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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Mücken gefressen. Nein, das ist kein Land für Hakul.«
    »Aber für Akradhai. Sieh nur!« Awin wies voraus. Am Rande des Weges standen einige qualmende Trümmer, die Überreste eines großen Holzhauses.
    Sie hielten an, um die Ruine zu untersuchen, und fanden einen Toten - einen älteren Mann, der viele Wunden erlitten hatte. Sonst gab es jedoch keine Spur von den früheren Bewohnern.
    »Sie werden in die Wälder geflohen sein, Yaman«, meinte Tuge und untersuchte die Leiche.

    »Das ist gut, denn es bedeutet, dass die Menschen hier rechtzeitig gewarnt wurden«, sagte Awin nachdenklich.
    »Ich weiß nicht, ob das gut ist, Yaman«, murmelte Tuge besorgt.
    Hinter dem Haus stand eine große, hölzerne Figur. Sie war aus einem einzigen Stamm geschnitzt, bunt bemalt und stellte einen hockenden Mann dar. Das Gesicht war eine grob gehauene Fratze mit einem riesigen Mund. Es sah beinahe aus, als würde das Standbild das Elend dieses Hauses beklagen. Die Hakul hatten es nicht verschont. Einige Pfeile spickten den Stamm, und auf einer Seite war er angesengt worden.
    »Yeku sagt, Hakul sind dumm«, meinte Mahuk trocken, »verärgern Ahngeister.«
    Der junge Mabak entdeckte am Waldrand noch einige kleinere dieser Figuren. Sie ähnelten der ersten, waren aber weder bemalt noch so ausdrucksstark wie diese.
    »Dieses Land gefällt mir nicht, Awin«, stellte Tuge fest, »zu viele Geister. Und sieh nur, auch diese sind mit Pfeilen beschossen worden. Der Raschtar hat Recht, Eris Krieger sind wirklich dumm, wenn sie den Ahnen ihrer Feinde keine Achtung entgegenbringen.«
    Awin betrachtete den zerschlagenen Hausrat, denn er wollte wissen, mit was für Leuten er es hier zu tun hatte. Es war armselig: Ein paar irdene Töpfe, eine gesprungene Schale aus Kupfer, halb geschmolzen im Brand. In einer Ecke lagen zerrissene Decken auf einer Lage Stroh. Offenbar hatten alle Bewohner dort gemeinsam ihr Nachtlager gehabt. Viel konnte hier nicht zu holen gewesen sein.
    Plötzlich tauchte Mahuk Raschtar neben Awin auf und flüsterte: »Yeku sagt, es sind viele Augen in den Wäldern.«
    Awin erstarrte. Rund um das Haus waren dem verfilzten
Wald durch Brandrodung einige armselige Felder abgerungen worden. Das Wenige, das auf ihnen wuchs, war von vielen Füßen und Hufen niedergetrampelt worden. Dahinter begann ein undurchdringliches Dickicht aus Büschen und Bäumen. Er fühlte ein warnendes Prickeln im Nacken.
    »Wie viele Augen?«, fragte er.
    »Yeku kann nicht gut zählen«, lautete die beunruhigende Antwort.
    Awin schalt sich wegen seiner Sorglosigkeit. Hatte er nicht selbst gesagt, dass sie nun im Feindesland waren? Er stieß einen warnenden Pfiff aus, um den Sger zusammenzurufen.
    »Was gibt es, Yaman?«, fragte Mabak.
    »Feinde im Wald. Vielleicht die Bewohner dieses Hofes.«
    »Ich sehe niemanden«, meinte Dare.
    »Ich schon«, sagte Limdin und wies auf ein Waldstück. Dort bewegten sich einige Äste.
    »Das ist jedenfalls nicht der Wind«, murmelte Tuge.
    »Mabak, Dare, Karak, schnell! Bringt die Pferde auf die andere Seite des Hauses. Ihr seid mir dafür verantwortlich, dass ihnen kein Haar gekrümmt wird.«
    Die Jungkrieger liefen. Wela half ihnen, die Pferde hinüberzubringen, obwohl Awin ihr keinen Befehl gegeben hatte. Eigentlich hatte er sie an seiner Seite wissen wollen. Er war der Yaman, sie konnte nicht einfach tun, was sie wollte! Er gab Tuge und Limdin Zeichen, sich an den Ecken des niedergebrannten Hauses eine gute Stellung zu suchen. Merege war hinter einem umgestürzten und zerschlagenen schweren Tisch in Deckung gegangen. Mahuk lehnte an einer verbrannten Wand. Awin selbst suchte den Waldrand ab. Etwas bewegte sich dort, das konnte er sehen, doch waren es einzelne Akradhai, oder Dutzende? Das war nicht auszumachen.
    »Karak!«, rief Tuge plötzlich.

    Awin entdeckte den Jungkrieger auf einem der niedergetrampelten Felder, ein Dutzend Schritte von sicherer Deckung entfernt. Ein Pfeil bohrte sich dicht neben Awins Kopf federnd ins qualmende Holz. Tuge stieß einen Fluch aus und schickte einen Pfeil zurück. Er verschwand im Dickicht, aber da es ruhig blieb, konnten sie nicht annehmen, dass der Bogner etwas getroffen hatte. »Karak! Hierher!«, rief Tuge, aber sein Sohn stand dort, nahm weder Schwert noch Schild zur Hand und starrte in den Wald. Ein misstönendes Rasseln und Klappern stieg aus dem Dickicht auf. Plötzlich sprang Tuge aus der Deckung, rannte hinaus, packte seinen Sohn hart am Arm und zerrte ihn zurück in

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