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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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latschte zurück zu meinem Liegestuhl, zurück in die Sonne. Nach einer Weile schlief ich ein und wachte erst wieder auf, als Jeremiah mir Kool-Aid auf den Bauch tröpfelte. »Lass das«, sagte ich grantig und setzte mich auf. Ich fühlte mich verschwitzt und ausgetrocknet – von meiner supersüßen Kool-Aid (ich tat immer die doppelte Menge Zucker rein) bekam ich erst recht Durst.
    Jeremiah lachte und setzte sich auf meinen Liegestuhl. »Ist das alles, was du den ganzen Tag gemacht hast?«
    »Ja«, sagte ich. Ich wischte mir erst den Bauch ab und dann die Hand an seinen Shorts.
    »Sei nicht so lahm! Komm, wir unternehmen was zusammen«, bestimmte er. »Ich muss erst heute Abend arbeiten.«
    »Ich arbeite auch – an meiner Bräune«, sagte ich.
    »Du bist ja wohl braun genug.«
    »Lässt du mich fahren?«
    Er zögerte. »Na gut«, sagte er dann. »Aber du musst erst duschen. Ich will nicht dein Sonnenöl überall am Sitz haben.«
    Ich stand auf und band meine strähnigen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. »Ich geh ja schon. Bin gleich zurück.«
    Jeremiah wartete auf mich im Auto, die Klimaanlage voll aufgedreht. Er saß auf dem Beifahrersitz. »Wo geht’s hin?«, fragte ich, während ich hinter dem Steuer Platz nahm. Ich fühlte mich total professionell. »Tennessee? New Mexico? Es muss schon weit sein, damit ich Übung bekomme.«
    Er schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück. »Fahr einfach aus der Einfahrt raus und dann links.«
    » Yessir «, sagte ich, stellte die Klimaanlage ab und ließ alle vier Fenster runter. Es fühlte sich so viel besser an, mit geöffneten Fenstern zu fahren. So als führen wir tatsächlich irgendwohin.
    Er gab mir weiter Anweisungen, wie ich fahren sollte, und dann standen wir auf einmal in der Einfahrt zur Kartbahn. »Ist das jetzt dein Ernst?«
    »Du wolltest doch Fahrpraxis haben«, sagte er und grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Die kriegst du jetzt.«
    Wir stellten uns an, und als wir an der Reihe waren, wollte mich der Einweiser zu einem blauen Kart schicken. »Ich hätte aber lieber das rote, geht das?«
    Er zwinkerte mir zu und sagte: »So hübsch, wie du bist, würde ich dich sogar meinen eigenen Wagen fahren lassen.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde, aber ich freute mich. Der Typ war älter als ich, und er hatte mich tatsächlich beachtet. Das war schon erstaunlich. Letzten Sommer hatte er auch schon dort gearbeitet, und da hatte er mich kein einziges Mal angesehen.
    Während Jeremiah in den Kart neben mir stieg, murmelte er:
    »Alberner Witzbold! Der sollte sich mal einen anständigen Job suchen.«
    »So einen anständigen wie Bademeister, meinst du?«, konterte ich.
    Jeremiah verzog die Miene. »Fahr schon los.«
    Jedes Mal, wenn ich mit meinem Kart vorbeikam, winkte der Typ mir zu. Beim dritten Mal winkte ich zurück.
    Wir sind die Strecke x-mal gefahren, bis es Zeit wurde und Jeremiah zur Arbeit musste. »Ich glaube, für heute hast du genug am Steuer gesessen«, sagte Jeremiah und rieb sich den Nacken. »Den Rückweg übernehme ich.«
    Ich widersprach nicht. Er fuhr schnell nach Hause, ließ mich vor unserer Einfahrt raus und brauste gleich weiter zur Arbeit. Als ich ins Haus kam, fühlte ich mich sehr müde. Müde und braun. Und zufrieden.
    »Irgendein Cam hat für dich angerufen«, sagte meine Mutter. Sie saß am Küchentisch, ihre Brille mit dem Horngestell auf der Nase, und las die Zeitung. Sie schaute nicht auf.
    »Ach ja?«, sagte ich und hielt eine Hand vor den Mund, damit sie mein Lächeln nicht sah. »Und – hat er eine Nummer hinterlassen?«
    »Nein«, sagte sie. »Er ruft wieder an, hat er gesagt.«
    »Wieso hast du denn nicht danach gefragt?«, sagte ich mit dieser Jammerstimme, die ich selbst fürchterlich finde, die ich aber oft habe, wenn ich mit meiner Mutter rede.
    Jetzt blickte sie doch überrascht auf. »Ich weiß nicht. Er hat es nicht angeboten. Wer ist das überhaupt?«
    »Vergiss es«, sagte ich und ging zum Kühlschrank, um mir eine Limo zu holen.
    »Wie du willst«, sagte meine Mutter und wandte sich wieder ihrer Zeitung zu.
    Sie hakte nicht nach. Das tat sie grundsätzlich nicht. Sie hätte ja wenigstens nach seiner Nummer fragen können. Wenn Susannah ans Telefon gegangen wäre, dann würde sie jetzt vor sich hin trällern und mich necken und so lange bohren, bis ich ihr alles erzählt hätte. Und das hätte ich auch getan, mit Vergnügen.
    »Mr. Fisher hat heute Morgen angerufen«, sagte ich.
    Wieder blickte meine Mutter

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