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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Offenbarungsbewegung hat die Sache publik gemacht. Sie lieben es, die Expansionisten in Misskredit zu bringen – das ist praktisch ihre einzige Art von Sport.“ Beide kicherten, da die Neue Offenbarungsbewegung für ihren Fundamentalismus und ihre Ablehnung jeder Art von Spiel berühmt war. „Wobei wir übrigen es natürlich durchaus genossen haben. Was auf Darkover im Gange ist, könnte also alles Mögliche sein – von der Föderation bis zu einer Gruppe, von der ich noch nie gehört habe. Das ist zwar unwahrscheinlich, weil von den verschiedenen Verbindungen keine an Darkover interessiert sein dürfte. Trotzdem beunruhigt mich diese Ungewissheit.“ „Aber warum sollte jemand so etwas tun, Herm? Ich meine, Darkover ist kein sehr bedeutender Planet. Müssten Spione nicht eher an Aldebaran V oder Wolf interessiert sein? Wo es viel Industrie und bedeutende Rohstoffvorkommen gibt?“
„Darkover ist ein sehr geheimnisumwitterter Planet, Kate. Gerade unsere Politik der Informationsbeschränkung, die Lew eingeführt hat und die ich fortgesetzt habe, musste zwangsläufig irgendwo Neugier erregen. Wir haben das Problem zunächst nicht erkannt. Verstehst du – man unternimmt etwas, das in der momentanen Situation geboten erscheint, und ze hn oder zwanzig Jahre später zeigen sich plötzlich Auswirkungen, die man niemals vorhergesehen hat. Wir wissen nichts Genaues, aber Lew behauptet, es habe in letzter Zeit Störungen gegeben, die ihn misstrauisch machen. Er hoffte, ich könnte das bestätigen, aber ich musste ihm erklären, dass mir nichts von einer bestimmten Gruppe bekannt sei, die ein Auge auf Darkover geworfen habe. Wir wissen im Grunde also nicht, ob wir ausspioniert werden.“ „Aber ihr haltet es für möglich.“ „Ja, das war unsere vorsichtige Schlussfolgerung, was immer sie uns nützen mag“, stimmte er widerstrebend zu. „Lass uns jetzt essen. All diese Dinge können warten.“ Er empfand tiefe Schuld, vermischt mit Erleichterung und Müdigkeit. Er hatte seiner Kate erfolgreich verheimlicht, dass ma n ihn eventuell verhaften könnte, aber er war nicht froh über sein Täuschungsmanöver. Und er wusste, wenn er es ihr schließlich erzählte, würde der Sturm losbrechen.
Einen Augenblick lang wünschte sich Herm. er wäre nie nach Darkover zurückgekommen. Er fühlte, wie ihn eine fürchterliche Unruhe ergriff, das Verlangen, irgendwo in der Galaxis zu sein, nur nicht hier. Kate war verstimmt. Er hasste das, und er wusste, es würde nicht vergehen, nur weil es ihm Bauchschmerzen bereitete. Es war, wie er gesagt hatte: Er hatte ein Problem gelöst – die Sicherheit seiner kleinen Familie –, ohne sich die Folgen klar vor Augen zu führen. Und es hatte nicht Jahre gedauert, sondern nur Tage, bis er feststellte, dass seine Lösung neue Probleme schuf.
Sicher, er selbst konnte gut mit politischen Spannungen leben und damit umgehen, wie man es von einem schlauen Burschen wie ihm erwarten durfte. Aber es sollten nicht diejenigen darunter leiden, die ihm das Liebste waren im Kosmos seine Frau und die Kinder. Wie hatte er nur so kurzsichtig sein können und das nicht kommen sehen? Und wie sollte er das Problem lösen? Da knurrte Herms Magen, und er gab erschöpft auf. Er hatte keine andere Wahl gehabt. In absehbarer Zeit würde er sowieso nichts in Ordnung bringen, schon gar nicht mit einem leeren Magen – er konnte also ruhig etwas essen. Wenigstens dabei würde er niemandem wehtun.
    9
    Domenic verbrachte den restlichen Nachmittag damit, seine Flucht aus der Burg zu planen. Er empfand eine übermütige Freude, die ihm völlig neu war. Trauer und Angst verblassten zu schwachen Schatten, obwohl es schwieriger war, als er sich vorgestellt hatte, einen Weg aus dem riesigen Gebäude zu finden. überall liefen Diener herum, und die meisten Ausgänge waren streng bewacht. Er würde viel herumschleichen müssen, worin er nicht gerade viel Übung hatte. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto verlockender erschien ihm der ganze Plan. Es war wirklich alles sehr sonderbar, und wenn er sich gelegentlich einen kritischen Gedanken erlaubte, fühlte er sich wie von einem boshaften Kobold besessen.
    Die Sache hätte sich einfacher gestaltet, wäre für den Abend nicht ein offizielles Bankett geplant gewesen. Aber die Ankunft seiner Großeltern sowie mehrerer anderer Mitglieder des Rats der Comyn erforderte ein solches Mahl, und Domenic wusste, dass man mit seiner Anwesenheit rechnete. Er konnte sich nichts vorstellen,

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