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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Klimaanlage sorgt dafür, dass man die sommerlichen Temperaturen, die draußen herrschen, sofort vergisst. Er tritt vor die Fensterfront, die einen urbanen Ausblick auf Canary Wharf bietet. Straßen mäandern durch ein mit gedrungenen alten Gebäuden und glänzenden Hochhaustürmen gespicktes Areal. Rechter Hand erkennt er die Biegung eines graugrünen Kanals, der in die Themse mündet. Auf beiden Seiten der Themse geht es äußerst geschäftig zu, was aus dieser Höhe und Entfernung surreal wirkt. Er fragt sich, wo Karin gerade steckt. Sie wollte vom Hotel aus zu Fuß Richtung Globe Theatre gehen und dort vielleicht an einer Führung teilnehmen, falls nicht irgendetwas anderes ihr Interesse erregt. Sie haben vereinbart, dass er sie nach dem Meeting anruft und sie sich in der Nähe der London Bridge treffen. Er freut sich schon auf den letzten Abend ohne Kinder.
    «Hmm.» Eine Männerstimme reißt ihn aus seinen Gedanken. Er dreht sich zur Tür um, die lautlos geöffnet wurde. «MacLeary … klingt sehr irisch.»
    «Meine Eltern stammen von dort.» Er schüttelt Gelsons weiche, feuchte und kleine Hand, die so gar nicht zu dem stattlichen Mann passt. Sein ordentlich gekämmtes Haar, das gegelt oder fettig ist, berührt den Hemdkragen und steht an den Ohren ab. Ansonsten wirkt er in seinem gut sitzenden grauen Anzug mit dem weißen Einstecktuch und der roten Krawatte wie aus dem Ei gepellt. Genauso stellt man sich einen Topbanker vor. Mac nimmt schnell von derlei Überlegungen Abstand, denn Mutmaßungen und vorgefasste Meinungen sind in seinem Job kontraproduktiv.
    Sie lassen sich an einem Ende des großen Tisches nieder. Mac legt die Hände auf die schwarze Granitplatte und faltet sie, woraufhin ein Lichtstrahl auf seinen Ehering fällt und einen goldenen Tupfer auf die Decke malt. Im Gegensatz zu Ian Gelson, der davon keine Notiz nimmt, hebt Mac den Blick und schaut nach oben.
    «Was für ein Gebäude», meint Mac. «Ziemlich abgefahren.»
    «Der eine oder andere Besucher findet es einschüchternd, aber man gewöhnt sich daran.»
    «Kann ich mir denken.»
    «Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie den weiten Weg auf sich genommen haben, um sich mit uns zu treffen.»
    «Wie kann ich Ihnen behilflich sein?»
    Gelson lehnt sich zurück, schlägt ein Bein über das andere und wippt mit einem auf Hochglanz polierten Schuh. «Soweit wir wissen, haben Sie früher schon mal im Bereich Corporate Security gearbeitet.»
    «Ja, ein paar Jahre lang.»
    «Hatten Sie dort mit Geldwäsche zu tun?»
    «Ich selbst nicht, aber mein Team.» Während die Weltwirtschaft brummte, boomten auch die Geldwäscheermittlungen. Und jetzt, wo die globale Wirtschaft strauchelt, fliegen mehr und mehr Geldwäschefälle auf, von denen bislang keiner etwas ahnte.
    «Wir vermuten, dass einer unserer Mitarbeiter mit einem kapitalkräftigen Kunden gemeinsame Sache macht.»
    Die Wortwahl amüsiert Mac: Mit kapitalkräftig ist wohl eine ganz andere Kategorie gemeint als mit vermögend. Nach seinem Wissen verfügen alle großen Banken über spezielle Abteilungen, die sich der individuellen Wünsche ihrer besonders finanzstarken Kunden annehmen. Er selbst hat eher selten Berührung mit den Superreichen. Solche Leute fliegen nicht First Class, sondern besitzen ein eigenes Flugzeug, nennen Villen in Greenwich oder Apartments an der Park Avenue ihr Eigen und sind Mitglied in einem elitären Milliardärsclub. Mac muss an Cathy Millerhausen denken, die während ihres Gesprächs zunehmend menschlicher wirkte. Braucht es nur fünfzehn Minuten, bis ein jeder seine Maske fallen lässt?
    «Wer ist der Kunde?»
    «Die Identität des Kunden ist im Moment unwichtig. Wir interessieren uns mehr für seinen Berater hier in der Bank. Ein Mr. Simon McLaughlin. Er ist erst seit kurzem in der Abteilung, die unsere kapitalkräftigen Kunden betreut, spielt aber bereits eine wichtige Rolle im Team des betreffenden Kunden.»
    «Denken Sie, dass er sich bestechen lässt?»
    «Möglich wäre es.»
    «Was verleitet Sie zu der Annahme?»
    «Uns ist aufgefallen, dass seine Ausgaben seine Einnahmen übersteigen. Darüber hinaus haben wir in letzter Zeit Meldung erhalten, dass unser Kunde womöglich Verbindungen zum organisierten Verbrechen hat und über blendende Kontakte zur Regierung verfügt. Wir müssen also Vorsicht walten lassen.»
    «Selbstverständlich.»
    «Unter gar keinen Umständen darf nach draußen dringen, dass wir eine wie auch immer geartete Untersuchung anschieben. Das

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