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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Umhang fester um ihren Körper. „Es wird sehr heiß im Wagen, und eng ist es dazu. Ich wäre patschnass, wenn ich alles anbehalten würde. Und was die Puppe betrifft – die Hasturs sind doch nur ein Haufen Schmarotzer.“ Zu Domenics Überraschung packte Rafaella das Mädchen an den Schultern und schüttelte es, bis er Illonas Zähne aufeinander klappern hörte. „Wie kannst du es wagen, so zu sprechen! Du bist ein dummes Mädchen! Ich werde dir beibringen, dass Regis Hastur ein Freund von mir war und einer der großartigsten Menschen, die jemals gelebt haben. Wer hat euch zu diesem Stück angestiftet? Los, sag es mir, oder ich prügle dir dein bis schen Verstand aus dem Leib.“ Domenic hatte seine Tante noch nie wütend gesehen, und er war ziemlich eingeschüchtert. Es erinnerte ihn ein bisschen an die seltenen Wutanfälle seiner Mutter, aber Rafaella besaß ein gewisses Maß an Zurückhaltung, das Marguerida fehlte. Er spürte die tiefe Loyalität der Entsagenden, ein schlichtes, verlässliches Gefühl, das ihn enorm beruhigte.
Illona hingegen schien sowohl ihre Furcht als auch ihren gesunden Menschenverstand verloren zu haben. Sie entzog sich Rafaellas Griff und funkelte sie wütend an. „Jeder weiß doch, dass die Domänen das Volk von Darkover unterdrücken und dass wir sie loswerden müssen, wenn es uns besser gehen soll.“ Domenic reagierte nicht sofort. Das Mädchen benutzte sonderbare Worte, und er spürte, dass sie nicht Illonas eigenem Denken entstammten, sondern einer anderen Person. Sie plapperte etwas nach, das sie gehört hatte, ohne Überzeugung oder echtes Verständnis. Aber hinter den Worten steckte der Kern einer persönlicheren Empfindung, eine verwirrende Mischung aus Angst und Abneigung, deren Gegenstand die Türme waren. Domenic fragte sich, warum sie sich vor den Türmen fürchtete; es war fast, als fühlte sie sich davon bedroht.
Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr verwirrte ihn der Text des Stückes. Warum sollte jemand unterstellen, die Türme seien Lasterhöhlen – welchem Zweck konnte das dienen? Dann erinnerte er sich an das Misstrauen, das er zu Beginn des Stücks in der Menge gespürt hatte und das er sich nicht erklären konnte. Was hatte Herm gesagt? Das Stück sei subversiv? Versuchte jemand eine Revolution auf Darkover zu entfachen? Aber wer und warum? Hatte das Fahrende Volk immer solche Stücke aufgeführt, wenn es nicht in Thendara war?
In diesem Moment wurde er aus seinen Gedanken gerissen, weil Rafaellas Zorn entbrannte. Sie hob die Hand, um das Mädchen zu schlagen. Domenic packte sie am Handgelenk und schüttelte den Kopf. „Wer hat dir denn diese Lüge erzählt, Illona?“, fragte er. „Und wer ist jeder?“ Es gelang ihm, ruhig zu sprechen, aber sein Herz schlug heftig.
Illona sah ihn an, ihr Blick war beinahe ausdruckslos. „Na, unser Kutscher und eine Menge von den andern, würde ich sagen. Mathias, der das Stück geschrieben hat, sagt … wenn Regis Hastur nicht wäre, könnten wir in Luftautos herumfliegen, in schönen Häusern wohnen und …“ Ihre Stimme war jetzt tonlos, und Domenic merkte, dass sie sich in sich selbst zurückzog, dass die Gewalt, die sie gerade erlebt hatte, endlich ihren Verstand erreichte und sie in eine Art Schock versetzte.
„Und natürlich ist Mathias ein Mann, der sich genau auskennt, der auf Burg Comyn war und diese so genannte Unterdrückung mit eigenen Augen gesehen hat“, bemerkte Domenic. Trotz seiner Zuneigung zu dem Mädchen war er immer , noch zornig, und es half ihm, das auszusprechen.
„Das nicht“, gab sie unterwürfig zu. Dann schien sie ihre Kräfte zu sammeln und ein wenig von der Angst und dem Schock abzuschütteln. „Aber die Tatsache, dass wir nur zu Mittsommer und Mittwinter nach Thendara dürfen, beweist doch, dass sich die Hasturs vor uns fürchten, also muss es stimmen.“ „Deine Logik ist einwandfrei, aber die Annahmen, die ihr zu Grunde liegen, sind falsch.“ Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete ihn im schwachen Lichtschein, der vom Gasthaus herüberfiel. Langsam dämmerte ihr eine Erkenntnis. „Ich habe dich in Thendara gesehen, oder? Du hast Wache gestanden, direkt an der Burg. Du bist einer von ihnen! Du siehst nur ganz anders aus mit dem offenen Haar und ohne Uniform. Du bist ein Spion der Hasturs!“ Ich muss zusehen, dass ich hier wegkomme, und Tante Loret und den anderen Bescheid sagen!
„ Und für wen spionierst du, Illona?“ „Ich?“, kreischte sie erstaunt.
„Wer hat

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