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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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heftete seinen Blick auf die Tischplatte und sah dann auf die Ostsee hinaus, bevor er antwortete. »Nein, ich gehöre wohl auch zu den Überanspruchsvollen.« Jasmin war froh, dass er sie nicht wieder ermahnt hatte, ihm keine Fragen zu stellen. Sie freute sich, dass er die Spielchen, seien sie auch noch so charmant, endlich einmal beiseiteschob und ihr anscheinend ernsthaft Auskunft gab. Darum wollte sie ihn auch nicht unterbrechen oder unter Druck setzen. Sie wartete, doch er machte keine Anstalten, mehr von sich preiszugeben. »Jedenfalls ist es ganz schön unfair, dass deine Freundin ihren Mann verliert, den sie wirklich geliebt hat, während all diese farblosen Alltagsbeziehungen, diese Zweisamkeitsnotlösungen miteinander viel älter werden, als ihnen lieb ist«, lenkte er von sich ab.
    Die Stunden flogen dahin wie Minuten. Als André sich die Rechnung bringen ließ, ging die Sonne gerade unter. Jasmin stand auf und trat an das schmiedeeiserne Geländer. Sie sah aufs Meer, über dem sich der Himmel violett gefärbt hatte. Für eine Sekunde schloss sie die Augen, um dieses Bild aufzubewahren. Sie versuchte, alles ganz fest in sich einzuschließen, den salzigherben Duft, das Rauschen, das Gefühl der milden Luft, den Anblick der Wellen, die auf den Strand rollten und ihn dunkel anmalten. Da spürte sie, dass er hinter sie getreten war. Sie drehte ihm das Gesicht zu.
    »Darf ich?«, fragte er und legte ihr die Hände behutsam auf die Schultern. Sie nickte. Daraufhin ließ er seine Hände ihre Arme hinabgleiten und zog sie dichter an sich. Er hielt sie ganz fest, seine Finger in ihre verschränkt. Da war ein Kribbeln in ihrem Bauch, dass sie am liebsten geschrien oder gelacht hätte. Gleichzeitig fühlte es sich unendlich vertraut an, wie sie eng beieinander standen, seine Wärme und Kraft in ihrem Rücken.
    »Du meine Güte, du strahlst wie ein Honigkuchenpferd!« Gabi zog die Augenbrauen hoch und setzte einen mitleidigen Blick auf wie eine Krankenschwester, die gerade sehr hohes Fieber bei einem Patienten gemessen hatte. Sie frühstückten an diesem Morgen auf der Terrasse, es war Gabis freier Tag.
    »Ach, Gabi, ich fühle mich wie ein Teenager, der zum ersten Mal verknallt ist.«
    »Verknallt oder verliebt?« Sie sah ihre Freundin über ihre Brille hinweg an.
    »Das ist mir völlig egal, jedenfalls fühlt es sich großartig an!«
    »Soso, und was genau war nun so großartig?« Sie grinste. »Ich will Details.«
    »Einfach alles!« Sie fing Gabis spöttischen Blick auf und knuffte sie. »Du bist doof.« Nach einer Weile setzte sie hinzu: »Ich kann es gar nicht in Worte fassen. Das Essen war nicht spektakulär. Es war bodenständige schnörkellose italienische Küche. Wir haben nicht einmal Wein dazu getrunken. Trotzdem war alleine der Abend in dieser kleinen Pizzeria himmlisch. Es fühlte sich an wie in einem Sterne-Lokal«, sagte sie und seufzte selig.
    Gabi winkte ab. »Das ist ein ganz typisches Phänomen. Im Urlaub schmeckt der einfachste Landwein wie ein Edeltropfen. Nimmst du ihn mit nach Hause, fragst du dich, was du daran gefunden hast.«
    Jasmin runzelte die Stirn. »Was willst du mir damit sagen?«
    »Nimm deinen André nicht mit nach Hause, sondern vernasche ihn hier.« Jasmin sah sie überrascht an, dann mussten beide lachen.
    »Seid ihr für heute verabredet?«, wollte Gabi wissen. »Ich habe zwar frei, aber du kannst mich ruhig im Stich lassen.« Sie tat so, als ob sie schmollte. »Kümmere dich gar nicht um deine alte Freundin, nur die Mission zählt. Du weißt schon, Mission Haube!«
    »Haube? Was soll das sein?«
    »Stehst du auf der Leitung, oder bist du noch ganz vernebeltvon gestern Abend? Seit Jahren versuche ich, dich unter die Haube zu bringen …«
    Jasmin musste schon wieder lachen. »Manchmal bist du wirklich unmöglich«, brachte sie kichernd hervor. Ihre Laune hätte nicht besser sein können. »Wir sind nicht verabredet, denn ich wusste ja, dass du heute frei hast. Was machen wir?« Sie verschränkte die Arme und sah ihre Freundin voller Tatendrang an.
    Gabi schob die Brille in ihr Haar. »Hattest du nicht gesagt, die Skizze aus Zecherin sei noch nicht fertig?« Jasmin nickte. »Dann sollten wir hinfahren, damit du sie abrunden kannst. Hinterher legen wir uns faul an den Strand und lassen uns in den Wellen treiben, bis wir ganz runzelig sind, was meinst du?«
    »Klingt gut«, antwortete Jasmin abwesend.
    »Klingt gut wie … eine Magenverstimmung?« Gabi wartete einen Moment. »Hey,

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