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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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machen, sonst …«
    »Mach ich nicht«, unterbrach sie ihn. »Sie haben wirklich schöne Augen«, sagte sie leise und wusste nicht recht, ob sie hoffte, dass er es gehört hatte oder ob sie gerade das Gegenteil erhoffte. »Sehen Sie da hinüber!«, befahl sie, drehte sich kurz um und suchte nach einem Punkt, den er fixieren sollte. »Am besten behalten Sie den Ahlbecker Hof im Blick. Und jetzt stillhalten, dann dauert es auch nicht lange.« Ungeniert durfte sie ihn ansehen, sich ganz in die Lachfältchen vertiefen, die seine Augen einrahmten, die Lippen betrachten, die sich gegen die leicht gebräunte Haut rosa abhoben. Er hatte sehr weiße Zähne und dunkle Bartstoppeln am Kinn und oberhalb der Oberlippe. Seine Unsicherheit war nicht zu übersehen. Sie wuchs mit jedem Blick, den er von neugierigen Passanten auffing.
    »Sind Sie bald fertig? Die gucken alle. Die denken bestimmt, ich bin irgendein berühmter Mensch.«
    »Oder sie denken, Sie sind ein Usedomer Original, ein verschrobener Typ, der trotz seiner schiefen Nase gerade noch auf das Papier passt.«
    »Na warte!« Er machte einen Satz auf sie zu, rutschte aus undmachte einen beachtlichen Spagat. Jasmin musste lachen, denn es sah ziemlich drollig aus, wie er mit den Armen in der Luft ruderte und sich gerade noch halten konnte.
    »Nicht bewegen«, rief sie um Atem ringend. »Meine Skizze ist doch noch gar nicht fertig.«
    »Tja, Pech gehabt«, gab er ungerührt zurück. »Dann müssen wir uns eben noch mal treffen, damit du weitermalen kannst. Ich stehe hier doch nicht länger Modell, wenn ich dabei veräppelt werde.«
    Sie packte Skizzenbuch und Bleistift in die Tasche. »Vielleicht kriege ich es auch aus dem Kopf fertig.«
    »Umso besser. Gehen wir essen? Ich habe Kohldampf. Und du?«
    »Ja, ich könnte auch etwas vertragen.« Sie folgte ihm zur Dünenstraße, die sie ein Stück entlanggingen. »Jetzt duzen wir uns also«, stellte sie beiläufig fest. »Und dabei kenne ich noch immer nicht deinen Namen.« Er warf ihr einen drohenden Blick zu, der ihr jedoch keine Angst einjagte, so, wie er dabei lächelte. Trotzdem sagte sie: »Ist ja schon gut. Du ohne Namen ist immerhin ein bisschen leichter als Sie ohne Namen.«
    »Na also.«
    Er führte sie in ein italienisches Restaurant, dessen Eingang etwas versteckt in einer Gasse lag, die von der Dünenstraße abging. Jasmin war zuerst ein wenig enttäuscht, denn sie hatte gehofft, einen Tisch mit Blick auf das Meer zu ergattern. Sie stiegen eine Treppe hinauf, gingen durch den kleinen Gastraum und traten hinaus auf eine großzügige Terrasse. Da hatte sie ihren Meerblick.
    »Es ist wunderschön hier oben. Das Restaurant ist mir nie aufgefallen, es ist so unscheinbar. Ich hätte nie gedacht, dass es über eine so traumhafte Dachterrasse mit derartig spektakulärer Aussicht verfügt.«
    »Es ist auch ein echter Geheimtipp.« Er zwinkerte ihr zu. »Es zahlt sich eben aus, mit jemandem unterwegs zu sein, der sich hier auskennt.« Wie selbstverständlich schob er ihr den Stuhl zurechtund ließ sie Platz nehmen, bevor er sich setzte. »Eigentlich wäre mir ein typisch norddeutsches Restaurant lieber gewesen«, sagte er. »Ich weiß nicht, warum immer alles mediterran oder orientalisch sein muss. Die Leute machen doch hier Urlaub, weil sie diese Region mögen, oder nicht?«
    »Es gibt aber nicht nur Urlauber«, gab Jasmin zu bedenken. »Die Einheimischen wollen bestimmt ein bisschen Abwechslung und nicht immer nur die Küche aus Mecklenburg-Vorpommern.«
    »Da könntest du natürlich recht haben.«
    Der Kellner kam und brachte die Speisekarten. »Ciao, André«, begrüßte er den namenlosen Dieter fröhlich. Jasmin sah von einem zum anderen und schmunzelte zufrieden.
    »Ciao, Paolo, come stai?« Die beiden Männer tauschten ein paar Sätze aus, bevor Paolo, ein Italiener, wie er im Buche stand, mit schwarzem, glänzendem Haar und dunklen, sehr lebendigen Augen, sie alleine ließ.
    »Du heißt also André und sprichst fließend Italienisch«, stellte Jasmin triumphierend fest. »Es war sehr leichtsinnig, mich hierher mitzunehmen.«
    Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Aus meinen großartigen Sprachkenntnissen mache ich kein Geheimnis, ich bin doch nicht blöd. Damit kann ich dich bestimmt beeindrucken. Und ob das mit dem Namen stimmt? Vielleicht ist André nur der Name, den ich hier benutze.«
    Sie rollte mit den Augen. Schon war Paolo mit zwei hohen schlanken Gläsern zurück, in denen eine helle Flüssigkeit

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