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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wissen, was mich dort unten erwartet. Wie viele Kariwa sind dort? Wie viele davon verfügen über die Macht der Wächter? Wie ist das Tor beschaffen? Wo können wir uns am besten verteidigen? Verstehst du, was ich meine, Merege?«
    Sie sah ihn nachdenklich an. »Am besten wäre es wohl, die Hakul am Tor selbst zu erwarten. Das Gelände steigt dort über eine lange Strecke an, das macht die Pferde langsam. Unsere Krieger könnten sich auch in den Felsen zu beiden Seiten der Schwarzen Mauer und im Unterholz an beiden Seiten der Rampe verstecken und dann von dort über die Hakul herfallen.
Auch gibt es einen Wehrgang hoch oben auf der Mauer. Dort wären unsere Bogenschützen halbwegs sicher vor den Pfeilen der Hakul, jedoch …«
    »Jedoch?«, fragte Awin, als Merege nicht weitersprach.
    »Es brächte die Hakul sehr nahe an das Tor und an das Siegel heran. Das ist gefährlich und wird den Wächtern nicht gefallen, vor allem Ragin nicht, und auf ihn kommt es an, denn nach seinen Worten richten sich die Kariwa.«
    »Über wie viele Wächter gebietet er?«, fragte Awin.
    »Als ich mit Senis aufbrach, gab es fast dreißig, dazu einige Anwärter wie mich.«
    »Dreißig? Nicht mehr?«, entfuhr es Awin.
    »Wenn sie ausreichend Quellen für ihre Kraft finden, werden sie viele Hakul töten«, erklärte Merege kühl.
    »Aber es sind ja auch Tausende …«, begann Awin, doch dann verstummte er. Quellen für ihre Kraft? Das hieß, Menschen - Hakul. Ihn schauderte. Er versuchte, diesen Gedanken zu verdrängen. Das Schicksal der Welt hing davon ab, dass die Kariwa siegten. Er seufzte. Vielleicht könnten die Kariwa die Hakul besiegen, wenn die Windskrole nicht wären. Und vielleicht könnten sie die Xaima besiegen, wenn die Hakul nicht wären. Er biss sich auf die Lippen und dachte nach. In Pursu hatte er selbstsicher verkündet, er wolle den Hakul diesen Wahnsinn ausreden, aber wie sollte er mit Tausenden beutehungrigen und blutdurstigen Hakul verhandeln, mit Kriegern, die nach wochenlangem harten und verlustreichen Ritt nun endlich an ihrem Ziel angekommen waren? Sie würden ihm kaum zuhören, ja, sie würden nicht einmal seine Stimme hören, er war doch nicht Isparra. Wenn Senis nicht kam, sah es schlimm aus. Aber selbst wenn sie erscheinen würde, wie sollte eine einzelne, wenn auch mächtige Zauberin dieses große Heer und die Xaima aufhalten? Die Bilder aus seinen Reisen kehrten wieder zurück.
Eri, der das Tor öffnete, die schwarze Wolke, unter der die Daimonen hervorkamen, so machtvoll, dass die Berge einstürzten.
    »Hast du nun einen Plan?«, fragte Merege. Es klang beinahe spöttisch.
    »Nein, ich weiß nur, dass es dumm wäre, sich Eri in der Ebene entgegenzustellen. Das endete doch schon bei Marsa in einer Niederlage.« Er überlegte fieberhaft. Die Kariwa konnten die Schlacht nicht gewinnen. Sie würden vielleicht viele Hakul töten, aber gewinnen konnten sie nicht. Und die Hakul konnten auch nicht gewinnen, denn wenn sie das Tor öffneten … Er dachte den Gedanken nicht zu Ende. Es wäre einfach besser, die Schlacht würde gar nicht erst geschlagen. »Am besten wäre es, die Kariwa würden sich zurückziehen. Bis zum Tor meinetwegen. Sie könnten ein paar Scheinangriffe durchführen, um uns Zeit zu verschaffen. Senis sagte, ich soll die Hakul aufhalten, bis die Nacht hereinbricht. Wenn Senis kommt, haben wir eine mächtige Verbündete auf unserer Seite. Vielleicht fällt uns dann noch etwas anderes ein. Und ich will auch nicht, dass sie sich gegenseitig umbringen«, fügte er hinzu.
    »Dann bin ich gespannt, wie du das verhindern willst«, sagte Merege und klang unter dem leichten Spott sehr niedergeschlagen. »Und nun komm, Seher, lass uns die anderen wecken. Wir sind fast am Ziel. In wenigen Stunden wirst du das Skroltor sehen.«
    Sie brachen umgehend auf und ritten über den Hügel hinab in die Ebene. Der große See glitzerte vor ihnen, und dahinter erhoben sich schwarz und mächtig die Berge. Es gab kleine Wälder am Ufer, ursprünglich wohl von hellem Grün, aber nun schon halb von einem grauen Schleier erstickt. Die Gefährten hatten wenig Sinn für die seltsam anmutende Landschaft. Sie wussten, dass der Tag der Entscheidung bevorstand. »Seht nur!«, rief Praane.

    Sie wandten sich um. Im Süden stieg Rauch auf. Eris Heer war näher, als sie geglaubt hatten.
    Noch einmal trieben sie ihre müden Tiere zur Eile. Hinter einem der Birkenwälder, die sich am Ufer entlangzogen, trafen sie schließlich auf das Heer

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