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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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riesiges Fenster. Erst will sie Balken haben, die sichtbar sind und damit zum alten Teil des Hauses passen, dann möchte sie doch lieber Stuck oder alles ganz modern und puristisch. Dabei hat sie überhaupt nicht kapiert, was er will, beziehungsweise es kümmert sie einen feuchten … du weißt schon. Er legt total Wert auf eine ökologische Bauweise. Das entspricht absolut seiner Lebensweise. Überleg mal, der verarbeitet nur Milch aus ökologischer Landwirtschaft, kauft nur solche Weine, da ist es nur konsequent, wenn er beim Bauen auch auf diese Aspekte achtet.« Sie kaute und hob hilflos die Schultern. »Aber ihr ist das alles völlig egal.«
    »Behauptet er«, wandte Jasmin vorsichtig ein.
    »Warum soll er sich das ausdenken?« Bevor Jasmin darauf antworten konnte, sprach Gabi weiter: »Er denkt, ich stehe auf Frauen. Hab ich dir doch gesagt, dass das viele hier denken. Ihm hat’s irgendjemand erzählt. Er meinte, er hätte das Gefühl, dass er mit mir deshalb besonders offen über private Dinge reden könnte. Es bestünde schließlich keine Gefahr, dass zwischen uns etwas laufen würde.« Sie grinste breit. »Obwohl er das etwas bedauert, hat er gesagt.«
    »Und du? Hast du ihm reinen Wein eingeschenkt?«
    »Er hat mir Wein eingeschenkt, und zwar jede Menge. Ich habe schön meinen Mund gehalten.« Sie trank Kaffee und sah mit einem Mal nachdenklich aus. »Er ist schon ein guter Typ, hat tolle Einstellungen, eine gute Lebensauffassung. Ein bisschen wie Thorsten.« Sie lächelte. Jasmin war überrascht. Noch nie hatte Gabi einen Mann mit Thorsten verglichen. »Es tut mir so leid, dass er so unglücklich ist mit seiner Frau. Die hat ihn überhaupt nicht verdient.«
    »Ich weiß schon, warum ich nicht verheiratet bin«, meinte Jasmin.
    »Ich auch. Und es liegt nicht daran, dass du nicht willst.« Manchmal konnte Gabi aber auch wirklich furchtbar geradeheraus sein.

Ahlbeck

    Jasmin hatte Herzklopfen, als sie – viel früher als mit Dieter verabredet – in dem mondänen Seebad eintraf. Sie war zwar keine sechzehn mehr, hatte aber die sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch wie ein Teenager. Sie schlenderte die Promenade entlang in Richtung Seebrückenplatz. An der Jugendstiluhr wollten sie sich treffen. Meine Güte, wie wenig originell, dachte sie. Hätte nur noch gefehlt, dass sie als Erkennungszeichen eine rote Rose im Knopfloch vereinbart hätten. Hatten sie aber nicht, denn sie hatten sich inzwischen oft genug gesehen. Wenn sie schon seinen Namen nicht wusste und auch sonst nichts über ihn hätte sagen können, würde sie ihn wenigstens erkennen. Jasmin fächelte sich nervös Luft zu. Es war erst halb drei. Sie konnte schlecht eine halbe Stunde wie festgewachsen neben der Uhr stehen. Viel lieber wollte sie, dass er zuerst da war. Sie beschloss, ein wenig an den Strand zu gehen. Von dort würde sie ihn sehen und könnte dann so tun, als sei sie eben erst angekommen.
    Der feine Sand fühlte sich wunderbar unter den nackten Füßen an, er war angenehm warm und weich. Ihre Sandalen mit den kleinen Absätzen in der Hand, ihre Tasche über der Schulter, flanierte sie vorbei an Strandkörben und Urlaubern, die auf ihren Handtüchern lagen und sich sonnten. Sie spazierte in Richtung Heringsdorf, dessen Seebrücke man deutlich erkennen konnte. Bei jedem Schritt bohrte sie ihre Zehen in den nachgiebigen Untergrund. Der Wind spielte mit dem weiten Rock ihresSommerkleides. Ihr war ganz leicht und unbeschwert zumute. Kaum war sie einige Meter gegangen, drehte sie sich um und spähte zu dem Platz mit der Uhr, an dem sie verabredet waren. Noch war er nicht zu sehen, es war ja auch noch immer viel zu früh. Die Fahnen auf der hölzernen Brücke, die zum berühmten Gaststättenpavillon mit dem roten Dach und den vier weißen Türmchen führte, flatterten fröhlich. Es wehte beständig eine Brise, die diesem Tag eine herrliche Frische verlieh. Sie lief noch ein Stück, drehte dann aber um. Nur nicht zu weit laufen, in Eile geraten und am Ende womöglich ins Schwitzen kommen. Zwei Kinder fielen ihr auf, die zwischen zwei Strandkörben eine Sandburg bauten. Erstaunlich, üblicherweise entstanden solche Bauwerke nahe der Wasserlinie. Diese beiden Kinder hatten sich einen davon weit entfernten Bauplatz ausgesucht. Ihr Vater hatte anscheinend die Aufgabe, für sie zwei kleine Eimer immer wieder mit Ostseewasser zu füllen und sie ihnen zu bringen. Es war eine Freude, den beiden zuzusehen. Das Mädchen mochte etwa sieben oder

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