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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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folgen. Die Buchen, die ihnen bislang einigermaßen Raum gelassen hatten, wurden von anderen, fremdartigen Bäumen
mit fleckiger Rinde abgelöst, die selbst dicht über dem Boden noch kräftige, meist kahle Äste trugen. Irgendwann griff Mahuk zum Schwert und begann, sich den Weg frei zu hacken. Sie wurden dadurch immer langsamer, wie Awin besorgt feststellte. Er musste an das Heer des Tiudhan denken. Nach allem, was Jeswin von Händlern gehört hatte, war das Land auf der anderen Seite des Flusses eben, fruchtbar und durch Wege zwischen den verstreut liegenden kleinen Siedlungen erschlossen. Das Heer würde gut vorankommen, aufgehalten nur, wenn es plünderte und brandschatzte, und mit jedem Tag, den sie selbst in diesem elenden Wald auf der falschen Seite des Flusses verbrachten, würde der Abstand größer werden.
    Das Schwert, das sich durch das Unterholz gehackt hatte, hielt inne. Mahuk blieb stehen. Awin wollte fragen, was der Grund dafür war, doch dann hörte er es selbst: Ein leises hölzernes Klappern wehte mit einem leichten Wind durch den Wald. Es erinnerte ihn an das Geräusch, das er beim Angriff der unsichtbaren Gegner am niedergebrannten Haus gehört hatte. Es war anders, leiser, feiner, aber ebenso bedrohlich, und schien von irgendwo hinter den Bäumen zu kommen. Awin konnte nichts entdecken, aber seine Hand wanderte zum Dolch. Auch mit dem nächsten Windhauch wehte dieses unbestimmte, leise Klappern und Schlagen durch den Wald.
    »Ein Windskrol?«, flüsterte Jeswin.
    Awin wusste es nicht. Das Klappern verstummte. Jeswin befahl dreien seiner Krieger, sich umzuschauen. Die anderen Hakul warteten, umzingelt von fremdartigen Bäumen und unbekannten Geräuschen. Die Späher kehrten zurück, sie hatten nichts Verdächtiges finden können. Sie rückten weiter vor. Das leise, hölzerne Klappern kam immer wieder. Es schien nie besonders nahe zu sein, verstummte von Zeit zu Zeit, um dann an anderer Stelle wieder zu erklingen.

    »Vielleicht Tiere«, meinte Awin irgendwann, obwohl er es selbst nicht glaubte.
    Mahuk schüttelte den Kopf. »Keine Tiere. Bewegen sich nicht. Sitzen hoch oben. Vielleicht Baumgeister.«
    Dieser Verdacht sprach sich herum, und das war nicht dazu angetan, die Stimmung im Sger zu heben. Das Klappern verstummte nach einer Weile. Aber gerade, als sie erleichtert glaubten, es hinter sich gelassen zu haben, ertönte es irgendwo voraus von neuem. Wieder begleitete sie das beunruhigende Geräusch ein Stück, dann blieb es zurück. Sie schlichen leise weiter. Jeder Tritt der Hufe erschien Awin nun unnatürlich laut. Seine Sinne waren auf das Äußerste angespannt, warteten geradezu auf das hässliche Klappern. Es kam. Dieses Mal ertönte es von zwei Seiten und zerrte nun doppelt an ihren Nerven. Schließlich, als sie wieder einmal anhielten, um zu beraten, kam Limdin nach vorne. »Lass mich in den Wald gehen, Yaman Awin. Ich will einen dieser Geister fangen.«
    Awin zögerte. Irgendetwas sagte ihm, dass sie es nicht mit Geistern zu tun hatten, aber er befürchtete, dass Menschen - Feinde - hinter diesen unheimlichen Geräuschen steckten. Schließlich nickte er aber. Sie mussten ergründen, was es damit auf sich hatte, bevor die Männer so verunsichert waren, dass sie sich umdrehten und davonliefen. Am liebsten hätte er sie ausschwärmen lassen, aber er hatte das Gefühl, dass es jetzt besser war, die Krieger zusammenzuhalten. Limdin verschwand im Dickicht. Bald hörten sie ihn durchs Unterholz brechen, und die Krieger raunten einander zu, wie sehr sie Limdin für seinen Mut bewunderten. Awin sah ihnen an, dass keiner von ihnen es gewagt hätte, diese Waldgeister herauszufordern, keiner, selbst Dare nicht, der nun mit verschlossenem Gesicht auf die Rückkehr seines Bruders wartete. Bald hatte der Wald die Geräusche
von Limdin verschluckt. Das leise schnarrende Klappern erklang wieder. Awin begann sich Vorwürfe zu machen. Wieso hatte er den Krieger alleine gehen lassen? Einmal brach in einiger Entfernung ein Ast, die Blätter rauschten, aber sonst blieb es ruhig. Hin und wieder schnaubte ein Pferd, die Männer flüsterten miteinander. Sie warteten, und jedes Mal, wenn das leichte Klappern von irgendwoher heranwehte, fühlten sie sich unbehaglicher. Dann kamen schnelle Schritte durch den Wald. Limdin hatte es offenbar eilig. Schließlich sahen sie ihn zwischen den Bäumen. Limdin lachte und reckte etwas in die Höhe. »Ich habe einen der Waldgeister gefangen, ihr Krieger, seht her«, rief er

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