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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Vorsprung vor ihren Verfolgern konnte nicht viel mehr als einen halben Tag betragen.

    Mahuk schob die Entscheidung über sein Verbleiben im Sger noch einmal auf. »Dieser Fluss. Er mündet in den großen Strom Dhurys. Den habe ich noch nie gesehen«, erklärte er abends am Feuer.
    Awin nahm es mit einem Lächeln hin. Er zog Wela später zur Seite und sagte: »Ich möchte, dass du in den folgenden Tagen an Mahuks Seite reitest. Vielleicht kannst du ihm die Entscheidung, bei uns zu bleiben, etwas erleichtern.«
    Wela warf ihm einen seltsamen Blick zu, war aber schließlich einverstanden.
    Sie ritten schnell und rasteten wenig, die Hakul schliefen tagsüber im Sattel, eine Kunst, die Mahuk nicht beherrschte, wie er schmerzhaft feststellte, als er vom Pferd rutschte. Von da an stellten sie ihn wenigstens während ihrer kurzen, nächtlichen Rast vom Wachen frei. Das Land war hügelig, und das kam ihnen entgegen, denn so konnten sie sich in den Senken halten, um den Augen aufmerksamer Hirten oder Verfolger zu entgehen. Die Tage waren jetzt gegen Ende des Frühlings lang und hell, der Himmel wolkenlos und blau, und sie kamen gut voran. Am vierten Tag in der Ebene wurden sie jedoch von einem heftigen Frühlingsregen eingeholt. Awin musterte die Wolken. Sie waren dicht und grau. Den ganzen Tag schon hatten sie sich schwer über der Schar zusammengeballt. Es sah aus, als würde es tagelang gießen, auf jeden Fall aber lang genug, um all ihre Spuren zu verwischen.
    »Jetzt, Tuge, sollten wir die Richtung wechseln«, sagte Awin.
    Tuge lachte, schüttelte das Wasser aus seinen Haaren und trieb die Reiter zur Eile. Awin führte sie weiter nach Norden, auf das Vorgebirge zu. Irgendwo dort musste es einen Pass in das Land der Akradhai geben. Keiner von ihnen war je zuvor in dieser Gegend gewesen und konnte sagen, wo dieser Übergang
liegen mochte, aber sie vermuteten ihn weiter im Nordwesten, wo die Berge niedriger und für Reiter leichter zu überwinden waren.
    »Yeku sagt, er will sehen, wo diese Berge enden.«
    »Dies führt uns aber vielleicht nicht zum Tewerin, Mahuk«, gab Awin zu bedenken.
    Der Ussar seufzte. »Yeku sagt, es ist gefährlich für Ussar, die Steppe alleine zu durchqueren. Selbst wenn der Ussar einen mächtigen Freund wie Yeku hat. Wir werden wohl bei euch bleiben müssen.«
    »Sage Yeku meinen Dank für diese Einsicht.«
    »Danke ihm nicht, Yaman. Yeku sagt, vor uns liegen Gefahr und Tod. Er hofft immer noch, dass viele von euch sterben.«
    »Dieser Yeku wird immer unverschämter. Eines Tages werfe ich ihn noch ins Feuer«, murmelte Tuge, als Mahuk außer Hörweite war.
    Awin blickte nachdenklich auf den knorrigen Stock, in den Mahuks Worten zufolge der Geist eines bösen Raschtar gebannt war. Yeku blieb ein schwieriger Verbündeter. Er hasste alle Menschen, vor allem Hakul. Nach dem, was Mahuk erzählt hatte, würde er aber erst aus seinem Gefängnis befreit werden, wenn er die bösen Taten seines Lebens durch gute aufgewogen hatte. Er hatte sich schon mehrfach als nützlich erwiesen, aber er hatte sie auch schon getäuscht. Verlassen konnte man sich auf ihn nicht.
    »Wenn er Mahuk überredet, bei uns zu bleiben, ist mir sogar dieser Stab willkommen«, antwortete Awin. »Und du solltest ihn das mit dem Feuer nicht hören lassen, Tuge. Er ist rachsüchtig.«
    »Ich werde mich vorerst zurückhalten, Yaman«, erklärte Tuge würdevoll, aber mit einem Augenzwinkern.
    Der Regen hielt drei Tage an, und das gab ihnen das beruhigende
Gefühl, dass sie ihre Verfolger - so es denn überhaupt welche gab - abgeschüttelt hatten. Die Stimmung im Sger war gut, obwohl sie alle bis auf die Haut durchnässt waren. Selbst Karak erlaubte sich das ein oder andere flüchtige Lächeln.
     
    An ihrem neunten Tag in der Ebene entdeckten sie in der Ferne eine schmale Rauchfahne.
    »Es war wohl nicht zu erwarten, dass wir ewig unbemerkt durch dieses Land kommen, Awin«, meinte Tuge.
    Awin nickte seufzend. Zu ihrer Rechten zogen sich immer noch die steilen Hänge des Vorgebirges in beeindruckender Höhe nach Westen, aber das weite Land vor ihnen war jetzt flach und eben. Kein Hügel und keine Senke boten ihnen noch Schutz vor fremden Augen. Er rief seinen Sger zusammen. »Wir werden dieses Feuer aufsuchen und mit den Menschen dort sprechen. Vielleicht wissen sie etwas von Eri. Aber wir werden niemanden töten, nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.«
    »Soll ich die Sgerlanze aufrichten, Yaman?«, fragte Wela.
    Awin nickte.

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