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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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das geringste Forschen, dass es ihn und seine jüngere Schwester im Auge behielt. „Heute Abend werden wir eine Menge Gäste haben, weil das Fahrende Volk hier ist und die Leute aus der Stadt vorbeikommen, um die Vorstellung zu sehen“, erklärte die Ältere.
    „Ich habe eben vorhin ein paar Männer hereinkommen sehen“, bemerkte er, „die sahen aus, als könnten sie auch ein Abendessen wollen.“ „Ach ja?“ Sie wirkte weder überrascht noch sonderlich interessiert an ihren Gästen. „Ich bin Hannah, und das ist meine Schwester Dorcas“, verkündete das ältere Mädchen. „Um diese Jahreszeit haben wir immer viel zu tun, vor allem dann, wenn das Fahrende Volk hier Station macht. Im ganzen Haus ist kein Zimmer mehr frei, jetzt wo du und dein Onkel und diese Frauen da sind.“ Sie seufzte schwer. „Vater ist zum Markt gegangen, also werde ich wohl lieber mal nachschauen, ob diese Männer, die du gesehen hast, einen Schlafplatz wollen.“ Domenic sah Hannah hinterher. Dann wandte sich Dorcas an ihn. „Sie hält nicht viel von den Entsagenden, aber ich finde sie interessant. Gerade vor einer Weile ist eine von ihnen mitten durch die Küche marschiert und zum Hinterausgang hinaus. Ich möchte wissen, was die wohl vorhatte.“ So viel zum Thema unauffälliges Benehmen, dachte Domenic bedrückt. „Wer weiß“, entgegnete er. „Sie gehen eben, wohin sie wollen.“ Dorcas ließ wieder ihr Kichern hören, das ihm zweifellos auf die Nerven gehen würde, wenn er es sich noch lange anhören musste. „Heute ge ht’s überhaupt zu wie auf einer Straße, hier in der Küche. Einer vom Fahrenden Volk ist nämlich auch gerade durchspaziert. Ich hab ihn schon mal gesehen, aber ich hätte sowieso an den Klamotten erkannt, dass er einer von ihnen ist. Kurz vor Mittsommer ist er auch schon durch die Stadt gekommen und hat sich fürchterlich betrunken. Vater musste ihn wegschicken, bevor er in den Kamin gebrochen hätte. Ein echtes Ekel.“ Sie kicherte wieder ohne erkennbaren Grund. Wahrscheinlich tat sie es sogar im Schlaf.
    Dann spürte er, dass sie einfach nur nervös war, weil sie ihn beeindrucken wollte, weil er sie mögen sollte. Sie war so anders als seine Schwester oder seine Basen, dass er nicht recht wusste, was er von ihr halten sollte. Aber er schämte sich ein wenig, weil er sie mit Alanna oder selbst mit dieser Illona Rider verglich, die wahrscheinlich noch immer in ihrem Wagengefängnis beim Nähen saß. „Es muss interessant sein, in einem Gasthof zu wohnen.“ Dorcas zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. Ich hab noch nie woanders gewohnt, ich bin noch nicht mal aus der Stadt herausgekommen. Mama sagt, ihr war’s gut genug, dann muss es mir auch gut genug sein, aber ich würde gern mal nach Thendara fahren und mir die Sehenswürdigkeiten anschauen.“ Domenic biss von seinem Brot ab und antwortete erst, als er es gekaut und hinuntergeschluckt hatte. Selbst ohne Butter oder Honig schmeckte es sehr gut, und der Eintopf roch verlockend. „Welche Sehenswürdigkeiten meinst du?“ „Da wären Burg Comyn, der Raumhafen und die Terraner, auf jeden Fall. Ich habe gehört, die Raumkreuzer machen einen fürchterlichen Lärm, wenn sie landen, und ich möchte gern sehen, ob das stimmt. Und angeblich hat die Musikergilde eine neue Halle gebaut, die so groß wie eine Scheune ist, nur dass Sitze drin sind statt Boxen und Heu.“ „Das habe ich auch gehört, aber ich habe sie noch nie gesehen.“ „Hast du schon mal einen Terraner gesehen?“ Bevor Domenic antworten konnte, sah er Vancof durch die offene Tür auf der Rückseite der Küche schlüpfen; er tat sehr verstohlen. Domenic senkte den Kopf über die Bohnen, so dass sein offenes Haar das Gesicht verbarg, und freute sich seines Erfolgs, als der Mann ohne ihn zu beachten an ihm vorüberging. Er hörte die Gedanken Vancofs, die ganz dicht an der Oberfläche lagen, aber sie waren ungeordnet, voller Wut und Angst und nicht besonders aufschlussreich. Vancof war derart in Gedanken versunken, dass Domenic nackt auf dem Tisch hätte tanzen können – der Mann hätte ihn nicht bemerkt.
    Einen Moment später fühlte er die nahe Anwesenheit einer zweiten Person und sah Samantha, eine der Entsagenden, an die Küchentür kommen. Sie spähte nach drinnen, hinter Vancof her, und verflüchtigte sich wieder in die zunehmende Dämmerung. Hätte Domenic sie nicht erwartet, er hätte sie völlig übersehen, und er fragte sich, ob er das auch lernen konnte. Er nahm an, sie

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