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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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die gute Stimmung verflogen. Die Jäger sahen einander betroffen an. »Er war doch dicht hinter mir«, sagte einer.
    »Ich sah ihn zuletzt an deiner Seite«, stimmte ein anderer zu.
    »Er wich einer Senke aus, dann verlor ich ihn aus dem Auge«, meinte Mabak.
    »Er ist vielleicht nur gestürzt«, vermutete Lamban, »die Jagd unter diesen Bäumen ist nicht einfach, und du weißt, Yaman, dass Raiwe nicht der Geschickteste ist.«
    »Dann sucht ihn!«, donnerte Jeswin.
    Erschrocken gehorchten die Jäger. Yaman Jeswin schickte seinen halben Sger los, auch Mahuk und die jungen Krieger Awins schlossen sich der Suche an.
    »Aber reitet in Paaren!«, rief der Ore. »Oder besser noch zu dritt! Und du begleite sie, Nokke, du kennst die Zeichen.«
    »Du glaubst, es sind Feinde im Wald?«, fragte Awin beunruhigt.
    »Ich glaube es nicht, ich weiß es! Sie beobachten uns spätestens seit den Bärenfelsen, wie ich es sagte. Ich hoffe jedoch, dass dieser Mann wirklich nur vom Pferd gestürzt ist. Für ihn und für uns.«
    »Es wird bald dunkel«, warf Tuge ein. »Wenn sie ihn finden wollen, müssen sie sich beeilen.«
    »Sollten wir ihn nicht alle suchen gehen?«, fragte Wela.
    Aber Jeswin schüttelte den Kopf. »Nein, zu viele Jäger verderben die Spur, wie es heißt. Und wenn Raiwe dort noch irgendwo ist, finden meine Krieger ihn. Wir sollten uns um das Lager kümmern. Am besten, wir schlagen es gleich hier auf, denn die Nacht ist wirklich nicht mehr fern.«

    Der erlegte Hirsch lag fast vergessen auf dem Boden und blickte die Hakul aus gebrochenen Augen an. Die Sonne war verschwunden, und der Wald, der Awin vor kurzem noch beinahe schön erschienen war, wirkte nun wieder dunkel und bedrohlich. »Sind wir hier sicher, Ore Praane?«, fragte er.
    Praane starrte den ausschwärmenden Hakul hinterher. Dann seufzte er und sagte: »Nicht sicherer oder unsicherer als an irgendeinem anderen Ort im Femewald. Yaman Jeswin hat Recht. Wir sollten hierbleiben.«
    Es dauerte nicht lange, und ein Hornsignal verriet, dass die Suchenden etwas gefunden hatten. Jeswin ließ kein Auge mehr vom Waldrand. »Raiwe ist der Schwestersohn meines Weibes, und Xiwil würde es mir nicht verzeihen, wenn ihm etwas zustieße.«
    Awin hörte dem Yaman aber an, dass er es vor allem sich selbst nicht verzeihen würde.
    »Das Horn sagt doch, dass sie etwas gefunden haben. Warum kommen sie nicht?«, fragte Wela.
    Ein weiteres Hornsignal schallte durch den Wald, dann noch eines.
    Endlich tauchten die Reiter wieder zwischen den Bäumen auf. Lamban ritt vorneweg. Er führte einen reiterlosen Falben am Zügel.
    Jeswin starrte den leeren Sattel lange an, bevor er fragte: »Keine Spur von Raiwe?«
    Lamban schüttelte den Kopf. »Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    Mahuk Raschtar brummte unzufrieden und erklärte dann: »Nicht die Erde, Fremde haben ihn. Ich sah Spuren. Doch sie endeten.«
    »Und ihr habt nicht weiter gesucht?«, herrschte Jeswin seine Leute an.

    »Wir suchten«, rechtfertigte sich der Pferdezüchter. »Doch wie es der Raschtar sagte, die Spur endete plötzlich. Vielleicht ist es auch einfach schon zu dunkel. Wir fanden die Stelle, an der er vom Pferd stürzte, und ich kann immerhin sagen, dass dort kein Blut war, ehrwürdiger Yaman. So besteht also noch Hoffnung.«
    »Morgen beim ersten Licht des Tages nehmen wir die Verfolgung auf«, verkündete Jeswin.
    »Ich glaube nicht, dass du morgen noch irgendetwas finden wirst, ehrwürdiger Yaman«, erklärte Praane ruhig.
    »Das lass meine Sorge sein, Akradhai!«
    »Der Ore hat Recht. Großer Wald. Tausend Verstecke. Tausend Wege«, warf Mahuk ein.
    »Ich lasse keinen meiner Männer zurück«, erklärte Jeswin wütend.
    Auch Awin hätte keinen seiner Gefährten einfach zurückgelassen. Aber eine Verfolgung durch diesen Wald?
    Praane sagte jetzt: »Ich hatte euch davor gewarnt, diesem Hirsch nachzujagen. Nun ist das Unglück geschehen. Und was immer ihr vorhabt, ich sage euch eines: Ich werde euch nicht führen, falls ihr den Verschwundenen suchen wollt.«
    »So lässt du uns im Stich, Ore?«, fragte Jeswin kalt.
    »Ich kann niemanden leiten, der meinen Worten keine Beachtung schenkt, Yaman.«
    Awin versuchte zu vermitteln: »Es ist zu dunkel, um jetzt der Spur zu folgen, und ich glaube, die Zeit ist auch ungünstig, um weise Entscheidungen zu treffen. Ich schlage vor, dass wir morgen früh den Ort, an dem Raiwe verschwand, noch einmal in Augenschein nehmen. Dann werden wir sehen, was wir tun können, und erst

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