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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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stehen.
    »Ich sollte ihm bei Gelegenheit Benehmen beibringen«, knurrte Tuge.
    »Ich wünsche uns, dass du dazu Gelegenheit bekommst, denn das hieße, dass wir Erfolg haben«, meinte Awin.
    Tuge grinste. »Zweifelst du etwa daran?«, fragte er mit einem Augenzwinkern.
    »Wir werden sicher keinen Erfolg haben, wenn ihr hier im Weg steht und schwatzt«, rief Wela, die ihre Satteltaschen an ihnen vorüberschleppte.

    Tuge grinste noch breiter. »Wela würde auch eine gute Vorsteherin abgeben, ich glaube, der Geist der Ese dort oben hat auf sie abgefärbt«, meinte er und deutete auf Nerne, die auf dem Hügel stand und Männer und Frauen hin und her scheuchte.
    »Aber sie hat Recht, Tuge, also lass uns unsere Sachen an den Strand bringen.«
     
    »Damit? Über das Meer?«, fragte Tuge entsetzt, als sie vor dem Boot standen. Es lag halb auf den Strand gezogen im grauen Sand und entpuppte sich als außerordentlich schlicht gebautes Gefährt. Es war lang und recht breit, die Planken waren mit Hanfseilen vernäht und nicht genagelt, wie Awin es bei den Booten in Karno gesehen hatte. Es war hochbordig, und es gab einige Sitzbänke vorne und hinten, während in der Mitte Platz für Waren gelassen worden war. Nun legten Awins Gefährten dort ihre Sachen ab, und die Fischer verstauten Vorräte und Trinkschläuche. Awin zögerte, irgendetwas fehlte diesem Boot. Dann kam er darauf. »Hat es kein Segel?«, fragte er.
    »Nein«, sagte einer der Fischer schlicht.
    »Und wie kommt es dann voran?«, fragte Awin nach.
    »Rudern«, lautete die einsilbige Antwort.
    »Was ist, willst du nicht endlich deinen Schild und deine Decke dort ablegen, damit wir loskommen?«, drängte Wela.
    Sie schien außerordentlich tatendurstig zu sein. Awin nickte, aber er bewegte sich nicht. Das fehlende Segel, die vernähten Planken - dieses Gefährt sah einfach nicht aus, als könne es sie über das Meer tragen.
    »Für einen Mann, der schon auf einer Seeschlange geritten ist, scheinst du dich aber sehr vor diesem Ritt zu fürchten«, neckte ihn die Schmiedin.
    Awin brummte missmutig und warf dann endlich seine Decke und seinen Schild ins Boot.

    »Ich sehe neun. Aber ihr werdet dennoch für zehn zahlen, nicht wahr?«, fragte die Ese, die am Strand erschienen war.
    Merege nickte.
    »Hast du gehört, Ule? Zehn Barren für die Fracht, fünf für die Ruderer. Vergiss es nur ja nicht!«
    Ule brummte irgendetwas Unverständliches zur Antwort und nickte seinen Männern zu.
    Sie begaben sich zum Boot und starrten nun die Gefährten erwartungsvoll an.
    »Wir haben euch zu danken, ehrwürdige Nerne«, sagte Awin.
    »Dankt mir nicht, noch seid ihr nicht angekommen. Und nun steht nicht herum. Von alleine kommt das Boot nicht ins Wasser!«, erwiderte die Ese.
    Erst jetzt begriffen sie, dass sie den Männern helfen sollten, das plumpe Gefährt ins Wasser zu bringen. Sie schoben, bis ihnen das Meer unter die Arme griff und das Boot anhob. Dann kletterten sie mehr oder weniger geschickt hinein. Ule gab ihnen brummend und mit Zeichen zu verstehen, wo sie sich Platz zu suchen hatten. Einer der Fischer drückte Awin ein Paddel in die Hand.
    »Rudern«, sagte der Mann ernst, als ihn Awin nur verblüfft anstarrte.
    Awin hatte keine Ahnung, was er zu tun hatte, aber dann sah er die Fischer an der Bordwand niederknien und ihre Paddel ins Wasser tauchen. Er versuchte, es ihnen gleichzutun. Es war nicht so einfach. Ule rief ihnen irgendetwas zu, was er nicht verstand, und der Fischer neben ihm sagte: »Achtet darauf, es gleichmäßig zu tun. Sonst halten wir nicht Kurs.«
    Awin nickte. Das Boot nahm langsam Fahrt auf. Als er sich noch einmal umdrehte, waren sie schon ein gutes Stück vom Strand entfernt. Die Bewohner der Siedlung waren bereits auf
dem Rückweg. Nur einige Frauen und Kinder waren am Strand geblieben und sahen ihnen nach.
    Es gab zehn der großblättrigen Paddel, also wechselten sie sich beim Rudern ab. Nur Isparra weigerte sich wortlos, als einer der Fischer ihr mit unsicherem Blick ein Ruder reichte.
    »Sie ist verwundet«, behauptete Awin rasch, um den Fischern eine Erklärung zu bieten, und sie ließen die Windskrole fortan in Ruhe. Die Hakul merkten bald, dass das Paddeln viel Übung erforderte und nicht so leicht war, wie es bei den Fischern aussah.
    Schnell stellte Awin fest, dass sie entgegen seiner Erwartung nicht nach Westen, sondern nach Osten ruderten. Er fragte seinen Nachbarn, den Mann namens Dalbis, nach dem Grund.
    »Es ist wahr, der Weg westlich um

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