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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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während das Feuer langsam größer wurde. Wie sollte er sich diesem argwöhnischen Mädchen nähern? Illona verhielt sich abwehrend und feindselig, aber das waren bei ihr klare Gefühle, nicht so ein Wirrwarr, wie es bei Alanna der Fall gewesen wäre. Schließlich sagte er: „Illona, weißt du etwas über dich selbst?“ „Was für eine komische Frage. Natürlich weiß ich über mich Bescheid. Ich bin fünfzehn, ein Findelkind und … was genau meinst du eigentlich?“ Sie war schlagartig hellwach, neugierig und zugleich verwirrt. Er fühlte, wie sie seine Absichten zu erkennen versuchte, die sie gleichzeitig zu umgehen plante. Es war ein interessantes Nebeneinander von Gedanken und Gefühlen, und Domenic bewunderte die Klarheit, an der sie dabei festhielt.
„Weißt du, wo das Fahrende Volk dich gefunden hat?“ „Welche Rolle spielt das?“ „Ich bin neugierig. Lass mich einfach fragen, ja?“ „Warum redest du so sonderbar … als ob du es sehr ernst meinen würdest. Du kannst dich unmöglich für mich interessieren.“ Nun lag eine gewisse Verwirrung in ihrer Stimme und dahinter war neue Beunruhigung herauszuhören.
Domenic war überrascht. Niemand außer seiner Mutter hatte ihn je dabei erwischt, wie er die Befehlsstimme benutzte, und doch spürte Illona zweifellos, dass er es gerade tat. Er zuckte die Achseln und wünschte, er wüsste besser, wie man das Vorhandensein von Laran überprüft, oder es wäre jemand in der Nähe, der es konnte. „Ich bin aber an dir interessiert“, sagte er mit normaler Stimme. „Du bist ein bemerkenswerter Mensch.“ „Was? Ich und bemerkenswert? Das ist ja toll.“ Sie runzelte die Stirn. Versuchst du mich zu verführen, Vai Dom ?“ Sie sprach die letzten beiden Worte mit großer Verachtung, fast wie eine Beschimpfung.
Domenic hüstelte erschrocken. „Der Gedanke ist mir gar nicht gekommen“, gab er zu. Nein, er hatte nicht an eine so harmlose Sache wie Verführung gedacht – seine Gedanken waren weit weniger feinfühlig gewesen. Er fühlte, wie er errötete, und hoffte, sie bemerkte es nicht im Schein des Kamins.
Sie war hübsch, auf eine wilde Art, aber seine gegenwärtigen Absichten waren nicht im Geringsten unehrenhaft. „Wieso glaubst du das?“ „Ach, Tante Loret hat nur gesagt, ich soll aufpassen, das ist alles. Und jeder weiß doch, dass die Herren der Domänen mit den Mädchen machen können, was sie wollen, und niemand kann sie daran hindern.“ Sie schien einen alten
    Groll in sich zu tragen. Und dieser grässliche Mann, der mich gepackt hat, hat dich ‘Vai Dom’ genannt, also bist du einer von ihnen, auch wenn du noch jung bist!
    „ Ich habe noch nie jemanden verführt, Illona, und ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt wüsste, wie ich es anstellen soll.“ Das Thema bereitete ihm Unbehagen, es setzte ihn irgendwie kaum merklich ins Unrecht, deshalb kam er auf seine ursprüngliche Frage zurück. „Wo hat das Fahrende Volk dich gefunden? Hat dir das deine Tante gesagt?“ Illona antwortete nicht sofort. Er ist ein sehr merkwürdiger Junge, er wirkt so erwachsen, obwohl er höchstens sechzehn sein kann. Er hat irgendetwas an sich … Warum will er wissen, woher ich komme? Na, es kann wohl nicht schaden, wenn ich es ihm sage. „Ja. Sie kamen in ein Dorf, das von Banditen niedergebrannt worden war, und dort fanden sie mich in einer Ruine, wie ich mir die Lunge aus dem Leib schrie. Das war oben in den Kilghards, in der Gegend der Domäne Ardais.
    Meine Mutter, wer immer sie war, war entweder tot, oder die Banditen hatten sie mitgenommen. Und das ist alles, was ich darüber weiß.“ „Ich verstehe. Bist du einmal … überprüft worden, ob du …?“ „Ich gehe nicht in einen Turm, nicht für alles Gold in Carthon”, brauste sie auf, bevor er seine Frage beenden konnte.
    Warum bist du nur so ängstlich und feindselig, was die Türme angeht?
    Illona fuhr zusammen und zitterte am ganzen Leib. „Was machst du da mit mir?”, flüsterte sie.
    „Nichts. Dann hast du meinen Gedanken also gerade gehört.“ Er bemühte sich, ruhig zu klingen, und war versucht, die Befehlsstimme wieder einzusetzen, aber da sie so empfindlich darauf reagierte, nahm er lieber Abstand davon. Es würde ihm nichts nützen, wenn er ihr noch mehr Angst machte In der Gegend der Domäne Ardais? Das ließ einige Rückschlüsse zu. Konnte es sein, dass sie ein Kind von Dyan Ardais junior war? Mikhail zufolge war Dom Dyan in seiner Jugend ein ziemlicher Hallodri gewesen. Und der

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