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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Recht.
    „Aber du bist doch nicht hier, um über Herm zu reden“, vermutete Rafael.
„Nein. Ich bin hier, um dich um Verzeihung zu bitten.“ „Mich um …“ „Rafael, was vorbei ist, ist vorbei. Ich kann dich nicht hier in der Burg herumsitzen lassen, damit du Däumchen drehst und missmutig schaust.“ „Dann willst du also, dass ich gehe?“ „Auf keinen Fall! Ich werde dich brauchen, damit du mich berätst, mir zuhörst, wenn ich ein Problem habe. Ich habe deine Klugheit schrecklich vermisst und mehr noch deine Gesellschaft, Bredu.“ Rafael schie n bei Mikhails Worten den Atem anzuhalten.
„Ich habe lange darauf gewartet, diesen Ausdruck von dir zu hören, Mik.“ „Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Regis …“ „Du hättest ihn nicht umstimmen können, was meine Vertrauenswürdigkeit angeht, das wissen wir beide, Mik.“ „Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich es sehr bedauere.“ „Wie du sagst, vorbei ist vorbei, Bredu.“ Rafael ging zu seinem Bruder und umarmte ihn fest. Über seine Schulter hinweg sah Mikhail, dass seine Schwägerin lächelte und ihr Tränen aus den grünen Augen kullerten. In ihrer Miene lag nicht die geringste Berechnung, nur Freude und Erleichterung.
Als Mikhail seinen älteren Bruder umarmte, spürte er, wie sich ein Knoten in seiner Brust löste. Ja, er brauchte Rafael, aber vor allem liebte er ihn und war froh, ihn und seinen Rat nun um sich zu haben. Und er wusste, dass ihm die Jahre der Entfremdung vergeben wurden, denn Rafael hatte ein großes Herz, in dem nichts Kleinliches wohnte. Und das fand er, war eine Gabe, die alle anderen aufwo g.
    Domenic konnte nicht stillhalten vor Unruhe. Nach Betreten des Gasthauses hatte Herm eine der Entsagenden entdeckt und sie angewiesen, nach Vancof zu suchen und ihn im Auge zu behalten. Dann hatte er Domenic befohlen, seine neuen Sachen anzuziehen und sich nicht blicken zu lassen.
    Das hatte dem Jungen zwar nicht gefallen, aber er war so daran gewöhnt, zu tun, was man ihm sagte, dass es eine Weile dauerte, bis sich Widerstand in ihm regte. Herm hatte sich mit einem Krug Bier in der Gaststube des Krähenden Hahns niedergelassen, er ruhte sich vor dem breiten Kamin aus und brachte es irgendwie fertig, unscheinbar auszusehen. Domenic hatte Gelegenheit gehabt, ihn zu beobachten, bevor er nach oben ging, und sich gewundert, wie der Mann das machte. Er schien förmlich mit dem Balkenwerk zu verschmelzen.
    Der Junge fühlte sich im Stich gelassen, so wie es häufig nach einer Feier auf Burg Comyn der Fall war. Die Aufregungen des Vorabends und der Ritt über der Alte Nordstraße hatten ihn aufgebaut, aber nun kam er sich wieder wie ein Kind vor, das man in sein Zimmer schickt und das still zu sein hat.
    Herms Anweisungen folgten natürlich einer unbarmherzigen Logik. Vancof hatte Domenic am Vortag gesehen und könnte ihn wieder erkennen, falls sie sich in den Fluren des Gasthofs begegneten. Herm dagegen hatte er noch nie zu Gesicht bekommen.
    Immerhin konnte er sich noch auf die Vorstellung am Abend freuen – es sei denn, Herm beschloss, ihn auch davon fern zu halten. Domenic versuchte sich ein paar gute Argumente zurechtzulegen, die für seinen Besuch der Vorstellung sprachen, und entschied, dass die Alton-Gabe wahrscheinlich das Beste davon war. Er wanderte im Geiste durch das Gasthaus, wie er es schon mehrmals getan hatte, seit er nach oben gegangen war, und stellte fest, dass der Terraner, der vorhin in den Hof geritten war, nun nervös und unruhig im Schankraum saß. Wahrscheinlich wartete er auf Vancof.
    Domenic wünschte, er hätte etwas zu lesen. Er schloss die Augen und döste leicht ein. Nach einer Weile setzte er sich auf, erfrischt, aber auch ein bisschen nervös wegen seines Nickerchens – hatte er etwa zu lange geschlafen? Er lugte aus dem schmalen Fenster, das nach Westen ging, und sah, dass die Sonne hinter schweren Wolken versank. Bald würde sie untergehen, und die Dämmerung würde sich langsam über den Ort legen. Er hielt es keinen Augenblick länger aus! Hastig fuhr er sich mit einem Kamm durchs Haar und öffnete die Zimmertür. Als Domenic eben die Treppe von seinem Zimmer herabkam, hörte er eine vertraute Stimme im Eingang. Er trat in den düsteren Eingang zum Speisesaal und spähte um den Türstock, Tatsächlich, da stand ein älterer, bereits pensionierter Gardist namens Fredrich MacDunald in abgetragener, ziviler Kleidung. Der Junge hatte ihn noch nie ohne Uniform gesehen und war überrascht,

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