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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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vielleicht trotz des Umweges nicht so weit hinter Eri zurückfallen, wie er befürchtet hatte. Vielleicht würden sie sogar vor ihm das Meer erreichen. Aus diesen Gedanken wurde er durch einen Ruf von Jeswin gerissen. Die beiden Späher erwarteten sie an einer Wegbiegung.
    »In der Ferne waren Hörner zu hören, ehrwürdiger Yaman«, berichtete Dare, »und hier sind viele Männer über den Weg gekommen, aber nicht auf ihm geblieben.«
    Awin musterte den Boden. Es mussten viele Menschen gewesen sein.
    »Noch nicht lange her«, meinte Mahuk. »Heute. Aber nach dem Reiter. Pferdespur verschwindet hier, kommt da vorne wieder.«
    Awin nickte, denn er war zu demselben Schluss gekommen. In das dichte Buschwerk waren einige Lücken gerissen, es
mussten wirklich viele Männer gewesen sein. Zwanzig, dreißig, vielleicht auch mehr. Doch warum waren sie nicht auf dem Weg geblieben?
    »Hörner in der Ferne, sagst du?«, fragte er Dare.
    Der Jungkrieger nickte.
    »Was hältst du davon, Yaman?«, fragte Jeswin.
    Awin dachte nach. Eigentlich musste man kein Seher sein, um zu ahnen, was da vor sich ging: »Dieser Weg muss zu einer Siedlung führen, die anscheinend dort irgendwo im Wald liegt. Wenn diese Männer nicht auf dem Weg bleiben, um dorthin zu gelangen, dann führen sie nichts Gutes im Schilde. Und wenn sie die Straße schon verlassen, obwohl die Siedlung noch fern ist, dann wird der Weg überwacht. Das heißt wiederum, dass, wer immer dort wohnt, mit Feinden rechnet.«
    »Hast du das gesehen ?«, fragte Jeswin ehrfürchtig.
    »Nur in diesen Spuren, Yaman«, entgegnete Awin lächelnd.
    »So bist du nicht sicher?«
    Awin seufzte, offenbar hätte der Yaman ihm sofort geglaubt, wenn er es aus irgendeinem Zeichen gelesen hätte, jetzt hegte er Zweifel. Aber die hatte Awin selbst auch, die Hörner waren vielleicht für die Jagd, nicht den Kampf, und schließlich war es auch gar nicht sicher, dass wirklich eine Siedlung mitten im Wald lag. Nach allem, was er gehört hatte, mieden die Akradhai den Femewald, und diese geheimnisvollen Waldbewohner würden doch sicher keine breite Straße für Fremde weit in ihren Wald hineinschlagen. Es passte nicht zusammen. Dennoch war Awin sich aus irgendeinem Grund sehr sicher, dass er Recht hatte - da war ein Kampf im Gange, tief im Wald. Und sie würden bald wissen, wer dort gegen wen kämpfte.
    Sie schickten Dare und drei weitere Späher zu Fuß voraus und folgten ihnen langsam und mit verdoppelter Wachsamkeit.
Laute drangen aus der Ferne heran: Ein dumpfes, regelmäßiges Stampfen und bedrohliche Rufe. Sie hielten die Pferde an.
    »Das klingt böse«, sagte Tuge leise. »Es ist wie das, was wir an dem niedergebrannten Haus hörten, gestern.«
    Awin nickte. War das wirklich erst gestern gewesen? Es war viel geschehen seither. Plötzlich stieg ein einzelner schmerzerfüllter Schrei aus dem Wald auf. Einer ihrer Späher kam über den Weg zurückgerannt.
    »Was gibt es, Raiwe, mein Sohn?«, fragte Jeswin den Jungkrieger, als er völlig außer Atem endlich angekommen war.
    »Da ist eine Lichtung. Dare hat sich ganz herangeschlichen. Er sagt, es steht ein großes Haus darauf. Dort wird gekämpft, und es sind viele Krieger zwischen den Bäumen«, rief der Jungkrieger keuchend.
    »Worum wird gekämpft?«, wollte Jeswin wissen.
    »Das weiß ich nicht, Yaman«, sagte Raiwe, was ihm einen sehr tadelnden Blick einbrachte. Eilig rief er: »Aber es sind Ackerleute, die angreifen. Wir sahen einen tot auf dem Weg liegen.«
    Jetzt ertönte ein vielstimmiger Schlachtruf, Hörner erklangen und dann das wilde Gebrüll angreifender Krieger. Awin rann ein Schauer über den Rücken.
    »Es sieht so aus, als würde Uo ein Fest feiern«, meinte Jeswin mit ausdrucksloser Miene.
    »Was tun wir jetzt, Awin?«, fragte Tuge.
    Die wilden Schreie waren verstummt, aber Waffenklirren und lautes Stöhnen klangen durch den Wald. Ein weiterer Späher kam herangelaufen. »Sie kämpfen, die Akradhai greifen das Haus an!«
    »Wie viele?«, wollte Jeswin wissen.
    »Dare sagt, es seien fünf oder sechs Dutzend.«
    »Dare sagt, Dare sagt - haben meine Späher keine eigenen
Augen mehr?«, klagte Jeswin, woraufhin der Jungkrieger rot anlief.
    »Lasst sie kämpfen, dann kümmern wir uns hinterher um die, die übrig bleiben«, riet Lamban der Pferdezüchter.
    Aber Awin war anderer Ansicht. »Nein, es sind Akradhai, die Feinde angreifen. Ich sage, der Feind meines Feindes ist mein Freund. Oder wenigstens will ich erreichen, dass die Bewohner

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