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Der Sommer, als der Regen ausblieb - Roman

Der Sommer, als der Regen ausblieb - Roman

Titel: Der Sommer, als der Regen ausblieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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keinen Cent? Wieso machst du es dann?«
    Erneut blickte sie ihn. Er hatte sich umgezogen, trug jetzt ein T-Shirt, das seine langen, blassen, muskulösen Arme zeigte. Das Wort NOTAUSGANG hinter ihm wurde zu GANG ANS OUT . Oder war es NOUGAT GANS ?
    »Das ist normal. Studioassistenten arbeiten generell ohne Bezahlung. Wir tun es für …«
    »Für den Ruhm?«
    »Nein, aber wir können hier Erfahrung sammeln.«
    »Hör mal«, sagte er und tippte die Tasche mit dem Fuß an. »Tut mir leid wegen eben. Dass ich dich für eine Engländerin gehalten habe. Aoife …« Grienend ließ er das Wort nachhallen. »Aoife hört sich nach Irland an.«
    »Richtig. Es ist irisch für Eva.«
    »Und wie schreibt man das?«
    Endlich hatte sie darauf einmal eine Antwort. »A-O-I-F-E.«
    »Wahnsinn. Ein Name mit nur einem Konsonanten. Sag mal, haben deine Eltern blind auf eine Schreibmaschine eingehauen und dann geguckt, was rauskommt?«
    Sie zog den Reißverschluss zu. »Bist du immer so charmant?«
    Er grinste wieder. »Darf ich dich zum Mittagessen einladen?«
    »Mittagessen?«, fragte sie und zeigte auf den Abendhimmel hinter dem Fenster.
    »Na gut, dann eben ein spätes Mittagessen. »Du könntest mir noch mehr Irisch beibringen. Dafür zeige ich dir sechs verschiedene Arten, eine Möhre zu schneiden. Außerdem kann ich dir beibringen, wie man am effektivsten seine Identität verschleiert. Ist das ein Angebot?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Geht nicht, ich muss zur Arbeit.«
    »Arbeit?«
    »Bezahlte Arbeit. Ich bin die Eingangskontrolle in einem Laden in der Bowery.«
    »Der Musikclub? Alle sagen, ich müsste da unbedingt mal hin. Also mache ich das doch. Ich begleite dich.«
    Aoife liegt auf dem Rücken, hat den Arm unter den Nacken geschoben. Gabes Kopf ruht auf ihrem Bauch, sie spürt das Gewicht bei jedem Atemzug. Seine Hand streichelt ihre Hüfte und wandert weiter bis zu ihrem Bauch. Sie fährt mit den Fingern über seinen kurzgeschorenen Nacken. Solche Haare hat sie noch nie gesehen: stark, schwarz, widerspenstig. Es ist weniger Haar als ein rauer Filz. Oder hartes Unkraut. Sie greift fest hinein und zieht noch fester daran.
    »Wo hast du gesteckt?«, fragt sie.
    »Au, das tut weh.«
    Sie lässt aber nicht los.
    »Sagen wir, ich musste dringend weg, okay? Ein paar Kumpel von mir wurden neulich geschnappt, da wurde mir das Pflaster hier zu heiß.«
    Sie lässt sein Haar los. »Aber wohin bist du gegangen?«
    »Hab ich dir doch gesagt, nach Chicago. Ich kenne da ein paar Leute. Bei denen bin ich untergetaucht, bis sich die Lage beruhigt hatte.«
    »Hat sich die Lage beruhigt?«
    Er dreht sich um, sieht sie an, legt seine Hand zwischen ihre Brüste. »Nicht so richtig.«
    Aoife schiebt seine Hand weg. »Gabe, ich meine es ernst: Bist du hier in New York sicher?«
    Er lässt sich zurückfallen und vergräbt den Kopf unter der Decke. Sie ahnt, warum. Damit er ihr nicht ins Gesicht sehen muss. »Ich glaube schon. Jedenfalls will ich mich nicht irgendwo in Kanada verkriechen. Ich meine, ich mag Kanada, aber ich gehöre nach New York. New York ist meine Hei mat und …« Ohne sie anzusehen, fasst er ihre Hand. »Au ßerdem gibt es hier ein paar Leute, mit denen ich zusammen sein will.«
    Aoife blickt auf den Riss in der Zimmerdecke, folgt seinem Verlauf vom Fenster bis zur Deckenleuchte. »Und was ist mit diesem Amnestieprogramm? Evelyn sagt, wenn du dich stellst, musst du wenigstens nicht in den Knast. Sie kennt jemanden, deren Sohn das gemacht hat. Er muss nur irgendwelche gemeinnützige Arbeit leisten.«
    »Richtig. Und das zwei Jahre lang.« Gabe richtet sich auf. »Aber dieses Programm ist die reine Verarsche. Es ist nämlich keine uneingeschränkte Amnestie, das heißt, sie ist an Bedingungen geknüpft. Und ehrlich gesagt, das reicht mir nicht. Mir nicht und auch nicht den vielen Tausend, die auf eine Lösung warten. Ich unterwerfe mich doch keiner Bande von scheinheiligen Kleingeistern, die erst sehen wollen, wie leid es mir tut. Für so einen schäbigen Deal habe ich doch nicht mein Leben gegen die Wand gefahren. Nein, entweder eine bedingungslose Amnestie oder gar nichts.«
    »Ich meinte ja nur …«
    »Aber keine Angst, sie kommt«, unterbricht Gabe. »Es ist nur eine Frage der Zeit. Sie können gar nicht anders. Sonst ist unsere Verfassung in zehn Jahren ganz im Eimer. Das ist nämlich so …« Während Gabe weiterredet, steht Aoife auf, geht zum Herd und setzt Wasser auf. Gabe erläutert derweil den diffizilen Unterschied

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