Der Sohn des Verräters - 21
sehr bald kennen lernen. Und seine Frau, Javanne Hastur, die ältere Schwester von Regis und nach allem, was man so hört, eine Furcht erregende Gegnerin. Soviel ich erfahren habe, ist sie möglicherweise psychisch ein wenig labil. Und aus Gründen, auf die ich nicht näher eingehen will, hat sie sich nie damit abgefunden, dass Mikhail Regis’ Nachfolger wird. Am besten, du fragst Marguerida danach, wenn sich die Gelegenheit bietet. Javanne will unbedingt das Königtum der Elhalyn erneuern, obwohl es nie wirkliche Macht besaß. Auch wenn Mikhail ihr Sohn ist, sähe sie es lieber, dass Danilo Hastur die Geschicke Darkovers lenkte, weil sie sich einbildet, er wäre schwach genug, um sich von ihr beeinflussen zu lassen. Soweit ich heute feststellen konnte, dürfte sie sich irren. Es stimmt aber, dass Dani nicht zur Führung einer planetarischen Regierung ausgebildet wurde und nie Herrscher sein wollte.“ „Das verstehe ich nicht. Sind Dani und Mikhail denn Rivalen?“ „Sie sehen sich nicht als solche, aber andere Leute würden die Sache liebend gern in diese Richtung aufbauschen, Du musst wissen, das Königtum der Elhalyn war immer weitgehend mit zeremoniellen Aufgaben betraut, die eigentliche Macht hatten immer die Hastur. Dafür gibt es historisch gesehen gute Gründe, denn die Elhalyn-Line bringt so manchen geistig labilen Vertreter hervor. Dani hat Miralys Elhalyn mit der Absicht geheiratet, ein wenig Gesundheit in die Linie zu züchten – was in deinen Augen wahrscheinlich sehr gefühllos ist. Er hat sich immerhin wirklich in sie verliebt, deshalb ist sein Vorhaben nicht nur schrecklich und berechnend.
Aber er hat das Erbe der Domäne Hastur zu Gunsten Mikhails aufgegeben, obwohl er darum hätte kämpfen können und es vielleicht auch bekommen hätte. Er wollte jedoch die Aufgabe, den Planeten zu führen, nicht übernehmen; er ist ein Mann, der um seine Grenzen weiß, und dafür bewundere ich ihn.“ „Dann wurde die Angelegenheit also schon vor langer Zeit beigelegt?“ „Ja, aber nicht zur vollen Zufriedenheit aller – besonders nicht zu Javanne Hasturs. Sie ist mit den Jahren nicht nachgiebiger geworden, wie man hört, und sie hat noch immer ein paar Verbündete im Rat der Comyn. Es wird also wahrscheinlich viel Geschrei und Tumult geben, bis sich der Staub wieder legt.“ „Aber das ist es nicht, was dir Sorge n macht.“ „Nein. Die Darkovaner sind sehr nüchtern denkende Leute, und am Ende werden sie tun, was vernünftig ist. Das eigentliche Problem bleibt die Föderation. Wir hatten hier nie einen Geheimdienst – die ganze Idee ist uns fremd. Stattdessen haben wir uns auf ein paar gut platzierte Leute im terranischen Hauptquartier verlassen und dazu auf Lew Alton, der seit dem Rückzug von Captain Rafe Scott den Finger am Puls der Föderation hat. Nun werden diese Leute aus dem aktiven Dienst entlassen, was eine nette Formulierung dafür ist, dass sie mit einem kräftigen Tritt in den Hintern rausfliegen, und wir haben niemanden mehr, der ein Auge auf Lyle Belfontaine und seine Handlanger wirft. Ohne ein paar Leute im Hauptquartier sitzen zu haben, wissen wir nicht, was die Föderation im Schilde führt, und sind ausschließlich von den Informationen abhängig, die sie uns zukommen lassen. Lew, der sehr gut zwischen den Zeilen lesen kann, glaubt, dass man uns bald eine Art Ultimatum übergeben wird. Bis jetzt ist es uns gelunge n, Regis’ Tod vor ihnen geheim zu halten, aber das wird nicht ewig gehen, und sobald sie es erfahren, werden sie wahrscheinlich irgendeinen Schachzug versuchen. Deshalb ist es in unserem Interesse, die Sache schnell zu regeln, aber nichts auf Darkover geschieht je schnell. Mikhail kann keine einseitigen Entscheidungen treffen.“ „Wieso nicht, wenn er doch Regis’ Nachfolger ist?“ Katherine konzentrierte ihren ganzen Verstand auf seine Ausführungen, und ihre Ängste traten vorübergehend in den Hintergrund.
„Er mag zwar der mächtigste Mann auf dem Planeten sein, aber er muss dem Rat der Comyn Rechenschaft ablegen, und der ist gespalten. Wir hatten noch nie einen Tyrannen auf Darkover, und Mik wird wohl kaum der erste sein wollen.“ „Das leuchtet mir noch nicht ganz ein, Herm. Ich möchte meinen, ein Planet voller Telepathen sollte keine Schwierigkeiten haben, jeden Nachrichtendienst im Nu zu durchdringen.“ „So einfach ist die Sache auch wieder nicht, selbst wenn man ethische Erwägungen beiseite lässt.“ „Wieso nicht?“ „Weil man nicht einfach die
Weitere Kostenlose Bücher