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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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willst. Er hat ein Heer, und du nur diese Handvoll Jungkrieger. Hast du vielleicht vor, ihn zum Zweikampf zu fordern?«
    Awin schwieg. Er hatte das in Erwägung gezogen, aber schnell wieder verworfen. Er sagte: »Eri hat keinen Grund, sich auf so ein Wagnis einzulassen. Und falls doch, hat er vier Windskrole, die schon dafür sorgen würden, dass er jeden Zweikampf gewinnt. Nein, das ist leider kein Weg, den ich gehen kann, Merege.«
    »Ich hoffe, du zählst nicht auf meine Zauberkräfte«, sagte sie leise.
    »Du hast gesagt, dass du Uo nicht anrufen willst, und diesen Wunsch achte ich, Merege«, antwortete Awin. Das war aber nur die halbe Wahrheit. Er hatte zwar gesagt, dass er dem Heer die Augen öffnen und es damit zur Umkehr bewegen wolle, aber eigentlich hatte er noch keine Ahnung, wie er das anstellen sollte, und insgeheim hoffte er schon, dass Merege ihm mit ihrer Macht irgendwie beistehen würde.
     
    Sie hielten sich nah der steilen Kante, die die Hochebene vom Grünland trennte. Der Brandgeruch wurde stärker. Bald sahen sie, dass sie sich einem Dorf, oder eher einem großen Gehöft näherten, das nicht viel mehr als einen Pfeilschuss von der Geisterebene entfernt dort unten lag. Die Häuser waren bis auf die Grundmauern zerstört, seltsamerweise war nur der Holzwall, der die Ansiedlung hatte schützen sollen, fast unversehrt geblieben.

    »Wie viele mögen dort unten gelebt haben?«, fragte Wela.
    Awin wusste es nicht, aber Merege sagte: »Auch an der Küste leben die Akradhai in solchen Höfen. Zwei oder drei Familien und ihre Knechte, ihr Vieh.«
    »Seht nur, sie haben Rinder getötet«, rief Dare und wies auf einige braune Flecken unweit des Dorfes hin.
    »Sicher, dass es keine Pferde sind? Im Kampf verletzt und aus Gnade getötet?«, fragte Tuge.
    Dare war sich sicher.
    »So ein Rind kann eine ganze Sippe über den Winter bringen«, murmelte Tuge düster.
    »Wir müssen weiter«, drängte Awin.
    Die gute Laune im Sger war verflogen. Nun hingen sie schweigend ihren Gedanken nach, während ihre Pferde langsam nach Westen trotteten, der Sonne entgegen, die nun doch endlich den Himmel verließ. Awin bemerkte die Spur eines einzelnen Pferdes im Gras, und er musste sofort wieder an den geheimnisvollen Reiter aus der vergangenen Nacht denken. Er war sicher, dass auch den anderen Hakul die Fährte nicht entging, aber niemand sprach darüber.
    »Ist es dir aufgefallen, Yaman?«, fragte Tuge, als sie das Lagerfeuer entzündeten.
    »Was denn?«, fragte Awin.
    »Es gibt hier keine Steingeister mehr. Ist das nicht eigenartig? Eigentlich kommen wir dem Land der Akradhai doch näher. Müssten es da nicht immer mehr werden?«
    »Ich glaube, diese Figuren gehörten alle zu der großen verlassenen Siedlung, von der Isparra erzählt hat, Tuge. Aber wenn du die Geister vermisst, kann ich nur hoffen, dass wir Glück haben und unten im Grünland noch mehr finden«, erklärte Awin grinsend.
    »Wirklich, manchmal sehne ich mich nach der Zeit zurück,
in der du nur ein einfacher Jungkrieger warst, Yaman Awin«, brummte Tuge.
    »Ich mich auch, Tuge, ich mich auch«, lautete Awins schlichte Antwort.
    Später besprach sich Awin noch einmal mit Mahuk und Merege über das, was Isparra ihm geraten hatte. Er wählte seine Worte mit Bedacht, denn er durfte seinen Gefährten weit weniger verraten als der Unsterblichen.
    »Du denkst daran, noch einmal in Uos Reich zurückzukehren, Awin?«, fragte Merege ungläubig. »Wozu? Es wäre doch ohne Gewinn für uns, denn deine Fragen betreffen die Zukunft und das Reich der Menschen - der lebenden, nicht der toten.«
    Awin starrte in die kleine Flamme ihres Feuers, um das sich in einiger Entfernung seine Gefährten scharten. Er konnte Merege nicht sagen, was er wirklich im Totenreich wollte.
    »Yeku sagt, er riecht ein Geheimnis«, brummte Mahuk Raschtar. »Er sagt, da ist etwas, das du uns verraten solltest, aber nicht willst - oder nicht kannst.«
    Awin antwortete nicht.
    »Das macht es uns nicht gerade leicht, dir zu helfen, Awin«, meinte Merege. Ihr blasses Gesicht wurde plötzlich weich. »Du hast eine große Gefahr auf dich genommen, um mich zu retten, und ich habe dir noch nicht dafür gedankt.«
    Awin starrte sie verblüfft an. Er hatte schon lange nicht mehr erwartet, dass das je geschehen würde.
    Dann sagte Merege: »Trotzdem sollten wir diese Beratung vielleicht besser fortsetzen, wenn du bereit bist, uns mehr über deine letzte Reise zu sagen.«
    »Ich habe schon in Pursu erklärt,

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