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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hatte der Musikergilde geholfen, die Erlaubnis zum Bau eines neuen Aufführungssaales zu bekommen, der wesentlich größer war als alle bisherigen und die Erhaltung der vorzüglichen Musiktradition Darkovers in jeder erdenklichen Weise unterstützte.
    Marguerida hatte die Projekte allerdings weder selbstlos noch leichtfertig ausgewählt. Als sie vor über sechzehn Jahren auf ihren Geburtsplaneten zurückkehrte, war dort alles, was mit der Terranischen Föderation zu tun hatte, groß in Mode gewesen, ein Zustand, der nicht nur die konservativeren Herrscher einiger Domänen beunruhigte, sondern auch die Handwerker und Händler. Sie befürchteten, ihre Lebensart könnte in einer Flut terranischer Technologie untergehen, und hatten sich sogar mit der Bitte an Regis Hastur gewandt, den Rat der Comyn wieder einzurichten, der zwei Jahrzehnte zuvor aufgelöst worden war. Ihre Forderung war in der Geschichte Darkovers ohne Beispiel, und Regis hatte sich ihre Argumente angehört und den Rat tatsächlich wieder eingesetzt. Damit blieb Darkover auf einem Kurs, der die Mehrzahl seiner Bewohner zufrieden stellte.
    Doch eine völlige Rückkehr zu Prä-Föderations-Tagen war unmöglich, auch wenn einige Mitglieder im Rat ernsthaft anderer Meinung waren. Javanne, zum Beispiel, schien besessen von der Vorstellung, alle Leute müssten nur tun, was sie wollte, und sich richtig anstrengen, dann würde der Glanz früherer Zeiten irgendwie neu erstrahlen, und die Föderation würde sie nicht länger beunruhigen. Dom Francisco Ridenow, das Oberhaupt der Domäne Ridenow, war nicht viel besser.
    Marguerida verstand beides, die merkwürdige Sehnsucht ihrer Schwiegermutter nach einer Zeit, die sie eigentlich gar nicht gekannt hatte – denn die Terraner waren vierzig Jahre vor Javannes Geburt nach Darkover gekommen –, und ihre beinahe atavistische Angst vor Veränderung. Die junge Frau begriff auch, dass es für eine Umkehr viel zu spät war und dass Darkover vermehrtes Wissen und nicht analphabetische Unwissenheit brauchte, wenn es gedeihen wollte. Die Föderation würde nicht abziehen, nur weil Javanne Hastur es wünschte; es schien allerdings unmöglich, der Frau diesen Umstand begreiflich zu machen.
    Die Weltraummanie, die noch eine Generation zuvor die jungen Menschen beherrscht hatte, war jedoch wieder abgeklungen, und die große Masse der Leute war zu ihren normalen Beschäftigungen zurückgekehrt – mit einem stillen Seufzer der Erleichterung, wie Marguerida wusste. Die Zahl junger Männer und Frauen, welche die komplizierte Technologie der Föderation erlernen wollten, war ebenfalls zurückgegangen. Es gab zwar immer ein Aufgebot junger Leute, die unbedingt eine Beschäftigung im Hauptquartier der Föderation anstrebten, aber dabei handelte es sich überwiegend um Abkömmlinge von Föderationsleuten, die Darkovaner geheiratet hatten.
    Dafür war die Föderation selbst verantwortlich. Die politische Körperschaft, die Marguerida aus ihrer Universitätszeit kannte, gab es nicht mehr – an ihre Stelle war ein Gewirr von bürokratische n Gremien getreten, die alle eifersüchtig über ihre Privilegien wachten und nicht gewillt waren, Neuankömmlinge in ihren Reihen aufzunehmen. Diese Neuorganisation hatte vor zwölf Jahren stattgefunden und ihnen Lyle Belfontaine als Stützpunktleiter im Hauptquartier beschert.
    Marguerida hatte ihn nie persönlich kennen gelernt, ihr Vater hingegen schon, und der hatte ihr einen ziemlich armseligen Eindruck von dem Mann vermittelt. Belfontaine hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er die Darkovaner für rückständig und unbrauchbar hielt. Die organisatorische Verschiebung in der Föderation hatte ihn zum mächtigsten Terraner auf dem Planeten gemacht und selbst über dem Planetarischen Verwalter angesiedelt, der zwar seinen Posten behielt, aber in wesentlichen Dingen nichts mehr zu sagen hatte. Belfontaine hatte das alte John-Reade-Waisenhaus aus Verärgerung über eine Entscheidung von Regis geschlossen und das Medizinische Zentrum außer für die Angestellten der Föderation gleich ebenfalls dichtgemacht.
    Die meisten dieser Ereignisse hatten sich bis vor kurzem unbemerkt von Marguerida abgespielt. Sie war viel zu sehr mit der Erziehung ihrer drei Kinder und den Studien mit Istvana beschäftigt gewesen. Beide Tätigkeiten hatten sie auf unerwartete Art befriedigt, größere Angelegenheiten hatte sie mit Freuden ihrem Vater, Regis oder Mikhail überlassen. Zusammen mit ihren anderen,

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