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Der Sokrates-Club

Der Sokrates-Club

Titel: Der Sokrates-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Weidenfeld , Julian Nida-Ruemelin
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Philosophie der Stoa der Antike zurückkehren, indem man die Gründe und nicht die jeweiligen Wünsche zum entscheidenden Merkmal einer Person macht.
    Die Person hat Gründe. Diese Gründe bringen Bewertungen der Person zum Ausdruck, nicht lediglich Wünsche, die sie hat. Die Person ist überzeugt, dass dieses oder jenes einen Wert hat, dass dieses oder jenes getan werden sollte, und richtet ihre Wünsche daran aus. Man könnte dies auch abstrakter in der Formel fassen: Die Identität der Person ist ethisch– oder normativ– verfasst.

8. Glück oder: Warum man dem Kuscheldino im Blumentopf mit Gleichmut begegnen muss
    Es ist unser letzter Termin in der Gebeleschule. Die Kinder begrüßen uns freudig, und es herrscht eine besondere Stimmung, vielleicht, weil es unsere letzte Sitzung ist.
    Wir werden uns heute mit einem ganz alten Thema befassen, das die Philosophen seit zweitausend Jahren umtreibt. Nämlich das Thema » Glück«. Was ist denn für euch Glück? Wie würdet ihr Glück beschreiben?
    Ein Mädchen mit lockigen Haaren meldet sich: »Glück ist, wenn einem was Gutes passiert. Zum Beispiel wenn meine Oma auf der Straße eine Pralinenschachtel findet. Die darf zwar keinen Zucker essen, aber heimlich tut sie’s doch immer.«
    » Oder wenn ein Vampir herumfliegt und Hunger hat und endlich ein Fenster findet, das auf ist!«, meldet sich ein Mädchen mit langen braunen Haaren und einem Haarband.
    Ein Junge mit schulterlangen Haaren meldet sich und sagt: » Ja, aber noch mehr Glück hab ich, wenn ich vom Baum falle und mir nichts passiert!«

    » Also der Achill, der hatte Glück, weil niemand ihm wehtun konnte, oder?«, fragt ein Junge mit einer roten Brille.
    Ein Mädchen aus der vierten Klasse dreht sich um und erklärt mit bedeutsamer Miene: » Seine Mutter hat den gebadet, und dieses Wasser, das war ein ganz besonderes Wasser, ich glaube Drachenblut oder ein besonderer Fluss, jedenfalls irgendwas, was die Leute unverwundbar macht, wenn sie darin baden. Aber sie musste ihn ja beim Baden festhalten, und da, wo sie ihn festgehalten hat, also an der Ferse, konnte das Wasser nicht hin. Und deshalb war er eben an der Ferse nicht unverwundbar!«
    Richtig! Für seine Unverwundbarkeit konnte er nichts. Da hatte er sozusagen Glück. So dachten viele in der Antike. Glück ist, wenn die Götter einem wohlgesinnt sind und ein langes Leben, aber vor allem viel Macht und Ehre schenken– das galt damals als das höchste Gut. Ist Macht und Ehre auch für euch wichtig?
    » Lange Leben will ich schon. Aber ich glaube, das mit der Ehre ist nicht so wichtig. Das macht einen ja auch nicht glücklich, wenn man berühmt ist oder so.«
    Die Kinder nicken zustimmend.
    Was bedeutet das Glücklichsein für euch?
    » Wenn ich mit meinen Freundinnen zusammen bin!«, sagt ein Mädchen.
    » Wenn FC Bayern gewinnt!«, sagt ein hübscher blonder Junge in einer Trachtenjacke.
    » Wenn ich gute Noten hab, dann bin ich auch glücklich!«
    Es gab einen Philosophen, der hieß Aristoteles, der meinte, dass man dann glücklich ist, ein gelungenes Leben lebt, wenn man seine Fähigkeiten zur vollen Entfaltung bringt. Was könnt ihr denn besonders gut?
    » Ich kann total gut Tennis spielen, und wenn ich dann im Verein spiele, dann bin ich schon glücklich!« (Mehr wissen)
    » Und ich, wenn ich reite!«, sagt ein Mädchen mit blonden Locken.
    Kannst du denn gut reiten?
    » Ja, sehr, ich bin auch schon mal galoppiert!«, sagt sie stolz.
    » Aber wenn jemand gerne reitet und die Reitstunde ist vorbei, dann muss sie ja wieder unglücklich sein«, wirft ein anderes Mädchen ein.
    » Als ich an Weihnachten den Kuscheldino ausgepackt habe, da war ich total happy. Aber dann, ein paar Stunden später, da war wieder alles ganz normal«, sagt ein Junge mit spanischem Akzent. » Vielleicht ist man eben nie sehr lange glücklich, sondern immer nur für einen Moment.«
    Wer von euch hat noch einen Vorschlag, um zu erklären, was es bedeutet, glücklich zu sein?
    » Ich glaub, das ist, wenn man sich gut fühlt!«, sagt ein Junge in einem blau gestreiften Hemd. (Mehr wissen)
    » Ja, weil man etwas macht, was Spaß macht.«
    Genau das dachten die sogenannten Epikureer: Glück ist das, was einen zufrieden macht, und deshalb sollte man sich möglichst von all den Dingen, die einen unglücklich machen, fernhalten. Man sollte sich auf den Umgang mit lieben Freunden konzentrieren, also Freundschaften pflegen, sich nicht von diesem und jenem ablenken lassen, auf seine

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