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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wieder auf ihre Pferde stiegen und Limdin seinem Bruder und Karak aufgeregt von seinen Abenteuern und den heiligen Stuten erzählte, bemerkte Awin, dass Mahuk sich an seinem Taubenkäfig zu schaffen machte.
    »Was tust du da, ehrwürdiger Raschtar?«, fragte er höflich.
    »Sonnentöchter-Zauber«, antwortete der Ussar. Er knüpfte jeder der Tauben ein schwarzes Band an einen Fuß. Dann küsste er sie und warf sie hoch in die Luft. Awin sah, wie sie zweimal über dem Talkessel kreisten und dann nach Süden verschwanden.
    »Und was für eine Art von Zauber soll das sein, mein Freund?«, fragte Tuge mit spöttischem Unterton. »Bringst du den Vögeln das Fliegen bei?«
    »Tauben-Zauber. Die Vögel finden den Weg nach Pursu. Erzählen der Prawani, was geschah.«
    »Und die schwarzen Bänder?«, fragte Awin.
    »Die Prawani gab sie mir. Wenn wir erfahren, dass Hakul nur Bauernvolk angreifen, soll ich weiße Bänder schicken. Ziehen sie aber weiter ins Schneeland, zum Skroltor, dann schwarze Bänder.«
    Awin ging ein Licht auf. »Und mit diesem Zauber tauschen die Sonnentöchter auch untereinander Nachrichten aus, nicht wahr?«
    Mahuk nickte mit einem breiten Grinsen. »Es gibt viele Tauben in Pursu. Kluger Zauber. Sehr nützlich.«
    Jetzt endlich verstand Awin, warum die Fürstrichterin so gut
unterrichtet war über alles, was die Erste Sonnentochter in der fernen Hauptstadt Dama dachte. »Das ist wirklich ein nützlicher Zauber«, sagte er anerkennend.
    »Und finden die Tauben den Weg dann auch wieder zu dir zurück, Meister Mahuk?«, fragte der junge Mabak schüchtern.
    Mahuk schüttelte den Kopf. »Sie wissen nicht, wohin ich gehe. Ich selbst weiß es ja auch nicht.«
    »Aber - du begleitest uns doch, oder?«, fragte Awin überrascht. Er hatte gar nicht bedacht, dass der Ussar seine Aufgabe erfüllt hatte und nun kein Grund für ihn bestand, weiter mit ihnen zu reiten.
    »Ich bin Ussar. Weit weg von meinem Heim, meinen Brüdern.«
    »Wir brauchen dich, ehrwürdiger Raschtar«, sagte Awin. »Und bedenke, wenn wir versagen, sind die Daimonen vielleicht vor dir in deiner Heimat.«
    »Yeku hat Heimweh. Aber ich werde mit ihm reden. Wir entscheiden am Fuß dieser Berge.«
    Noch eine Entscheidung galt es zu treffen.
    »Karak hält sich gut, Tuge«, begann Awin das fällige Gespräch.
    Der Bogner sah nachdenklich hinüber zu seinem Sohn, der am Teich kniete und seinen Trinkschlauch füllte. »Bislang sind wir noch keiner echten Gefahr begegnet, Yaman«, erwiderte er.
    »Du fürchtest, er könnte versagen?«
    »Nein, Yaman, aber er wirkt so … gleichgültig. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Ich glaube nicht, dass er Reißaus nimmt, wenn es gefährlich wird, eher, dass er noch aushält, wo er besser fliehen sollte. Und das ist es, was mir Sorgen bereitet.«
    »Ich verstehe, was du meinst, Tuge, dennoch werde ich ihn nicht zurückschicken. Ich glaube, es hätte auch keinen Zweck.
Er würde sich wohl fügen, aber am nächsten Tag sicher umkehren und uns wieder folgen.«
    »Ich sehe ein, dass du nicht zulassen kannst, dass er sich erneut deinem Befehl widersetzt, Yaman«, sagte der Bogner leise.
    »Darum geht es nicht, Tuge, aber als Yaman sollte ich von einem Krieger nichts Unmögliches verlangen. Und unseren Sger, seine Freunde zu verlassen, das ist etwas, was Karak nicht kann. Also wird er uns weiter begleiten.«
    Awin teilte es dem Bognersohn mit, bevor sie aufbrachen. Die Augen des jungen Kriegers leuchteten auf, und er nickte dankbar. Als sie aufsaßen, schien es Awin jedoch, als sei dieses kurze Strahlen bereits wieder erloschen.
     
    Sie ließen die hohen Berge am nächsten Tag hinter sich und hielten sich grob nach Westen. Der Tewerin, der Fluss, an dem Eri die Hakul versammelt hatte, würde irgendwann ihren Weg kreuzen. Dort würden sie die Spur aufnehmen können. Zu ihrer Rechten zog sich das Vorgebirge weit hinaus in die Ebene. Nach allem, was Awin wusste, bildete es die natürliche Grenze zwischen den Weiden der Hakul und den Feldern der Akradhai.
    »Wäre es nicht günstiger, etwas mehr auf die Berge zuzuhalten, Yaman?«, fragte Tuge vorsichtig. »Eri ist uns voraus und vielleicht schon nicht mehr am Fluss. Aber er muss über diese Berge, wenn er zu den Akradhai will. Also werden wir irgendwo dort auf die Spur des Heeres stoßen.«
    »Ich habe meine Gründe, diesen Weg einzuschlagen, Tuge«, antwortete Awin schlicht, und der Bogner nickte und fragte nicht weiter. Sie trieben den Sger zur Eile. Ihr

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