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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ein Feuer zu brennen. War er auf ein Lager der Unsichtbaren gestoßen - oder erwiesen sich die Legenden der Akradhai als wahr, und er stand vor der Behausung einer Alfskrole? Du wirst es nie erfahren, wenn du hier stehen bleibst , flüsterte seine innere Stimme. Er fluchte. Er war Awin von den Hakul, ein Krieger und Yaman. Er atmete tief durch und ging einen Schritt vorwärts, dann noch einen. Er durchquerte den langen, schmalen Spalt. Am Ende wartete ein Licht auf ihn, aber was noch? Seine Gefährten? Seine Feinde? Der Hufschlag seines Pferdes dröhnte zwischen den Felsen. Endlich erreichte er das Ende des Weges. Der Nebel war auf dieser Seite in Bewegung. Er schien sich am Fuß eines der beiden Felsen zusammenzuziehen und gab den Blick frei auf eine Lichtung, die von dunklen Bäumen und drei mächtigen Felsen eingeschlossen war. Ein unruhiges Feuer flackerte im Nebel, der jetzt sehr schnell verschwand. Awin entdeckte die seltsamste Behausung, die er jemals gesehen hatte: Unbehauene Holzstämme waren zu beträchtlicher Höhe aufeinandergeschichtet worden. Sie lehnten sich an einen der Riesenfelsen an und waren mit Schlingpflanzen, Gräsern, Moosen und sogar kleinen Büschen bewachsen. Und vor dieser Hütte stand plötzlich eine schlanke Gestalt am Feuer, schwarzhaarig, mit heller Haut und in ein dunkles Gewand gehüllt.
    »Merege!«, rief er halblaut.

    Der letzte Dunst schwand, und er erkannte seinen Irrtum. Das war nicht die Kariwa.
    »Komm näher, Awin von den Schwarzen Dornen«, lockte die Frau mit dunkler Stimme.
    Awins Pferd tänzelte unruhig und wollte nicht weiter auf die Lichtung hinaus.
    »Lass es nur laufen, es hat Angst. Aber Bruder Wolf wird ihm nichts tun«, sagte die Fremde.
    Erst jetzt bemerkte Awin das Rudel grauer Wölfe, das am Rand der Lichtung lauerte und ihn nicht aus den Augen ließ. Widerstrebend ließ er das Halfter los, der Braune bäumte sich kurz auf, drehte sich um und galoppierte durch den Spalt davon. Awin starrte ihm nach. Warum hatte er nur auf die Fremde gehört?
    »Es wird ihm nichts geschehen«, versprach die Fremde. Dann fragte sie: »Willst du nicht näher kommen, Wanderer?« Ihre Worte waren freundlich, aber es war nicht viel Wärme in ihrer Stimme.
    Awin straffte sich. Er war ein Yaman der Hakul. »Lädst du mich im Namen der Hüter an dein Feuer?«, fragte er mit allem Stolz, den er noch aufbringen konnte.
    Die Frau lächelte kurz. »Nein«, antwortete sie schlicht.
    »Warum sollte ich deiner Einladung dann Folge leisten?«, fragte Awin.
    Die Wölfe sprangen auf. Sie begannen unruhig auf und ab zu laufen, ohne jedoch näher zu kommen.
    »Es ist dir überlassen, junger Mensch. Doch bedenke, dass Wölfe das Feuer meiden.«
    Die Wölfe knurrten, und einer begann, die Felsen anzuheulen. Was blieb ihm übrig? Awin legte die Hand auf den Knauf seines Schwertgriffs und trat näher ans Feuer heran. Die Fremde drehte ihm unterdessen wieder den Rücken zu und
kümmerte sich um ihren dampfenden Topf. Awin blieb stehen, als er fand, er sei nah genug.
    »Ich bin Yaman Awin vom Klan der Schwarzen Dornen, Ehrwürdige«, stellte er sich noch einmal vor, obwohl die geheimnisvolle Frau seinen Namen offenbar - und er fragte sich, woher - schon kannte. »Darf ich dich nun auch nach deinem Namen fragen?«, fuhr er höflich fort, da die Fremde ihm immer noch den Rücken zuwandte.
    Jetzt warf sie ihm über die Schulter einen schwer zu deutenden Blick zu. »Ich habe viele Namen. Man nennt mich Aghil, Herrin der Nebel, Wolfsmutter, Behüterin, Waldhexe und sogar Alfskrole, aber du kannst mich Norgis nennen, junger Reiter.« Dann drehte sie sich um, und plötzlich stand sie dicht vor ihm. Awin fuhr erschrocken zurück. Die Frau war groß, einen halben Kopf größer als er, und sie war überraschend jung. Ihre Stimme klang alt und hart, aber ihre Züge waren ebenmäßig, ihre Haut hell und makellos, ihr Haar rabenschwarz. Sie sah in gewisser Weise Merege wirklich ähnlich - es war kein Wunder, dass er die beiden verwechselt hatte. Nur ihre Augen lagen tief in den Höhlen, und sie waren gelb wie die der Wölfe. Sie trug ein einfaches schwarzes Gewand und einen weiten Umhang derselben Farbe. Aus der Nähe erkannte Awin, dass ihre Kleider mit dunklen Flechten und Moosen bewachsen waren, und er sah Spinnen und Tausendfüßler, die über ihren Mantel krochen.
    »Du hast Angst vor mir, junger Mensch?«, fragte sie mit kalter Freundlichkeit.
    »Du hast mich hierhergelockt«, wich Awin aus.
    Sie lächelte auf

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