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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ehrwürdige Brami?«, erkundigte sich Awin höflich.

    »Sag es ihm schon, Vareda«, schnaubte die Fürstrichterin. »Es ist zwar geheim, doch wenn ich richtig verstehe, dann sind die Zeiten nun zu ernst, um sich mit solchen Kleinigkeiten aufzuhalten.«
    Also erklärte die Priesterin: »Unsere Späher berichten, dass Eri von vier geheimnisvollen Zauberern aus dem Osten beraten wird. Sie sollen sehr zu seinem schnellen Aufstieg beigetragen haben.«
    »Aus dem Osten?«, fragte Tuge erstaunt. »Aber da ist doch nichts, nicht jenseits der Sonnenberge.«
    »Es heißt, sie entstammten den Nebeln vom Rand der Welt, Meister Tuge«, erklärte die Brami, und sie wirkte ein wenig verlegen, vermutlich, weil sie dieses Geheimnis so lange vor ihnen verborgen hatte.
    »Und diese vier Zauberer sind wirklich die Windskrole? Nyet und Skefer? Dauwe und Seweti?«, fragte Wela.
    »Es sind uns keine Namen bekannt. Auch haben wir keine Beschreibung. Es scheint, dass sich diese vier Zauberer sogar den Hakul nur selten zeigen. Aber sie sind dort, daran habe ich nun keine Zweifel mehr.«
    Kalya, die mit finsterster Miene auf ihrem schwarzen Stuhl thronte, ergänzte ungeduldig: »Es ist offensichtlich, dass sie nun leider nicht mehr dort sind! Und das ist es, weshalb wir uns hier beraten. Du glaubst also, Yaman, dass die vier Xaima die Hakul nach Norden führen, um das Skroltor zu öffnen?«
    Und als Awin schlicht nickte, fragte sie: »Aber warum sollten die Hakul so etwas tun? Sie sind nicht dumm. Sie müssen wissen, dass es das Ende der Welt bedeutet, wenn die Daimonen, Unholde und die anderen Ausgeburten aus Edhils dunkelsten Träumen erst einmal freigelassen sind.«
    Darauf hatte Awin keine Antwort, aber Wela sagte: »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass unsere Brüder auch nur
ahnen, was die Alfskrole vorhaben. Andere Gründe müssen sie dazu bringen, nach Norden zu ziehen. Im Land der Kariwa soll es viel Eisen geben, und auch Bernstein. Ihre Schmiede fertigen Waffen, um die sie jeder Hakul beneidet. Ich hörte wahre Wunderdinge über Mereges Schwert. Sie soll damit sogar eine Göttin besiegt haben.« Die Schmiedin schüttelte den Kopf. »Ich bin dabei gewesen und weiß, dass Mereges Klinge nichts mit Slahans Ende zu tun hatte, aber viele Hakul wissen das nicht. Eisen, Bernstein! Das mag das Land der Kariwa als verlockendes Ziel für unsere Krieger erscheinen lassen.«
    Merege hatte dem Gespräch bisher schweigend gelauscht. Ja, Awin kam es sogar vor, als habe sie zeitweise gar nicht zugehört. Jetzt sagte sie leise: »Die Hakul übertreiben gern. Es mag also wahr sein, was die Schmiedin sagt.«
    Wela stieg die Zornesröte ins Gesicht: »Es ist immer wahr, was ich sage, Kariwa!«, fuhr sie Merege heftig an. Doch die nahm es mit dem ihr eigenen Gleichmut hin.
    »Und wir haben den Hakul Frieden geschworen«, seufzte die Fürstrichterin düster.
    »Ich kann die Hohepriesterinnen befragen, ob der Schwur noch Gültigkeit besitzt, da die Hakul uns täuschten«, schlug die Brami vorsichtig vor.
    Sie erntete einen beinahe mitleidigen Blick der Prawani: »Du kannst es versuchen, ehrwürdige Vareda, aber du kennst die Ersten deines Ordens. Sie sind stur, was die Gesetze Edhils angeht.«
    »Und das mit Recht«, antworte die Brami ungewohnt bissig.
    »Verzeiht einem einfachen Bogner seine Unwissenheit, aber soweit ich weiß, liegt dieses Land weit entfernt, hinter einer endlosen Ödnis aus Sümpfen und Seen. Ich habe Zweifel, dass ein großes Heer mit vielen hungrigen Kriegern und ebenso vielen Pferden diese Einöde durchqueren kann.«

    »Das Bernsteinland der Akradhai jedoch ist fruchtbar, es kann mehr als ein Heer ernähren«, entgegnete die Fürstrichterin.
    »Die Akradhai, ehrenwerte Fürstrichterin? Weißt du noch etwas, was wir nicht wissen?«, fragte Awin.
    Die Prawani erlaubte sich ein dünnes Lächeln, als sie antwortete. »In der vergangenen Nacht kam einer unserer Späher zurück. Er meldete eine große Zusammenkunft der Hakul am Oberlauf des Dhurys. Es scheint, als habe Eri unter Strydhs Banner einen Hereban verkündet. Er zieht den Fluss Tewerin hinauf, und das führt ihn zwangsläufig ins Bernsteinland.«
    Awin nickte düster. Das deckte sich mit dem, was der Händler vor einigen Tagen von einer großen Versammlung der Hakul berichtet hatte. Nur dass es gar keine Versammlung war - es war ein Hereban. Eri hatte alle Krieger der Hakul unter das Banner des Kriegsgottes gerufen.
    »Diese Bauern sind wehrhaft, wie man so hört«,

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