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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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begriff, was sie vorhatte. Ein Schmerz durchzuckte ihn, und er spürte, wie sich die Haut rötete. „Verdammt, Herm! Du behandelst mich wie eine Fremde.“ Er rieb sich die brennende Wange sanft mit der Hand. Katherine hatte Recht, und das gefiel ihm gar nicht. „Wenn es so ist, dann tut es mir Leid, Kate. Aber ich muss tun, was ich für richtig halte. Und im Augenblick muss ich eben meine Geheimnisse für mich behalten. Frag morgen früh Marguerida, sie wird dir sagen, was los ist.“ „Na wunderbar”, höhnte sie. „Einfach großartig. Mein Mann stürzt mitten in der Nacht davon, und ich soll eine Frau, die ich kaum kenne, fragen, wohin er gegangen ist. Wenn ihr eure Frauen auf Darkover alle so behandelt, wundert es mich nicht, dass deine Schwester und Javanne so unangenehm sind. Und wenn du dir einbildest, ich werde mich mit diesem Quatsch abfinden, nur weil du es willst …“ „Was dann?“ „Ich weiß nicht.“ Sie blickte kurz zur Seite. „Seit wir hier sind, hast du dich sehr verändert. Du bist ruhelos – was nicht neu ist – aber auch noch etwas anderes. Distanziert.“ Das Wort schien zwischen ihnen zu schweben. „Vermisst du die Intrigen im Senat?“ Ihre Stimme hatte einen flehenden Tonfall, als wollte sie ihn bitten, sich ihr zu erklären.
Er zog sich gerade das Hemd über den Kopf, weil er das elegante Kleidungsstück gegen ein schlichteres tauschen wollte, und er hielt inne, das Gesicht in den Falten des Stoffs verborgen, um ihrem Blick nicht begegnen zu müssen. So blieb er einige Augenblicke unbeweglich stehen. Er konnte sich ihr nicht erklären – und sich selbst auch nicht. Und er traute sich nicht, ihr das zu sagen. Es würde ihn zu angreifbar machen, und er hatte sich geschworen, es nie dazu kommen zu lassen.
Er zog das Hemd aus, stand mit nacktem Oberkörper vor ihr und sah ihr in die dunklen Augen.
Schließlich ließ er die breiten Schultern ein wenig sinken.
„Ja, ich glaube schon.“ Er dachte einen Moment nach. „Die Realität auf Darkover ist nicht ganz so, wie ich sie in Erinnerung hatte, Kate.“ „Du meinst, dass dies hier ein netter kleiner Haufen von Leuten ist, die Platzangst haben, Inzucht treiben und völlig von sich eingenommen sind?“ Das Funkeln in ihren Augen war gefährlich und attraktiv zugleich. Eine Röte stieg an ihrem Hals auf und dehnte sich bis auf die bleichen Wangen aus. Wenn Kate zornig war, strahlte sie etwas aus, das ihn unfehlbar erregte, und er bedauerte, dass er nicht die Zeit hatte, seinem Impuls zu folgen, sie um die schmale Taille zu fassen und auf den weichen Nacken zu küssen.
„Ganz so weit würde ich nicht gehen“, räumte er ein. Dann lachte er leise. „In verschiedener Hinsicht kommst du der Wahrheit über uns näher, als du ahnst.“ Er wollte sie beschwichtigen, nicht mit ihr streiten. „Als ich noch in der Föderation war, habe ich etwas Nützliches getan, aber hier … hier ist das weniger der Fall.“ „Ich weiß nicht, was du meinst.“ „Im Senat habe ich gegen die Föderation gearbeitet und meine Senatorenkollegen ausgetrickst, wo ich nur konnte. Es hat … Spaß gemacht. Jetzt ist alles anders.“ Er nahm den Zwiespalt seiner Gefühle wahr, und es gefiel ihm nicht. Das war etwas, dem er fast sein ganzes Erwachsenenleben lang ausgewichen war. Kate sah ihn an, als wäre ihm plötzlich ein zweiter Kopfgewachsen. „Spaß? Was bist du bloß für ein Mann. Ich glaube, du suchst nur nach einem Vorwand, um von mir und den Kindern wegzukommen. Wahrscheinlich wünschst du, du hättest mich nie getroffen!“ Der Schmerz in ihrer Stimme war unverkennbar und verwirrend.
„Warum sollte ich das tun, Kate?“ Er spürte, wie ihm der Mut sank. Er hatte gehofft, sie würde nicht wieder ihr Gefühl der Unzulänglichkeit zur Sprache bringen.
„Als wir noch in der Föderation lebten, war es kein Problem, eine nicht-darkovanische Frau zu haben, aber jetzt muss ich dir doch wie ein Krüppel vorkommen, weil ich keine Telepathin bin. Warum hast du dich nicht einfach von mir scheiden lassen oder mich erst gar nicht mitgenommen? Warum schleppst du mich durch die halbe Galaxie irgendwohin, wo ich …“ Sie hielt die Tränen zurück, indem sie ihren Kummer beiseite schob und sich so fest es ging an ihre Wut klammerte. Herm legte die Arme um sie und drückte sie an sich. Sie blieb steif und unnachgiebig, entschlossen, nicht von ihrer Wut abzulassen. Doch er hatte weder die Zeit noch die Energie, sie aus ihrer Stimmung zu locken. „Ich habe dich

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