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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sonst Illona davon überzeugen, dass ihr niemand etwas tun wollte, wenn sie selbst offensichtlich glaubte, in Lebensgefahr zu sein. Na ja, wenn ihn ein fremder Mann im Dunkeln packte, würde er wahrscheinlich dasselbe denken. Er hätte sie gern beruhigt, ihr Mut gemacht.
Illona machte eine ruckartige Bewegung in Gregors Griff und drehte abrupt den Kopf zu Domenic. Sie starrte ihn wütend an, die Augen weit aufgerissen im schwachen Licht der Lampen. „Rühr mich bloß nicht an!“, kreischte sie und hörte auf, sich zu wehren.
Einen Moment lang war Domenic verwirrt. Dann begriff er, dass sie die Berührung seines Geistes gespürt hatte und darüber empört war. Wie plump von ihm! Er hatte ihr angeborenes Laran schon zuvor wahrgenommen, jedoch in der Hitze des Gefechts überhaupt nicht mehr daran gedacht. Seine frühere Idee, dass Illona mit ihren roten Haaren und der blassen Haut die Nedestra -Tochter eines Mannes aus den Domänenfamilien sein könnte, ging ihm wieder durch den Kopf. Sein Vater behauptete oft, es gebe viel mehr Telepathen auf Darkover, als man allgemein annahm, aber seines Wissens hatte bisher niemand daran gedacht, beim Fahrenden Volk nach ihnen zu suchen.
Dieses Problem hatte Mikhail und Regis Hastur in den letzten Jahren einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Sie wussten schon lange, dass es viele unentdeckte Talente im gemeinen Volk gab, aber bisher war niemandem eine Methode eingefallen, wie man sie ausfindig machen konnte. Die Leroni in den Türmen reichten nicht aus, um eine Bevölkerung von mehr als zwanzig Millionen Leuten prüfen zu können – was bestenfalls eine Schätzung war, da man nie eine richtige Volkszählung auf Darkover durchgeführt hatte. Darüber hinaus schienen sich die meisten Leute nicht für die Sache zu interessieren oder hatten sogar Einwände. Kein Bauer war erpicht darauf, seinen Sohn zu verlieren und damit eine nützliche Arbeitskraft, und die Händler wollten, dass ihre Kinder in ihre Fußstapfen traten, und nicht, dass sie in einen Turm gingen.
Domenic war während seiner Zeit in Arilinn einigen Söhnen und Töchtern aus dieser Schicht begegnet. Sie hatten sich unwohl gefühlt in der Gesellschaft so vieler Sprösslinge aus den Domänen und konnten es kaum erwarten, ihre Ausbildung zu beenden und zu dem Leben zurückzukehren, in das sie hineingeboren wurden. Sicher, der eine oder andere war ehrgeizig gewesen oder hatte bleiben wollen, aber die Mehrheit von ihnen nicht.
„Beruhige dich, Illona“, sagte Domenic. „Niemand tut dir etwas.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher, Vai Dom“ , knurrte Gregor.
„Lass sie jetzt runter“, befahl Domenic, klopfte sich kurz das Gewand ab und funkelte Gregor finster an, weil er den Ehrentitel gebraucht hatte. Aber im Grunde spielte es keine Rolle – das Mädchen war nicht dumm, und wahrscheinlich wusste es bereits, dass er nicht der war, als der er sich ausgab. „Wohin genau wolltest du eigentlich, Illona?“ Der Gardist löste seinen Griff und stellte sie auf dem Boden ab, wobei er sie wachsam im Auge behielt.
„Zurück zu meinen Leuten“, murmelte sie.
„Deine Leute sitzen alle im Ortsgefängnis und dürften in absehbarer Zeit nicht freikommen“, antwortete Domenic und stimmte vorsichtig seine Tonhöhe ab. Diese Fähigkeit hatte er sich selbst beigebracht, der beruhigende Gebrauch der Befehlsstimme, mit der er die nur allzu häufigen Wutanfälle seiner Pflegeschwester Alanna verhinderte.
„Wieso? Wir haben doch nichts Schlimmes getan.“ Domenic spürte, dass sie nicht mehr so zornig war, aber immer noch trotzig. Was für ein eigensinniges Mädchen! Illona erinnerte ihn ein wenig an Alanna, nur dass sie nichts von der gewaltigen Konfusion hatte, die er bei seiner Base immer wahrnahm. Stattdessen legte sie eine gewisse Zielstrebigkeit an den Tag, und wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, schien sie nichts davon abhalten zu können.
„Komm, setzen wir uns ein Weilchen in die Gaststube und reden. Das Feuer brennt noch, und wir haben es gemütlich.“ „Ich will mit niemandem reden“, fauchte sie. Doch trotz der zornigen Worte drehte sie sich um und ging leicht zitternd in die Gaststube. Es war kühl im Flur, und mit ihren nackten Füßen spürte sie es wahrscheinlich mehr als Domenic. Er folgte ihr, und sie setzten sich vor den Kamin, wo die verkohlten Scheite vom Abend noch glühten. Gregor legte ein neues nach, dann zog er sich auf eine Handbewegung von Domenic hin zurück.
Der überlegte eine Weile,

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