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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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nichts mit dem Ersten Münzmeister.«
    »Weißt du, man kann einen Maulesel antreiben, wenn man ihm eine Karotte vor die Nase hält. Ich bin offenbar einer von den Mauleseln, denen man zusätzlich einen bissigen Hund hinterherlaufen lässt.« Er wies mit dem Daumen auf den Galgen, der mittlerweile hinter uns lag. »Wenn ich ohne die Mitgift zurückkomme, kann ich mich gleich selber aufhängen. Wovon soll ich meine Familie ernähren, wenn ich in Landshut keine Arbeit mehr habe? So viele Münzmeister werden zu Hause ja nicht gebraucht … höchstens zwei, um genau zu sein.«
    »Du kannst immer noch zu einem anderen Fürsten gehen. Du verstehst deine Arbeit doch.«
    »Als Zweiter Münzmeister, den sein Herr auf die Straße gesetzt hat? Dazu müsste ich schon auf die Stelle des Ersten gerückt sein, bevor ich mich jemand anderem im Reich empfehlen kann.«
    »Es werden sicherlich auch irgendwo Zweite Münzmeister gebraucht.«
    Er sah mich niedergeschlagen an. »Du rechnest auch damit, dass ich versagen werde.«
    »Ich wollte dir nur zeigen, dass es immer einen Ausweg gibt.«
    Er ballte die Fäuste. »Ich hätte nie hierher kommen sollen. Aber welche Wahl hatte ich denn?« Er machte die gelassene Sprechweise des Herzogs nach: »Rechberg, Er weiß, dass der Polenkönig Uns noch immer die Mitgift für Unsere geliebte Herzogin schuldet? Ja, Euer Gnaden. Rechberg, Er weiß auch, was dreißigtausend Gulden für Unseren Säckel sind? Ja, Euer Gnaden. Was, Rechberg? Die Rettung, Euer Gnaden.«
    »Friedrich, du konntest nichts anderes sagen.«
    »Ich hätte mich dämlich stellen können. Aber ich wollte ja unbedingt zeigen, dass ich für meinen Herrn mitdenke.«
    »Und jetzt?«
    Er trat einen Stein aus dem Weg, der uns ein paar Schritte weit voranhüpfte und dann unter Paolos Fuß endete, der ihm hinterhergesprungen war. Paolo trat den Stein in meine Richtung, und ich versuchte ihn zurückzuschießen und gleichzeitig auf Friedrich von Rechberg zu achten. Der Stein sprang seitlich davon und war für all jene keine Gefahr, die dort standen, wohin ich gezielt hatte. Paolo rannte ihm nach.
    »Jetzt bin ich zwei Monate hier; habe eine Truhe voll mit Ermächtigungen und Vollmachten, die mir nichts nützen; habe einen regelrechten Tross an Schreibern, Buchhaltern und Knechten dabei, die keine Arbeit haben; und habe mit vermutlich jeder Seele hier in der Stadt gesprochen außer dem König, der mich am ausgestreckten Arm verhungern lässt.«
    »Und außer mit Fryderyk Miechowita«, sagte ich. Er sah mich von unten herauf an, und ich verfluchte mich für meinen deplatzierten Scherz.
    »Alles geht darum, dass der König das nötige Geld nicht hat. Als er die Mitgift versprach, hat er sich darauf verlassen, dass er bald Herr über Böhmen und Ungarn sein würde. Das hat nur zur Hälfte geklappt.«
    »Und die politischen Manöver, die es brauchte, um seinen Sohn zum König von Böhmen machen zu können, verbieten jetzt, dass er dort die Steuern erhöht – die einzige Möglichkeit, zu Geld zu kommen.«
    »So ist es. Die litauischen und polnischen Barone zu bewegen, König Kasimir zu helfen, ist ebenfalls vergeblich. Sie waren von Anfang an gegen die Hochzeit und können alles brauchen, nur keinen starken König und eine unbelastete Achse Polen – Bayern. Nicht, dass ich nicht versucht hätte, an ein paar von den Kerlen ranzukommen.«
    »Ich weiß. Ich erinnere mich an den Auftritt von Ladislaus Moniwid …«
    Friedrich verdrehte die Augen. »Ich dachte, er schlägt mirgleich die Zähne aus – oder den Kopf runter. Dabei hätte die Aufmachung seines Pferdes schon ein Drittel der Mitgift ersetzt.«
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ich durfte damals seinen älteren Bruder genießen, der war aus dem gleichen Holz geschnitzt – allerdings hatte er ein bisschen mehr Stil.«
    »Und die Kaufleute in der Stadt …«
    »… halten entweder zum Stadtrat und damit zur Position von Laurenz Weigel, der den Standpunkt vertritt, dass es der Stadt nur schadet, sich in die königliche Politik hineinziehen zu lassen …«
    »… oder haben ganz ohne politische Hintergedanken keine Lust, sich in einen Handel hineinzuziehen zu lassen, der wahrscheinlich damit endet, dass sie ihr Geld nie wiedersehen.« Er breitete die Arme aus, und Paolo, der es leid war, allein für sich mit dem Stein zu spielen, sprang hoch und hielt sich an einem von ihnen fest. Friedrich taumelte zur Seite und lachte, dann packte er den Kleinen und schwenkte ihn einmal um seinen

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