Der Sohn des Verräters - 21
Darkover erlangen?“ „Aber ich dachte, die Föderation zieht demnächst ab?“ „Ja, das ist der Stand der Dinge. Aber es sieht so aus, als würde der Geheimdienst der Föderation das Fahrende Volk als Spione benutzen, und ich frage mich, wie lange das schon so geht. Es würde einige Zwischenfälle erklären, die mir in den letzten Jahren Kopfzerbrechen bereitet haben.“ Danilo nickte zustimmend, sein abgespanntes Gesicht hellte sich regelrecht auf, als würde ihn die Neuigkeit momentan von seiner Trauer ablenken. „Das beantwortet allerdings einige Fragen! Das Fahrende Volk! Warum haben wir Dummköpfe nicht früher an sie gedacht?“ „Wieso sollten wir argwöhnen, dass eine Truppe von Unterhaltungskünstlern etwas anderes ist, als sie zu sein vorgibt?
Wahrscheinlich sind die meisten von ihnen tatsächlich nur Schauspieler und Jongleure und sonst nichts.“ „Was genau ist denn nun passiert?”, mischte sich Mikhail verärgert ein. „Fang bitte von vorn an, bevor ich völlig den Verstand verliere!“ „Ja, natürlich.“ Sorgfältig ordnete Lew seine Gedanken.
„Anscheinend hat Domenic heute Morgen, als er Dienst hatte, einen Wagen des Fahrenden Volks an der Burg vorbeikommen sehen – ich weiß, ich weiß, sie haben um diese Jahreszeit nichts in Thendara verloren. Da war ein Mädchen, und …“ „Sieh an, ein Mädchen!“, rief Donal aus und grinste. „Wurde auch langsam Zeit.“ „Vielleicht.“ Lew warf dem jungen Friedensmann einen raschen Blick zu, froh, dass der Einwurf ein wenig die Spannung im Raum löste. „Jedenfalls hat es ihm anscheinend erzählt, dass am Abend eine Vorstellung beim Nordtor stattfinden würde, und Domenic beschloss zum Spaß, hinzugehen – und wohl auch, um Javanne aus dem Weg zu gehen, denke ich. Er bemerkte zwei Männer in terranischer Kleidung, die sein Interesse weckten. Als die beiden die Vorstellung verließen, wurde er neugierig und schlich ihnen nach, um herauszufinden, was sie vorhatten – ziemlich mutig von ihm. Der Spion, der einen der Wagen kutschiert, und die beiden Männer hatten eine Unterhaltung, in deren Verlauf der Kutscher ihnen erzählte, dass Regis nicht mehr lebt.“ Lew hielt inne und legte sich die Worte sorgsam zurecht.
„Diese Nachricht genügte Granfell …“, begann er.
„Granfell – das überrascht mich nicht!“ Danilo schaute grimmig. „Ich hatte zwar nicht so oft mit ihm Kontakt wie du, Lew, aber ich habe ihn schon immer für durchtrieben und ehrgeizig gehalten.“ „Das ist er auch, und opportunistisch dazu, wie es aussieht. Er weiß, dass wir unsere toten Führer zur Rhu Fead bringen, und er ha t wohl erkannt, dass das eine günstige Gelegenheit für ein Massaker an den Familien der Domänen wäre, da die meisten von uns den Trauerzug begleiten werden.“ Lew hielt inne, um eine Reaktion abzuwarten, aber alle schienen zu bestürzt zu sein, um sprechen zu können. „Offenbar handelt es sich um eine spontane Idee, und noch hat er nicht die Zustimmung von Lyle Belfontaine. Aber so, wie ich unseren Stützpunktkommandanten einschätze, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass er diese vielleicht letzte Chance verstreichen lässt, Darkover in die Föderation zu bringen, statt in einem Monat geschlagen abzuziehen. Im Augenblick ist das Ganze nur ein Vorhaben, noch kein richtiger Plan, aber Domenic hatte den Eindruck, dass es Granfell ernst war mit seinen Absichten.“ „Was weiß der Junge schon von Spionen und Intrigen. Er muss sofort zurückkommen!“ „Moment mal, Mikhail“, begann Danilo ruhig. „Als du so alt warst wie Domenic, hattest du bereits in den Kilghards an der Feuerfront gekämpft, an mindestens einer Wildkatzenjagd teilgenommen und jede Menge anderer gefährlicher Dinge getan. Ich glaube, es ist gut für Domenic, wenn er mit diesem gewagten Unternehmen fortfährt, denn wie Lew habe ich es eigentlich nie gutgeheißen, dass Regis uns hartnäckig alle in der Burg einschloss, wo wir uns gegenseitig auf die Nerven gingen und uns ständig nach Attentätern umdrehten. Natürlich darf er nicht allein gelassen werden, aber ich sehe keinen Nutzen darin, ihn hierher zurückzubeordern und so zu tun, als wäre er unfähig, eine Nacht lang auf sich selbst aufzupassen.
Die einzige Frage ist, wer ihm am besten nachgeht. Ich glaube nicht, dass es hilfreich wäre, wenn sich sein Fehlen herumsprechen würde, aber ich glaube, er …“ Donal, der sehr selbstbewusst aussah, unterbrach ihn.
„ Dom Danilo hat Recht. Domenic braucht
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