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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dieser Bauwerke Platz gefunden hätte. Als sie näher heranritten, scheuchten sie ein paar struppige Schafe auf, die sie blöde anglotzten, und ihre Hirten - es waren Kinder - liefen schreiend davon, als sie die fremden Reiter sahen. Awin ließ den Sger halten. Er hatte vergessen, wie erschreckend ihre kriegerische Schar auf friedliche Menschen wirken musste. Es schien ihm das Beste, nur mit Merege und Ore Praane in die Siedlung zu reiten, um ihr Anliegen vorzutragen.
    »Ich weiß aber nicht, ob ich dir viel helfen kann, Yaman Awin«, meinte Praane, »denn diese Fischer sind wohl keine Akradhai, nach allem, was ich weiß.«
    »Das mag sein«, antwortete Awin, »aber ich hoffe darauf, dass sie die Akradhai kennen und weniger Schlechtes über sie gehört haben, als vielleicht über die Hakul.«
    Sie ritten zu dritt. Kalter Wind begrüßte sie, als sie den Hügel erklommen. Der Himmel zeigte sich dicht bewölkt, und es sah nach Regen aus. Starker Fischgeruch lag über den großen Hütten mit dem spitzen, kegelförmigen Dach. Awin hielt nach Booten oder Schiffen Ausschau, aber konnte keine entdecken, doch sah er einen riesigen Reisighaufen, der dort aufgeschichtet
war und dessen Zweck er nicht verstand. Er hatte erwartet, dass sie jemand begrüßen würde, aber die Dorfbewohner schienen sich vor ihnen versteckt zu haben. Zwischen den drei mächtigen Hütten gab es einen freien Platz, der von einer einzelnen hohen Säule beherrscht wurde. Awin wusste, dass die Budinier und Kydhier zu Ehren des Sonnengottes Edhil solche Säulen aufstellten, diese schien jedoch einem anderen Zweck zu dienen. Sie zeigte eine grob geschnitzte, hockende männliche Gestalt, die eine plumpe Frau auf ihren Händen zu tragen schien. Auch die Frauengestalt hockte und zeigte drei nackte Brüste.
    »Wer ist das?«, fragte Awin leise.
    Merege zuckte mit den Schultern, und auch Ore Praane wusste nicht, wie diese Gottheit genannt wurde.
    »Was führt euch in unser Dorf, Fremde?«, rief eine kräftige Frauenstimme.
    Awin wendete sein Pferd. Vor einer der Hütten stand eine kleine und ungeheuer dicke Frau und sah sie aus rundem Gesicht prüfend an. Sie trug ein unförmiges ledernes Gewand und hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit der Götterfigur. Drei Brüste hatte sie jedoch nicht.
    »Wir sind Reisende«, begann Awin, »und wir kommen, weil wir eine Bitte an euch haben.«
    Die Dicke sah ihn zweifelnd an. »Der dort sieht aus wie einer aus dem Bauernvolk, und das magere Mädchen ist vielleicht eine vom Schneevolk. Aber du auf deinem Reittier bist weder das eine noch das andere«, stellte sie fest.
    »Ich bin Yaman Awin von den Hakul, und das sind Merege von den Kariwa und Ore Praane von den Akradhai, wie du ganz richtig …«
    »Hakul? Mördervolk. Sengen und brennen alles nieder. Stecken noch die ganze Welt in Brand«, unterbrach ihn die Frau.
Sie schien es aber gar nicht als Anklage zu meinen - es klang mehr nach einer einfachen Feststellung.
    »Wir sind nicht hier, um zu sengen und zu brennen, ehrwürdige Mutter«, antwortete Awin betroffen. Die ganze Welt in Brand stecken? Eri war drauf und dran, genau das zu tun.
    »Nerne darfst du mich nennen, Hakul«, sagte die Frau, »aber deine Mutter will ich nicht sein. Nun sag, was ist das, was du von uns willst?« Sie klang immer noch sehr abwartend und keine Spur freundlicher.
    »Es geht um eure Boote, ehrwürdige Nerne. Doch vielleicht sollten wir das besprechen, wenn euer Ältester, oder wer immer dieser Siedlung vorsteht, hier ist.«
    Merege räusperte sich warnend, aber es war zu spät. Nernes rundes Gesicht verfinsterte sich, und ihre Augen wurden schmal. »Ich bin die Ese, die Erste dieses Dorfes, Hakul. Wenn du etwas willst, musst du es mit mir besprechen.«
    »Ich bitte dich um Vergebung, ehrwürdige Ese«, sagte Awin verlegen. Offenbar war es ihm erfolgreich gelungen, die Frau vor den Kopf zu stoßen.
    »Also? Dein Anliegen, Fremder?«, fragte Nerne kühl.
    Merege lenkte ihr Pferd an Awins Seite und legte ihm die Hand auf den Arm. Dann sagte sie: »Verzeih uns Fremden unsere Unkenntnis, ehrwürdige Mutter. Ich war als Kind einmal in diesem Dorf, und ich hörte, es sei für seine kühnen Fischer und schnellen Boote berühmt.«
    Nerne starrte Merege an, dann lachte sie kurz auf, starrte von einem zum anderen und lachte noch einmal, laut und fett. »Kühne Fischer?« Wieder lachte sie und schüttelte vergnügt den Kopf. »Faul sind sie, und mehr als die Flut treiben wir Frauen sie hinaus aufs Meer. Was

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