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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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darum, Mikhail aus einem Schlamassel herauszuhalten, für den er noch zu unerfahren ist. Ich dachte, ich würde mich wohl fühlen, wenn ich nach Hause komme, und stattdessen kam ich mir wie ein Gefangener vor. Das lag nicht an dir, sondern an allem hier! Nachdem ich mich jahrelang mit den Intrige n im Senat herumgeschlagen habe, sollte man meinen, die meines eigenen Volks müssten eine Kleinigkeit für mich sein. Ich wünschte, es wäre so. Ich fühlte mich auf Burg Comyn fremder als in der Föderation und das Ganze wurde verschärft, wie ich hinzufügen muss, durch deine völlig normale Reaktion auf die Entdeckung, dass du mit einem Telepathen verheiratet bist. Kurz, du hast alles nur schwerer gemacht, und damit bin ich nicht fertig geworden.
Es ist nicht sehr liebevoll, das zu schreiben, aber es ist die Wahrheit. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen. Ich habe mich egoistisch benommen. Ich habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt, alles für ein paar Tage hinter mir zu lassen, und ich bereue diese Entscheidung nicht, auch wenn sie dir Kummer bereitet hat.
Ich bin nicht vollkommen, und ich war in den vergangenen Tagen unvollkommener als je zuvor in meinem Leben.
„Er schreibt, er sei nicht vollkommen“, sagte Kate zu Gisela, als diese ihr eine dampfende Tasse Tee brachte, der angenehm nach Minze duftete.
„Und das merkt er jetzt erst?“ „Das weiß ich nicht, auf alle Fälle gibt er es jetzt zu.“ Kate trank einen Schluck und stellte fest, dass der Tee noch zu heiß war.
„Das ist dann ja wohl eine Art Fortschritt“, bemerkte Gisela auf ihre trockene Art.
Es schie n mir, als würde zu viel passieren, und es hat mich überwältigt. Ich konnte mich nicht überwinden, das Problem deines fehlenden Larans anzupacken, die Frage, welchen Einfluss das auf unser Leben und das unserer Kinder haben könnte. Außerdem wurde ich nicht damit fertig, wie mir das Leben hier auf Darkover plötzlich erschien. Als dann Domenic ein Komplott gegen Mikhail Hastur entdeckte, bot ich spontan meine Dienste an.
Ich bin weggelaufen, Kate, vor dir und den Kindern, obwohl ihr mein Leben seid, und ich gebe zu, dass ich gewaltig erleichtert war, auch wenn ich mir wie der letzte Dreck vorkam. Es war falsch, und doch war es auch richtig. Kannst du das verstehen?
Wahrscheinlich nicht. Ich habe das Gefühl, ich mache mich gerade komplett zum Narren, aber ich musste dir schreiben und so viel mitteilen, wie ich konnte. Ich würde gern zu dir zurückkommen, aber im Augenblick ist das nicht möglich. Ich muss mit Domenic hier bleiben, bis diese Angelegenheit erledigt ist. Aber ich hoffe, du bringst es fertig, über meine zahlreichen Fehler hinwegzusehen, über meine Heimlichtuerei und meine Feigheit, und sehr bald neu mit mir zu beginnen.
Dein dich über alles liebender Mann, Hermes-Gabriel Aldaran
Katherine schaute auf und stellte fest, dass sie Tränen in den Augen hatte. Sie faltete den Brief zusammen und griff nach ihrem Tee. Dann wischte sie sich mit dem Ärmel ihrer Bluse über die feuchte Wange. Die weiche Spinnenseide strich wie der Kuss eines Geliebten über ihre Haut.
„Na?“ „Er ist sehr reumütig.“ „Das konnte er als Junge schon gut. Die Dummheiten, die er begangen hat, taten ihm immer Leid. Aber er hat es auch immer ehrlich gemeint! Wirst du ihn wieder aufnehmen?“ „Was bleibt mir denn anderes übrig?“ „Kate, du kannst tun, was dir gefällt – diese Möglichkeit hatte ich nie. Die Domäne Aldaran ist nicht die reichste – nur bei Aldones bestimmt die kälteste! –, aber es wird dir nie an etwas fehlen, wenn du beschließen solltest, dass Hermes für den Rest seines Lebens im Falkenkäfig schlafen muss. Mein Bruder Robert wird sicherstellen, dass du gut versorgt bist. Du musst also Herm nicht zurücknehmen, nur weil er sagt, dass es ihm Leid tut. Die Frage lautet vielmehr: Willst du ihn, mitsamt seiner Unvollkommenheit und allem?“ Katherine antwortete nicht sofort, sondern trank erst von ihrem Tee. Dann sagte sie bedächtig: „Ja, ich will ihn – auch wenn er mich manchmal rasend macht.“ „Na, damit wäre das ja geklärt.“ „Noch nicht ganz. Es kann nie mehr wie früher zwischen uns sein, Gisela, und ich weiß nicht, ob er das verstehen wird. Er ist so geschickt darin, mich zu beeinflussen – alle Leute übrigens, was das angeht –, dass er nicht zu bemerken scheint, wie verletzend er dabei ist. Ich werde also darauf bestehen müssen, dass er …“ „Was?“ „Dass er mich nicht wie ein

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