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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ihnen.
Herm mochte nicht glauben. dass seine Schwester eines echten Verrats fähig war, aber sie war mit Dom Damons ganzer Wut über seinen Mangel an tatsächlicher Macht aufgewachsen. Und die Heirat mit Rafael. der, wie er wusste, nicht ihre erste Wahl gewesen war, musste ein herber Schlag für ihren Stolz und ihren Ehrgeiz gewesen sein. Gisela hatte sich noch nie mit der zweitbesten Möglichkeit zufrieden gegeben, und Herm vermutete, dass sie ziemlich unglücklich war. Er seufzte leise.
Seine Gedanken wanderten von Gisela zu seinem Vater, der in den nächsten Tagen auf Burg Comyn eintreffen würde. Mit einem leichten Schreck gestand er sich ein, dass er die Gelegenheit, sich auf die Suche nach Domenic zu machen, unter anderem deshalb sofort ergriffen hatte, weil er so diese gefürchtete Begegnung noch eine Weile hinausschob. Obwohl er Dom Damon seit fast einem Vierteljahrhundert nicht gesehen hatte, war das Gefühl der Entfremdung von dem alten Herrn nie gewichen. Aus den wenigen Aussagen zu schließen, die Lew und Danilo entschlüpft waren, hatten die Jahre das Oberhaupt der Domäne Aldaran keineswegs umgänglicher werden lassen. Dom Damon hatte stets hartnäckig den Standpunkt vertreten, allein die Hasturs stünden seinen eigenen Plänen im Wege, wenngleich es einigermaßen rätselhaft blieb, wie diese aussehen sollten.
Der Wunsch, die Begegnung mit seinem Vater hinauszuzögern, war jedoch nicht der einzige Grund für seine freiwillige Mission. Solange sie auf dem Schiff gewesen waren, hatte er seine ganze Aufmerksamkeit darauf konzentriert, nach Darkover zu gelangen und seine Frau und die Kinder in Sicherheit zu bringen. Nun war dieses Ziel erreicht, aber er hatte das Gefühl, dass noch nichts so war, wie es sein sollte. Burg Comyn erinnerte ihn zu sehr an seine Jugend in den Hellers. Die Festung Aldaran, die voller sich offen bekämpfender Personen und den größten Teil des Jahres eingeschneit war, hatte ihn unglücklich gemacht. Sein Verstand sagte ihm, dass es hier anders war, aber das Gefühl war schon nach wenigen Tagen das gleiche.
Und dann gab es noch jenes andere Problem, dem er seit zehn Jahren auswich – dass nämlich Kate keine Telepathin war. Er erinnerte sich an ihr Gespräch von zuvor und wünschte sich, sie hätte ihm ihre Ängste nicht mitgeteilt. Er konnte nichts tun, um dieses Problem zu lösen, und er hasste Dinge, die außerhalb seines Einflusses lagen.
Er ging ins Schlafzimmer und begann im Kleiderschrank nach ein paar schlichten Sachen zu suchen, die er anziehen konnte. Die Diener hatten in den voll gestopften Dachböden der Burg eine ganze Fülle an Kleidung ausgegraben, und nun besaß er eine anständige Auswahl sowohl formeller Gewänder, wie dem bestickten und ziemlich unbequemen, das er im Augenblick anhatte, als auch der gewöhnlicheren Kleidung, wie sie die Darkovaner im Alltag trugen. Katherine folgte ihm und sah zu, wie er ein recht schäbiges Übergewand aus dem Schrank zog, ohne jede Verzierung und an den Ärmeln und am Saum schon ein wenig abgenutzt.
Er spürte ihre Augen in seinem Rücken, wie sie wütend und frustriert durch ihn hindurchzuschauen versuchte. Sie räusperte sich. „Hermes, ich glaube, es wäre besser, ich nehme die Kinder und reise nach Renney, solange ich noch kann. Dort ist es wenigstens warm, und niemand hat Geheimnisse vor mir.“ Erschrocken und voller Angst fuhr er herum. Er starrte sie an und fühlte sich plötzlich hilflos. Niemals hätte er gedacht, dass es so weit kommen könnte! Dann schüttelte er den Kopf und weigerte sich, sie ernst zu nehmen. „Tu das nicht, Kate drohe mir nicht. Dafür habe ich im Moment keine Zeit!“ Er spürte die Wut in seinen Adern, und darunter das blanke Entsetzen, sie könnte ihre Drohung wahr machen.
„Du hast nie Zeit, verdammt noch mal! Seit wir auf Darkover sind, schließt du dich mit anderen Leuten ein und heckst irgendwelche Dinge aus, von denen ich nichts erfahre. Ich habe diese Seite von dir noch nie so deutlich gesehen, und sie gefällt mir nicht. Mag ja sein, dass dir das großen Spaß macht, mir macht es keinen! Und du kannst mich nicht zurückhalten, wenn ich wegwill.“ Ihr ohnehin stets blasses Gesicht war nun kreideweiß vor unterdrückter Wut.
Herm stand da und drehte das alte Gewand in seinen großen Händen. „Doch, das kann ich. Und ich werde es tun, wenn du mich dazu zwingst.“ Er musste jetzt irgendwie Herr der Lage bleiben.
Katherine durchquerte das Zimmer und schlug ihm ins Gesicht, bevor er

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