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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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sie verstanden, wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, bringt ein neues Schloss an und händigt ihr den dazugehörigen Schlüssel aus.
    «Den werden wir hüten wie unseren Augapfel», versichert sie ihm.
    Er zuckt mit den Achseln, grinst und nickt.
    «Grazie», bedankt sie sich bei ihm und wiederholt es noch mal, weil ihr nichts anderes auf Italienisch einfällt. «Grazie.»
    «Prego, Signora», sagt er, was wohl gern geschehen heißen muss, und packt sein Werkzeug zusammen. Mary geht ins Haus, holt ihre Geldbörse und zieht einen Euro-Schein nach dem anderen heraus, bis Dante sagt: «Perfetto.» Dann durchquert er den Garten und schließt das Tor hinter sich.
    «Ich lege die Sicherung wieder ein», ruft Mary den Kindern zu. «Und dann schauen wir mal, ob alles funktioniert.»
    Die drei großen Deckenlampen im Wohnzimmer brennen, die Leuchten in den unteren Schlafzimmern gehen an, und in der Küche ist zu hören, wie der Brotheber des Toasters hochschnellt. Bevor sie zum Strand fahren, schreitet sie noch schnell zur Tat und steckt Wäsche in die Maschine. Innerhalb der letzten beiden Tage hat sich eine Menge schmutziger Klamotten angesammelt. Diesmal achtet sie allerdings darauf, dass der Boiler unter der Spüle ausgeschaltet ist, ehe sie die Waschmaschine anstellt. Der Mensch ist ja lernfähig.
    Nachdem sie ihren Laptop zum Aufladen eingestöpselt hat – die Akkus der Handys sind noch voll – ruft sie: «Alle zum Abmarsch bereit?»
    «Mom!», brüllt Fremont draußen. «Wir warten nur auf dich.»
    Dathi und Fremont stehen neben dem Tor, während Ben das kleine Kätzchen krault, das er Midnight getauft hat. Mary zieht die Tür hinter sich zu, ohne sie abzuschließen. Das Haus steht mitten im Nirgendwo, und dank Zaun und schwerem Tor gleicht das Anwesen einer uneinnehmbaren Festung.
    Als die großen Kinder auf die unbefestigte Straße hinaustreten, greift Mary nach Bens Hand und zieht ihn von der kleinen Katze weg. «Komm, mein Schatz, jetzt vergnügen wir uns am Strand.»
    Ein gellender Schrei lässt Mary mitten im Schritt innehalten. Dathi beginnt zu keuchen.
    «Scheiße.» Fremonts Stimme klingt unnatürlich hoch und zaghaft.
    «Du wartest hier, Benny. Okay?»
    Sie läuft auf die Straße und bleibt abrupt stehen. Neben Dantes Geländewagen steht ein großer, furchteinflößender Fremder in Jeans, Turnschuhen und einem frisch gebügelten blauen Hemd. Ein staubiger rotbrauner Lieferwagen mit offener Tür blockiert die Straße. Um den Hals des Fremden windet sich eine tätowierte Schlange, deren gespaltene Zunge an seinem Kinn leckt. Mary läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie sieht schnell zu Fremont und Dathi hinüber, die ganz dicht beieinanderstehen und vor lauter Furcht wie versteinert sind. Fassungslos verfolgt sie, wie der Mann eine Waffe mit Schalldämpfer auf die Teenager richtet. Dann erst nimmt sie Notiz von Dantes regungslosen Beinen, die hinten aus der Ladefläche ragen. An dem weißen Geländewagen läuft Blut herunter und tropft auf die silberne Stoßstange.
    «Salite sul furgone!», brüllt der Fremde Fremont und Dathi an.
    In dem Augenblick schmiegt sich Ben ängstlich an ihr Bein. Entgegen ihrer Bitte hat er den relativ sicheren Garten verlassen. Sie streckt die Hand aus, die er zögernd ergreift.
    «Salite sul furgone!» Der Mann deutet hektisch auf die offen stehende Lieferwagentür.
    Mary stockt der Atem. «Wir verstehen nicht, was Sie sagen.» In Wahrheit versteht sie ihn sehr wohl: Er will, dass sie in den Lieferwagen steigen.
Nie und nimmer
, schießt es ihr durch den Kopf, doch ehe sie Dathi und Fremont ermahnen kann, der Aufforderung nicht Folge zu leisten, rennen die beiden Teenager über die staubige Straße und klettern mit eingezogenen Köpfen in den dunklen Laderaum.
    «Das hättet ihr nicht tun sollen», ruft sie viel zu spät.
    Nun richtet der Fremde die Waffe auf sie und Ben und wiederholt: «Anche voi, salite sul furgone! Sul furgone!»
    «Was wollen Sie von uns?»
    «Non parlare! Salite sul furgone.»
    «Viel Geld haben wir nicht, aber das können Sie gern haben.»
    Der Schweiß, der ihm in die Augen tropft, lässt ihn blinzeln.
    «Zeigen Sie uns, was wir tun sollen», fleht Mary und gibt ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er gestikulieren soll.
    «Salite sul furgone!», brüllt er und kommt auf sie zu gerannt.
    Mary lässt Bens Hand los, stellt sich schützend vor ihn und ruft wie von Sinnen: «Stehen bleiben! Bleiben Sie sofort

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