Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
der Kariwa. Awin schätzte es auf einige hundert Männer.
    »Lasst mich ein Stück vorausreiten«, rief Merege, »sie könnten euch sonst für Feinde halten.«
    Sie folgten dem Rat. Immer wieder wandte sich Awin um. Der Rauch stand hinter den Bergen. Dann bebte wieder die Erde, und Kramar grollte.
    Merege hatte die Truppen erreicht, und sie sprach mit einigen Kriegern, die einen hochgewachsenen, weißbärtigen Mann heranwinkten.
    » Das ist ihr Heer?«, fragte Tuge halblaut.
    Awin war ähnlich erschrocken. Er sah Bauern mit Äxten, einige mit Speeren, hier und da einen Helm, einige, aber nicht sehr viele, trugen auch Schilde.
    »Viel Eisen«, flüsterte Mabak.
    » Nur Eisen«, berichtigte Wela mit Kennerblick.
    In der Tat sah nun auch Awin, dass die Waffen vielleicht nicht für den Krieg, aber wenigstens aus gutem Eisen gemacht waren.
    »Sie sehen nicht aus, als könnten sie mit diesen Schätzen in ihren Händen auf dem Schlachtfeld viel anfangen«, brummte Tuge.
    »Viele Bogenschützen haben sie auch nicht«, sagte Limdin halblaut.
    Awin gab das Zeichen anzuhalten. Die Kariwa beäugten sie misstrauisch, manche auch offen feindselig.
    Merege kam jetzt mit dem Weißbart zurück. Awin entdeckte, dass er ebensolche schwarzen Linien wie Merege im Gesicht
trug. »Das ist Lemgin, einer unserer erfahrensten Wächter. Er führt die Truppen.«
    »Ich grüße dich, Awin von den Schwarzen Dornen. Wir haben von deinem Kommen gehört«, sagte Lemgin höflich.
    »Gehört?«, fragte Awin verwundert.
    Lemgin lachte halblaut: »Ahnmutter Senis hat einigen von uns Träume geschickt. Sie handelten von einem jungen Yaman der Hakul. Dein Gesicht ist mir also vertraut, Yaman Awin.«
    »So grüße ich auch dich, Lemgin von den Wächtern. Ist Senis denn hier?«
    »Nein, leider nicht. Doch hoffen wir, dass sie bald kommt, denn wir sind sehr auf ihre Hilfe angewiesen.«
    Awin nickte. Die Ahnmutter hatte ihn angekündigt, das war gut, denn es ersparte ihm viele Erklärungen.
    »Verzeih, wenn ich euch unterbreche, Yaman Awin«, mischte sich Tuge plötzlich ein, »aber darf ich den ehrwürdigen Wächter fragen, ob er sich wirklich hier dem Heer der Hakul stellen will?«
    Der Wächter sah Tuge nachdenklich an. »So will es Ragin, unser Airiskan.«
    »Nun, ich kenne diesen Mann nicht, aber ich sehe die Bewaffnung deiner Männer. Sie haben wenige Schilde, die Hakul aber viele Pfeile. Ich sehe auch zu wenige Bögen, um die Reiter von euch fernzuhalten, und zu wenige Speere, um dem Ansturm der Yamanoi zu widerstehen. Wenn ihr ihnen hier auf offenem Feld entgegentretet, wird es in einem sehr einseitigen Blutbad enden, ehrwürdiger Lemgin.«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Ich danke dir für deinen Rat. Aber du bist ein Hakul, und ich weiß daher nicht, ob ich dir trauen kann.«
    Tuge verschlug es für einen Augenblick die Sprache, und Awin sagte schnell: »Das solltest du aber, denn sein Rat ist gut,
und wenn du darüber nachdenkst, wirst du ihn einleuchtend finden. Ich habe Eris Heer gesehen, es ist euch an Kampfkraft hundertfach überlegen, Lemgin. Wenn du nicht auf Tuge, den erfahrenen Krieger, hören willst, dann hörst du vielleicht auf Awin, den Seher. Ich sehe den Tod deiner Männer voraus, wenn du hier kämpfst. Zieht euch zurück, oder, wenn ihr unbedingt bleiben müsst, so sucht den Schutz eines Waldes, wo Pferde wenig nutzen. Oder geht hinauf auf den steilen Hügel, den ich dort sehe, sonst töten euch die Hakul, oder sie treiben euch in den See.«
    Der Wächter starrte ihn zornig an. »Ich habe meine Befehle, und wenn du nur unsere Waffen siehst, so vergisst du, dass einige von uns über Kräfte verfügen, die euch Hakul fremd sind. Blitz und Tod werden wir über die Reiter bringen.« Der Kariwa verstummte, dann sagte er deutlich ruhiger: »Dennoch erscheint mir dein Rat, was die Wälder betrifft, nicht schlecht. Ich werde Ragin fragen, ob er uns erlaubt, dort Schutz zu suchen.«
    Awin nickte. »Tu das, Lemgin, doch empfehle ich dir, seine Antwort nicht abzuwarten. Es brennt schon hinter diesen Hügeln. Der Feind wird bald hier sein, und auch er verfügt über Waffen, die nicht aus Eisen oder Bronze sind. Windskrole sind bei ihm, und sie haben eure Männer schon bei Marsa schwer geschlagen. Weißt du das nicht?«
    »Ich hörte davon«, murmelte Lemgin düster. Dann rief er einen jungen Kariwa zu sich, dem er eine Botschaft mitgab. »Ihr könnt diesem Mann folgen, er wird euch zu Ragin geleiten. Sagt dem Airiskan, was ihr mir gesagt habt.

Weitere Kostenlose Bücher