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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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zurückzukehren. Vielleicht lag es nur an der Eile, aber der Abschied war wortkarg. Awin versuchte noch einmal, seinen Dank auszudrücken, aber sie sagte nur: »Behalte deinen Dank, denn du verbindest damit die Hoffnung, dass ich dir noch einmal helfen werde, und das werde ich nicht. Frag Senis, wenn du Hilfe brauchst.« Dann drehte sie sich um und ging nach Süden. Awin sah ihr nach, aber Wela riss ihn aus seinen Gedanken: »Träume nicht, Yaman, führe deinen Sger! Es liegt immer noch eine große Aufgabe vor uns.«

    Awin seufzte, und dann gab er das Zeichen zum Aufbruch. Als sie die kleine Insel verließen, zählte er die Gefährten. Da waren Merege und Wela, Tuge und Mahuk Raschtar, Mabak, Limdin und Ore Praane, dem Lamban mit seinen sechs Männern folgte. Aber wo waren Dare und Karak, wo Yaman Jeswin und die anderen Krieger des Roten Wassers? Mit Erschrecken wurde Awin noch einmal bewusst, wie wenige sie geworden waren. Dann biss er die Zähne zusammen und trieb den Sger zur Eile. Das Meer wich nun schnell, und als das hohe Gras sich wieder aufgerichtet hatte, sah es so aus, als sei es nie bis hierher gekommen. Das Marschland war flach . Awin hatte noch nie eine so eintönige Landschaft gesehen. Es gab keine Bäume und Büsche, nur endloses raues Gras, das die Pferde nicht mochten, und viele Tümpel und natürliche Gräben, die dem Meer zustrebten, aber außer den flachen Hügeln, die sie hinter sich ließen, sah er weit und breit nicht die kleinste Erhebung.
    Merege ritt mit ihm an der Spitze, und er war gespannt, wohin sie den Sger führen wollte. »Wela sagte etwas von einem Weg, den du kennen sollst. Ein Weg, der uns an Eri vorbeibringt, Merege«, sagte er nach einer Weile.
    »So ist es. Doch ist die Frage, ob du das willst, Awin. Du hast erklärt, dass du das Heer aufhalten willst. Also willst du Eri überholen - oder einholen?«
    Awin legte die Stirn in Falten. Sein Plan war in dieser Frage noch sehr unbestimmt. Dann sagte er: »Sie werden mir eher zuhören, wenn ich ihnen den Weg verstelle. Auch wenn ich weiß, dass unsere Handvoll Krieger kaum ein Hindernis für dieses Heer darstellt.«
    »Das Land der Kariwa ist voller Berge, Flüsse und Schluchten, Awin. Das große Heer wird sich durch das eine oder andere Nadelöhr zwängen müssen. Es wäre gut, wenn wir vor ihnen an einer solchen Stelle wären.«

    »Also sollten wir dem Weg folgen, den du im Sinn hast, Merege«, meinte Awin, »und vielleicht verrätst du mir, was du den anderen nicht sagen wolltest. Wenn ich Wela richtig verstanden habe, meinst du, dass uns dein Vorschlag nicht gefallen würde?«
    »Er wird einigen von euch ganz sicher nicht gefallen. Und ich kann dir noch nicht einmal versprechen, dass er gangbar ist«, erklärte Merege.
    Awin fragte sich, ob er sich wirklich ebenso rätselhaft auszudrücken pflegte, wie Wela ja behauptete. »Also?«, fragte er beharrlich nach.
    »Es gibt eine große Insel, die dem Marschland vorgelagert ist«, begann Merege. »Dort liegt ein Fischerdorf, jedenfalls lag es dort noch vor einigen Jahren. Ich weiß das, weil ich es einmal besucht habe, als ich mit meinem Vater nach Karno segelte. Nun, ich hoffe, wir können die Fischer dazu überreden, dass sie uns nach Marsa bringen. Das ist unser Hafen im Osten, am Aurisar, einem langen Meeresarm, der weit in unser Land hineinreicht«, fügte sie erklärend hinzu.
    »Ein Schiff also«, murmelte Awin nachdenklich. »Warum nicht? Das war doch schon unser Plan in Karno«, sagte er dann.
    »Eher ein Boot, Awin«, berichtigte Merege vorsichtig.
    Awin zuckte mit den Schultern. »Wo ist der Unterschied?«, fragte er. »Hauptsache, es trägt uns ins Schneeland.«
    »Natürlich«, murmelte Merege.
    »Aber verzeih, du sagst, dieses Dorf liegt auf einer Insel«, sagte Awin.
    »So ist es, doch bei Ebbe können wir sie auch mit den Pferden erreichen. Angeblich war es früher eine Landzunge, doch den Meeresriesen gefiel es eines Tages, sie ganz vom Land zu trennen. Ich nehme an, dafür sollten die Menschen dort heute dankbar sein, hat es sie doch wahrscheinlich vor dem Heer der
Hakul bewahrt. Aber nun sollten wir uns beeilen. Denn die Meerenge kann nicht mehr fern sein, und die Ebbe ist fast an ihrem Tiefpunkt.«
    Sie ritten eine Weile im scharfen Trab und erreichten bald die Küste. Merege hielt unruhig Ausschau nach der Insel draußen im Meer, aber da war nichts. Awin wollte nach Dare rufen, dann fiel ihm wieder ein, dass der junge Krieger mit den scharfen Augen gefallen

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