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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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weniger und, glauben Sie mir, deutlich besser bezahlt als die Lehre. Bei dem, was ich tue, ist Missgunst fehl am Platz.»
    «Neidisch?»
    McLaughlins Reaktion spricht Bände. Zuerst sieht er geschockt aus, dann wütend, und zu guter Letzt muss er schmunzeln. «Absolut nicht.» Er leert sein Glas in einem Zug und gibt Mac damit zu verstehen, dass die Unterhaltung für ihn beendet ist. Mac fügt sich in sein Schicksal. Er bereut nur, dass er sich von dem Banker dazu verleiten ließ, über die Stränge zu schlagen und zwei Gläser Scotch zu trinken.
     
    Am nächsten Morgen erstattet Mac Gelson ausführlich Bericht. Er erklärt seinem Auftraggeber, dass die Begegnung seiner Meinung nach reine Zeitverschwendung gewesen ist und er McLaughlin für arrogant, aber nicht dubios hält. Natürlich war nicht zu erwarten, dass bei einem so kurzen Zusammentreffen viel herauskommt, doch mehr hat der Kunde auch nicht verlangt.
    Als wir aus dem Hotel auschecken und im englischen Morgennebel auf den Flughafenshuttle warten, bekommt Mac eine Mail von unserer Bank auf sein Handy, die bestätigt, dass ein großer Betrag auf unserem Konto eingegangen ist. Demnach hat Kroll, Barclays oder wer auch immer die zweite Hälfte des Honorars überwiesen. Was für ein merkwürdiger Job, denke ich, aber ich will nicht meckern, denn diesem Auftrag ist es zu verdanken, dass wir zwei wunderbare Wochen auf Sardinien verbringen werden.

Kapitel 8
    Donnerstag, 12. Juli
    N ach einem Zwischenstopp in Mailand landen wir am frühen Nachmittag in Cagliari. Der Flughafen, kaum mehr als ein von Palmen eingerahmter Hangar, liegt zwischen dem Meer und einem undurchschaubaren Gewirr von Straßen. Da unser Flugzeug nur zur Hälfte besetzt war, kommen wir schnell durch den Zoll und ziehen zwanzig Minuten später unsere Koffer über den Steinboden des Terminals.
    «Sie geht immer noch nicht ran. Wo steckt sie nur?» Mary, die versprochen hat, uns abzuholen, ist einfach nicht zu erreichen. Entmutigt verstaue ich das Handy in der Handtasche. «Mist.»
    «Vielleicht hat sie’s vergessen.»
    «Vergessen?»
    «Wir nehmen ein Taxi.»
    «Das kostet doch ein Vermögen, oder?»
    «Wir können uns das jetzt leisten.»
    Recht hat er.
    In der glühenden Nachmittagshitze Sardiniens entledige ich mich der vielen warmen Kleidungsstücke, die morgens in London durchaus ihren Sinn hatten, und übe mich in Geduld, während Mac versucht, einen Taxifahrer aufzutreiben, der genug Englisch spricht, um uns zu unserem Ferienhaus zu bringen. Ich kremple meine Jeans hoch, ziehe die Socken aus, stecke sie in die Handtasche und schlüpfe barfuß in die Turnschuhe. Danach stecke ich die Haare hoch, damit ein bisschen Luft an meinen Nacken kommt, und stelle mich unter ein schattiges Vordach neben einen einsamen Zeitungsverkäufer, einen runzligen alten Mann mit Pilotensonnenbrille und fleckiger weißer Kappe, der hinter einem kleinen Klapptisch auf Kundschaft für die Nachmittagsausgabe von
L’Unione Sarda
wartet.
    Mac spricht mit einem Fahrer. Ob er Fortschritte macht, ist aus der Ferne nur schwer zu erkennen. Aus Langeweile schiele ich auf die Schlagzeile der Titelseite:
OMICIDIO !
Mord – das versteht man auch ohne Italienischunterricht. Darunter ist ein grobkörniges Foto von einem jungen Italiener mit Kinnbart abgebildet, der hinter einer Theke eine Schlüsselkopie anfertigt. Die Bildunterschrift, auf die ich mir nur halbwegs einen Reim machen kann, beunruhigt mich:
Dante Serra, un fabbro di Quartu Sant’Elena, è stato trovato assassinato il Mercoledi
. Dante, Schlüsseldienst,
assassinato … omicidio
. Der Mann vom Schlüsseldienst, von dem Mary mir erzählt hat, heißt auch Dante. Sie hat darüber noch Witze gemacht. Plötzlich kriege ich es mit der Angst zu tun. Wie viele Männer namens Dante, die für einen Schlüsseldienst arbeiten, gibt es wohl auf einer kleinen Insel im Mittelmeer?
    Mac gibt mir ein Zeichen, dass ich zu dem klimatisierten Minivan kommen soll. Der Fahrer beäugt mich im Rückspiegel. «Capitana, ja?», fragt er, als wolle er sich vergewissern, dass wir unser Ziel auch wirklich kennen.
    «Ja.»
    Wir fädeln uns in den Verkehr ein.
    Als ich mich vorbeuge, schneidet der Sicherheitsgurt in mein Fleisch. «Entschuldigung, aber ich würde gern wissen, ob der Name Dante hier weit verbreitet ist?»
    «Dante? O ja. Mein Cousin heißt Dante, der Vater meiner Frau und mein Freund auch.»
    «Kennen Sie einen Dante, der bei einem Schlüsseldienst arbeitet?»
    Mac sieht mich

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