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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dass die Götter diese Tiere lieben - wie könnten sie nicht? Doch glaube ich nicht, dass einer von euch Deutern, die ihr euch kaufen lasst, auch nur ein wenig von dem versteht, was die Götter in diesen Tieren vielleicht offenbaren. Ich würde gerne hören, was der alte Kluwe dazu sagen würde, doch ist er wohl gestorben, wie ich erfuhr.«
    »Oh, Kluwe war hier, lange vor meiner Zeit. Er hat aber nie an der Weisheit der Stuten gezweifelt!«
    Awin nickte. Das würde dem Alten sogar ähnlich sehen.
Kluwe hatte die Dinge laufen lassen, hatte den Standpunkt vertreten, dass ein Seher sich am besten aus allem heraushalten sollte, jedenfalls meistens. Aber Awin war nicht Kluwe. Er würde sich nicht mit einer Lüge abfinden, nur weil es für alle das Bequemste war. Er sagte: »Ich habe verstanden, dass ihr selbst auch betrogen worden seid, Mandek, also erlaube mir, dir die Augen zu öffnen. Eri wird nach Norden ziehen, das ist wahr. Er wird das Land der Akradhai verwüsten, aber nicht erobern, denn er will weiter, bis ins Schneeland, das Land der Kariwa. Dort, ehrwürdiger Deuter, will er das Schwarze Skroltor öffnen …«
    Mandek unterbrach ihn, eifrig nickend. »Ja, das weiß ich, wie ich schon sagte. Mit dem Lichtstein wird der Tiudhan das schlafende Heer aufwecken, das die Kariwa vor der Welt verbergen, in ihren Bergen voller Eisen. Unter dem Banner Strydhs und mit dem Heolin in der Faust wird Eri dieses Heer in die Schlacht führen, und es werden große Zeiten für die Hakul anbrechen. Wie der Wind das Herbstlaub, so werden wir unsere Feinde vor uns hertreiben. Das Land, das uns einst geraubt wurde, wird wieder uns gehören, und die Städte und Festungen unserer Feinde auch.«
    Awin sah dem Mann in die Augen. Mandek schien wirklich zu glauben, was er sagte. Awin versuchte es erneut: »Die vier Mächtigen haben euch getäuscht, ehrwürdiger Mandek. Hinter dem Skroltor finden sich keine schlafenden Krieger, sondern Alfskrole und Unholde, denn dort liegt das Land der Daimonen, das Land, in das Edhil vor der Zeit der Menschen die Ausgeburten seiner Albträume verbannte. Wenn Eri dieses Tor öffnet, bringt er der ganzen Welt den Tod.«
    Der Deuter schüttelte zweifelnd den Kopf. »Du irrst dich, Yaman. Warum sollten sie so etwas wollen? Was hätten sie vom Ende der Welt? Es sind mächtige Zauberer, und sie haben dem
Tiudhan geholfen, die Hakul zu vereinen. Sie haben bewiesen, dass sie Freunde unseres Volkes sind. Warum sollten sie uns also täuschen?«
    Awin holte tief Luft. »Weil es keine Zauberer, sondern Alfskrole sind, blinder Narr!«
    »Das ist ein Lüge«, widersprach der Deuter ruhig. »Die vier Mächtigen werden den Hakul zu Sieg und Ruhm verhelfen, und auch unser Orakel wird berühmt werden, selbst bei den Völkern, die bisher nicht an die Weisheit der heiligen Stuten glauben.«
    Awin starrte den Deuter ungläubig an. War es das, worum es ihnen ging? Dass ihr Orakel berühmter und wichtiger wurde?
    »Vielleicht ein Zauber«, meinte Mahuk, der zugehört hatte.
    »Was meinst du?«, fragte Awin, ungehalten über die Unterbrechung.
    »Yeku sagt, der Mann steht vielleicht unter Zauber. Glaubt, was er sagt. Kein schwerer Zauber, meint Yeku, denn er glaubt Lügen gerne, wenn sie so groß und schön sind. Alfskrole haben ihm gesagt, was er hören wollte.«
    Awin schüttelte unwillig den Kopf und versuchte, dem Deuter klarzumachen, dass sie getäuscht worden waren, aber Mandek stellte sich stur. Er wunderte sich nicht einmal darüber, dass die vier Mächtigen, wie er sie stets nannte, keine Namen führten. Immerhin konnte er sie beschreiben: Ein schweigsamer Alter, ein kraftstrotzender Hüne, ein schwarzhaariger Knabe und ein verführerisches Weib - es waren ohne Zweifel die vier Xaima.
    »Diese vielen Lügen und vernebelten Wahrheiten - wenn du mich fragst, riecht das sehr nach Dauwe dem Täuscher«, meinte Tuge, nachdem er auch den dritten der Orakeldeuter in den Stall gesperrt hatte.

    Awin seufzte. »Welcher von den vieren es war, ist nicht so wichtig, Tuge, wichtig ist, dass wir nun wissen, womit sie Eri verführten. Sie versprachen ihm großen Ruhm und leichte Siege. Würden sie Wort halten, wäre er der größte Herrscher, den die Hakul je gesehen hätten. Größer noch als Etys.«
    »Aber sie halten nicht Wort, oder?«
    »Natürlich nicht, Tuge. Dieses Orakel ist eine Enttäuschung. Diese Männer sollten Weisheit besitzen, aber sieh sie dir an: feist und selbstgerecht sind sie. Sie träumen davon, dass das Orakel

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