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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Bergen und dem Meer und ist nur sehr schmal, und wären die Windskrole nicht, wäre es ein guter Platz, die Hakul aufzuhalten.«
    »Wer ist dieser Ragin?«
    »Er ist der Airiskan, der Oberste unseres Ordens, seit Senis verkündet hat, uns zu verlassen. Schon lange vorher hat er sich um die vielen einfachen Dinge gekümmert, die zu tun sind, mit denen wir aber die Ahnmutter nicht behelligen wollten. Er ist erfahren und beherrscht die meisten Zauber viel besser als jeder andere von uns, doch ich weiß nicht, ob er der richtige Mann ist, die Wächter in den Kampf zu führen.«
    Sie klang besorgt, und Awin bemühte sich, ihre Bedenken zu zerstreuen. »Ich kenne diesen Mann nicht, aber wenn er stärker ist als die Wächterin, die ich kenne, dann ist mir nicht bang. Außerdem, wenn Senis rechtzeitig kommt …«
    »Wenn, Awin, wenn! Je länger ich darüber nachdenke, desto größer werden meine Zweifel. So vieles ist unsicher, so vieles kann sich gegen uns wenden.«
    Awin schwieg eine Weile. Er saß neben Merege, berührte sie fast. Dann trat ihm wieder dieses Bild der im Schnee sterbenden Kariwa vor die Augen. Aber sie hatte gesagt, dass im Sommer selbst ihre kalte Heimat ohne Schnee war. »Sag, Merege, du hast von den weißen Gletschern gesprochen. Gibt es welche in der Nähe des Skroltores?«
    Sie sah ihn befremdet an, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, denn das Tor liegt zwar am Fuß der Berge, aber um einen Gletscher zu sehen, müsstest du im Sommer noch einen ganzen Tag weiter hinaufsteigen.« Sie lächelte plötzlich. »Wenn du willst, kann ich dich zu einem von ihnen führen, wenn diese Geschichte vorüber ist. Es ist schön dort.«
    »Wenn diese Geschichte vorüber ist, vielleicht«, murmelte Awin ausweichend. »Aber nun … nun werde ich wieder nach
hinten gehen, denn ich glaube, Ule ist der Meinung, unsere Pause habe lange genug gedauert.«
    Gar nicht sehr viel später passierten sie die Meerenge, durch die sie am Morgen so eilig geritten waren. Die Strömung war hier stark, und das Boot schoss förmlich mit der Ebbe durch die Enge. Dann weitete sich der Gesichtskreis, und vor ihnen lag die offene See. Die Wellen wurden höher, und die Hakul klagten bald über ein seltsames Gefühl, das sich in der Magengegend breitmachte. Solange er ruderte, bemerkte Awin davon nichts, aber bei seiner nächsten Pause überfiel die Übelkeit auch ihn.
    »Seekrankheit«, sagte Dalbis nur. »Geht vorüber.«
    Mahuk Raschtar litt ebenfalls unter dieser Krankheit, und zu seinem Bedauern wussten weder er noch Yeku dagegen ein hilfreiches Kraut. Inzwischen hatte sich die kurze Dunkelheit über das Meer gesenkt, aber Dalbis versicherte Awin, dass sie nicht in Gefahr waren, auf ein Hindernis aufzulaufen. »Diesen Teil des Eismeeres nennen wir die Morgenbucht. Sie hat vielfältige Strömungen, und auf ihrer Südseite, wo wir uns befinden, ist sie mit uns. Und sie wird es auch morgen und übermorgen noch sein. Du solltest dich freuen, Hakul.«
    Aber dazu fühlte sich Awin viel zu matt und elend.
    Irgendwann schlief er erschöpft ein. Es war ein tiefer Schlaf, der erste ohne Traum, seit er seine Gabe wiedererlangt hatte. Als er erwachte, hatte das Morgengrauen eingesetzt, aber Awin wusste inzwischen, dass es hier unendlich viel länger dauerte als in seiner Heimat. Die Fischer ruderten, aber Dalbis erklärte ihm, dass sie es nur taten, um das Boot in der Strömung zu halten. In der Ferne vermeinte Awin eine grüne Linie zu erkennen.
    »Das ist Berke. Wir folgen ihrem Ufer, so weit es geht, nach Westen, dann die Küste hinauf nach Norden. Es ist der sicherste Weg«, erklärte Dalbis.

    Awin hatte Hunger. Sein Magen schien sich an das Meer gewöhnt zu haben. »Du sagst, es sei der sicherste Weg. Gibt es auch einen schnelleren, Dalbis?«, fragte er den Fischer.
    »Keinen, der so schnell ist, dass es sich lohnte, ihm zu folgen, Hakul«, lautete die Antwort.
    Awin hatte von der ungewohnten Tätigkeit des Vortages Schmerzen in den Armen, Beinen und im Rücken, aber es half nichts, es musste wieder gepaddelt werden. Immerhin verstanden sie alle sich nun besser auf die richtige Handhabung der Paddel, und Awin hatte das Gefühl, dass sie noch ein wenig schneller vorankamen. Den ganzen Tag blieb die Insel Berke auf ihrer Südseite sichtbar. Die Dämmerung kam, die kurze Nacht und ein neuer Morgen, und immer noch lag Berke dort zu ihrer Linken.
    »Ich hätte nie gedacht, dass eine Insel so groß sein kann«, sagte Limdin irgendwann. Awin stimmte

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