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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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du sagst, ich werde jetzt zu ihm gehen , erklärte eine helle Stimme.
    Wela, nein! , rief jemand.
    Vier Tage liegt er nun schon im Regen. Ich wecke ihn.
    Das Meer donnerte ans Ufer. Nein. Es war weder das Meer noch Edhils Sonnenwagen. Es war Awins Herz, das laut schlug und ihn zurückrief ins Leben. »Du hörst es auch?«, fragte er Merege.
    Sie sah ihn verwundert an. »Das Meer, wie ich es sagte. Wenn wir zum Tor gehen, kannst du es noch besser hören.« Sie drehte sich um und schickte sich an zurückzugehen.

    »Nein!«, rief Awin und hielt sie am Arm fest. Unter ihm tat sich plötzlich ein Abgrund auf, und er stürzte. Und die Kariwa stürzte mit ihm. Dort unten brannte ein feuriger Kreis, und sie stürzten in rasender Geschwindigkeit darauf zu. Nackte Angst durchflutete Awins Körper, aber er ließ Merege nicht los. Der Donner wurde lauter, so laut, dass sein Kopf dröhnte. Und gerade, als er glaubte, der Schmerz würde ihm den Schädel sprengen, endete der Sturz und alles um Awin herum war Nacht und Ruhe.
     
    Die Stille endete.
    »Siehst du. Ich habe ihn geweckt«, stellte eine Stimme befriedigt fest. Awin schlug die Augen auf. Über sich sah er Welas Gesicht im flackernden Licht einer Fackel. Ihr Haar klebte ihr nass an den Schläfen. Er richtete sich ruckartig auf. Alles um ihn herum drehte sich. Er fühlte Schmerzen im ganzen Körper. Er stützte sich auf seine zitternden Arme und hustete sich die Seele aus dem Leib. Menschen waren um ihn herum, sie klopften ihm aufmunternd und offenbar glücklich auf den Rücken, was es nicht besser machte. Da waren Tuge, Wela, seine Schwester Gunwa, der junge Mabak, sogar der stille Karak und auch die Priesterin der Sonnentöchter. Awin wich ihren Fragen aus und versuchte, tapfer zu lächeln, aber er fühlte sich elend wie selten in seinem Leben, seine Füße schmerzten, und als er die Stiefel auszog, stellte er fest, dass er sie blutig gelaufen hatte. Ganz allmählich verstand er, dass seine Reise volle vier Tage und Nächte gedauert hatte, und dass alle schon befürchtet hatten, er sei verloren, zumal der Regen die Kerze gelöscht und den schützenden Kreis weggewaschen hatte. Awin nahm das nickend zur Kenntnis. Dass nicht der Regen den Kreis zerstört hatte, konnte er ihnen noch früh genug erzählen. »Aber die Kerze brennt doch«, sagte er in seiner Verwirrung.

    »Weil ich sie wieder entzündet habe«, erklärte Wela stolz. »Auch wenn manche das nicht wollten«, fügte sie mit einem Seitenblick auf Tuge hinzu.
    Der Bogner grinste breit. Er war offenbar zu erleichtert, um sich über die spitze Bemerkung seiner Nichte zu ärgern.
    »Yeku sagt, dass du nicht wiederkommst. Ich bin froh, dass er sich irrt«, brummte Mahuk, der ihm prüfend in die Augen sah. Plötzlich teilte sich die Menschentraube, die sich um Awin gebildet hatte, und es wurde totenstill. Da stand Merege. Awin hatte sie völlig vergessen. Sie hielt eine Hand in den strömenden Regen.
    »Du hattest Recht, junger Hakul«, erklärte sie ganz ruhig, »hier ist es wirklich schon Frühling.«

Pursu
    WIE AWIN ERFUHR, war während seiner viertägigen Abwesenheit auch in der Welt der Menschen Wichtiges vorgefallen.
    »Der Schildbrecher hat einen neuen Boten geschickt«, erzählte Tuge.
    »Wer?«, fragte Awin verständnislos und mit vollem Mund. Er hatte einen großen Krug Wasser und einen dicken Laib Brot und Ziegenkäse vor sich liegen. Er fühlte sich halb verdurstet und sehr hungrig, aber auch noch ein wenig benommen. Ein Nebelschleier schien zwischen ihm und allen anderen zu liegen. Aber wenigstens waren sie so taktvoll, ihn während des Essens nicht mit Fragen zu bestürmen. Auf der anderen Seite des Tisches saß Merege. Sie rührte ihr Essen kaum an.
    Tuge grinste breit: »Tiudhan Eri, der Schildbrecher. So nennen sie ihn jetzt, denn angeblich hat er den Yamansschild damals mit Absicht zerbrochen, weil er wusste, dass er zu Höherem bestimmt war. Offenbar ist unser Freund jetzt Fürst aller Hakulstämme, jedenfalls der großen. Selbst die Roten Hakul erkennen ihn als Oberhaupt an. Das hat wenigstens dieser Bote behauptet.«
    Awins Miene verfinsterte sich. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie sie nur mit Müh und Not den Knaben auf dem zerbrechenden Schild hatten halten können. »Wir hätten ihn damals wirklich fallen lassen sollen. Aber er mag sich nennen, wie er will, meine Antwort bleibt dieselbe. Ich werde mich Eri nicht anschließen.«
    Tuges Grinsen erlosch. »Nun, er kam nicht

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