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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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sich sehr wohl. Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Haben Sie die Höhle von Störtebeker eigentlich gefunden?« Sie sah ihn an, und er wandte sich ihr zu, so dass sich ihre Gesichter aufgrund der Enge sehr nah waren.
    »Nein. Was ist mit Ihnen?«
    »Mit mir? Ich habe gar nicht danach gesucht.«
    »Das hörte sich neulich aber ganz anders an. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, sagten Sie, Sie seien auf der Suche nach dem Eingang zur Räuberhöhle.«
    »Ist das ein Verhör?« Sein Ton hatte wirklich so geklungen.
    »Nein, nein, ganz bestimmt nicht. Ich dachte nur, Sie wären auch hinter den Spuren des alten Freibeuters her gewesen.«
    »Hinter Spuren ja, aber nicht unbedingt hinter einer finsteren Höhle, die ohnehin kein gutes Motiv für ein Bild abgegeben hätte.« Jasmin zögerte, dann fragte sie: »Was wollten Sie in der Höhle?«
    Seine Lippen zogen sich zu einem breiten Grinsen auseinander. »Jungs lieben so etwas. Unterirdische Gänge, Piratenschätze, das klingt nach Abenteuer.«
    »Ich wusste nicht, dass die Begeisterung auch bei großen Jungs anhält.«
    »Kommen Sie, Sie wollen mir doch nicht erzählen, Sie kennen sich mit Männern nicht aus.« Er machte große Augen. »In jedem Mann steckt ein Kind, daran ändert sich nichts, egal, was der Personalausweis behauptet.«
    »Auf Ihren Pass würde ich gern mal einen Blick werfen«, sagte sie nachdenklich.
    »Kann ich mir vorstellen. Aber Sie dürfen nicht danach fragen. Heute nicht.« Seine Schadenfreude war nicht zu übersehen. Dann wurde er wieder ernster. »Vielleicht beim nächsten Mal.« In seinem Gesicht lag die Frage, ob es ein nächstes Mal geben würde.
    »Ich lasse mich überraschen«, gab sie zweideutig zurück.
    Eine Weile sagte keiner von ihnen etwas. Sie sahen dem Fahrerzu, wie er kräftig in die Pedale trampelte. Seinen Waden nach zu urteilen, war er gut im Training. Gar keine schlechte Idee, sein Geld zu verdienen, während man sich sportlich betätigte. Und für die Gäste war es eine äußerst angenehme Art der Fortbewegung, fand Jasmin.
    Zurück in Ahlbeck, schlenderten sie auf die Seebrücke, und Dieter erzählte ihr von Oberforstmeister Georg Bernhard von Bülow, der für die Ansiedlung vieler Fischer und damit für das Wachstum des kleinen Ortes Aalbach, wie Ahlbeck früher einmal hieß, gesorgt hatte.
    »Er gilt als Schöpfer von Ahlbeck und Heringsdorf«, berichtete er. Wie dieser von Bülow mit dem gleichnamigen Humoristen verwandt sei, konnte er ihr nicht sagen. »Aber alle sind mächtig stolz darauf, dass es ein Vorfahr von ihm gewesen ist.« Er berührte zart ihren Arm und machte Anstalten, die Seebrücke schon wieder zu verlassen. »Kommen Sie, gehen wir etwas essen.«
    »Könnten wir nicht hier …?«
    Er schüttelte den Kopf und rümpfte die Nase. »Nein, der Pavillon verspricht von außen mehr, als das Restaurant halten kann. Die wissen, dass viele Gäste magisch angezogen werden, und müssen sich darum in der Küche keine Mühe geben.« Er hob beide Hände. »Zumindest war es so, als ich das letzte Mal hier war. Aber das ist schon lange her. Ich kann nicht beschwören, dass es noch immer so ist, trotzdem möchte ich auf Nummer sicher gehen und Ihnen die Enttäuschung ersparen.«
    »Gehen wir eben woanders hin, kein Problem. Aber bevor wir der Brücke den Rücken kehren, möchte ich Sie noch schnell porträtieren. Darf ich?«
    Er zögerte. »Das meinen Sie doch nicht ernst.«
    »Doch, natürlich. Haben Sie es etwa nicht ernst gemeint, dass ich Sie malen soll?«
    »Na ja, ich weiß nicht.« Er schob die Hände in die Hosentaschen wie ein kleiner Junge. Wenn sie sich nicht täuschte, hattenseine Wangen sogar einen rosigen Schimmer angenommen. Aber das konnte natürlich auch von der Sonne kommen.
    »Keine Widerrede. Ich verspreche Ihnen auch, Ihre Nase nicht ganz so schief zu malen, wie sie in Wirklichkeit ist.«
    »Noch ein Wort, und ich verspreche Ihnen, dass ich Sie über die Schulter werfe, bis ans Ende der Brücke trage und über das Geländer in die Ostsee werfe.«
    »Wenn ich es recht bedenke, ist Ihre Nase gar nicht schief. Das muss eine optische Täuschung gewesen sein. Sie ist sogar sehr schön, geradezu perfekt«, erwiderte Jasmin lachend. »Und Ihre Augen … Habe ich erwähnt, dass Sie unglaublich schöne Augen haben?« Wieso war ihr das denn jetzt herausgerutscht? Sie wurde verlegen.
    »Vorsicht!« Er hob drohend die Hand und deutete hinter sich, wo die Holzbrücke weit in das Meer ragte. »Nicht über mich lustig

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