praane lächelte flüchtig, wenn Awin das im schwachen Dämmerlicht richtig sah, und antwortete: »Ich weiß deine Fürsorge zu schätzen, Hakul, aber wer diesen Wald durchqueren will, wird durch ein Pferd nur aufgehalten. Ihr werdet nicht sehr lange in euren Sätteln über mir thronen.«
    »Das fängt ja gut an«, knurrte Tuge, der sich unter großen Anstrengungen auf sein Pferd gequält hatte.
    »Wird es gehen?«, fragte Awin besorgt.
    »Keine Angst, Yaman. Die Wunde ist nicht so groß, dass ihr mich zum Sterben zurücklassen müsstet«, versuchte Tuge zu scherzen. Awin sah ihm jedoch an, dass ihn jeder Atemzug schmerzte.
    Ore Praane sprach länger mit Uref, dem Ältesten, der durch Welas Kunst schon wieder auf den Beinen war. Da der Kampf vorüber war, oblag Uref nun wieder die Führung des Hofes. Awin entdeckte den Knaben, der auf ihn geschossen hatte. Er lenkte sein Pferd zu ihm, griff in seinen Köcher, zog drei seiner Pfeile heraus und hielt sie dem Knaben hin. »Hier, junger Krieger. Es sind Hakul-Pfeile, vom besten Bogner unseres Stammes gefertigt. Behandle sie gut. Ich hoffe, du brauchst sie nur für die Jagd, und nie wieder für die Schlacht.«
    Der Knabe riss ihm die Pfeile aus der Hand, öffnete den Mund, brachte keinen Ton heraus, drehte sich um und verschwand im Haus.
    »Du verschenkst meine Pfeile?«, fragte Tuge ächzend, als Awin an die Spitze des Zuges zurückkehrte.
    Awin zuckte mit den Achseln. »Warum nicht?«, fragte er.
    »Du hast Recht. Der Knabe wird sicher kein schlechterer Bogenschütze werden als ein gewisser Yaman, den ich kenne, und wenn doch, liegt es nicht an meinen Pfeilen«, erwiderte Tuge mit einem schmerzverzerrten Grinsen.
    Awin lachte. Er war gut gelaunt. Sie kamen voran. Sie hatten
einen Führer, der sie durch diesen Wald bringen würde, und würden vielleicht sogar in der Lage sein, Eris Heer

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