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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Sicherheit. Ein Stein zischte aus dem Unterholz heran und verfehlte Tuge nur knapp. Wieder rasselte und klapperte es unter den Bäumen.
    »Was ist das?«, flüsterte Wela, die nun doch neben Awin aufgetaucht war.
    Er lauschte. Es klang, als würden Äste aneinandergeschlagen, aber da waren noch viele andere Geräusche. Sie schienen von allen Seiten zu kommen. Das Klappern war wild, aber nach und nach fand es einen Rhythmus, ein bedrohliches Stampfen kam dazu, und raue Stimmen stießen dunkle Rufe aus.
    »Ein Dutzend oder mehr«, rief Tuge leise herüber. Karak hockte teilnahmslos neben ihm auf dem Boden.
    Awin nickte. Es waren sicher mehr als ein Dutzend, vielleicht sogar doppelt so viele, und sie schienen den Hof eingekreist zu haben. Aber warum griffen sie nicht an? Und warum deckten sie den Sger nicht mit Pfeilen ein? Ein schriller, durch Mark und Bein schneidender Schrei beendete den Lärm. Dann kamen die Pfeile. Sie kamen von überall her, schwirrten heran und bohrten sich hier und dort ins Holz und in den Lehmboden. Sie waren nicht besonders gut gezielt, aber auch ein zufälliger Treffer wäre ein Treffer. Tuge wagte sich kurz aus
seiner Deckung, ließ ein Geschoss von der Sehne schnellen und war schon wieder verschwunden, als im Wald jemand getroffen aufstöhnte. Wela, die neben Awin und Mahuk an der verbrannten Holzwand kauerte, sprang plötzlich in den Raum, schnappte sich einen der Pfeile und kehrte zurück. Ein Pfeil kam aus dem Wald, er war gut gezielt, aber die Schmiedin warf sich im letzten Augenblick zur Seite.
    »Was soll das?«, herrschte Awin sie wütend an. Das hätte schiefgehen können.
    Sie zeigte ihm grinsend den Pfeil. Er hatte nur eine Steinspitze. Der Beschuss hatte aufgehört.
    Awin nahm Wela den Pfeil aus der Hand, und warf ihn dem Bogner zu. »Was hältst du davon?«
    Tuge besah sich das Geschoss und schüttelte missbilligend den Kopf. »Schlechte Arbeit, ganz schlechte Arbeit«, rief er.
    Im Wald tat sich etwas. Awin hörte das Buschwerk rascheln, und auch die eine oder andere Baumspitze bewegte sich. Dann wurde es still.
    »Yeku sagt, sie gehen«, rief Mahuk leise.
    »Ist er da sicher?«, fragte Awin.
    »Er sagt, es kommen andere.«
    Awin starrte den dreigesichtigen Stock an. Was sollte das nun wieder bedeuten - zogen sie sich zurück, oder griffen sie an?
    Limdin tauchte plötzlich neben Awin auf. »Da kommen Reiter, Yaman, viele Reiter. Ich kann es hören.«
    Awin hörte es jetzt selbst. Im Wind waren Stimmen. Ein in den Ohren schmerzendes Kreischen, das ihn entfernt an einen gequälten Esel erinnerte, wehte heran. Daneben wurde gerufen und geflucht, Pferde wieherten und jemand gab laut Befehle. Und da war noch etwas, ein schweres, schleifendes Rollen. Das waren nicht nur Reiter, sie hatten auch einen Wagen. Awin
fragte sich, was nun wieder auf sie zukommen würde. Er erhob sich. »Steht auf, es sind Hakul.«
    Sie sammelten sich um Awin, auch Karak, der als Einziger im Sger nicht besorgt wirkte. Merege sprach leise auf ihn ein.
    »Hakul? Kommen wir da nicht vom Wind in den Sturm?«, fragte Tuge, der sich krampfhaft bemühte, so zu tun, als sei mit seinem Sohn nichts vorgefallen.
    Awin wollte um jeden Preis Gelassenheit ausstrahlen. Er fragte Tuge in aller Seelenruhe nach dem Akradhai-Pfeil mit der Steinspitze, den der Bogner immer noch in der Hand hielt.
    »Ich muss sagen, dass ich schon als Knabe bessere Pfeile als diesen hier zum Spiel gefertigt habe«, erklärte der Bogner. »Der Schaft ist krumm, der ganze Pfeil nicht im Gleichgewicht. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt irgendwohin geflogen ist.«
    »Meinst du, das waren Kinder?«, fragte Wela.
    Awin schüttelte den Kopf. »Nein, ihr habt die Stimmen gehört. Männer waren dort. Zu unserem Glück sind sie offenbar nicht sehr gut bewaffnet.«
    »Das wird für diese Hakul sicher nicht gelten«, meinte Tuge jetzt. »Sollten wir nicht aufsitzen und verschwinden, Yaman? Sie sind mit Eri geritten.« Sein Blick glitt wieder hinüber zu Karak, auf den Merege immer noch leise einredete.
    »Aber nun sind sie nicht mehr bei ihm, Tuge, und ich wüsste gerne den Grund«, sagte Awin. »Wir sitzen auf, und du, Wela, richtest die Sgerlanze auf. Dann werden wir sehen, was geschieht. Wenn ich diese paar Hakul nicht von unseren guten Absichten überzeugen kann, wie soll es mir da mit dem großen Hereban gelingen?«
    »Dann will ich hoffen, dass diese kleine Übung uns nicht den Kopf kostet«, murmelte der Bogner.

    Kurz darauf saßen sie auf

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