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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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dass er nicht mich, sondern den Wagen meint. «Wir können versuchen, irgendwo ein Auto zu mieten, auf das Verlass ist», pflichte ich ihm aus vollem Herzen bei.
    Nacheinander klappern wir drei Mietwagenfirmen ab und kriegen überall die gleiche Antwort zu hören: «No.» Ein Wort, das man auch ohne Italienischkenntnisse versteht. In der Hochsaison sind alle Fahrzeuge – Pkws, Kombis, Transporter, ja sogar Motorräder – verliehen. Ratlos stehen wir im heißen Wind auf einem Parkplatz an einer stark befahrenen Straße. Die Auspuffgase der Autos, die vor einer Ampel halten, nehmen einem die Luft zum Atmen. Ich beschatte die Augen mit der Hand und richte den Blick auf den flimmernden Stadtrand und die dahinterliegende Landschaft.
    «Wie sollen wir mit dieser unzuverlässigen Karre weitermachen?»
    Mac weiß ganz genau, was ich meine. Dass wir uns in Geduld üben, abwarten und Däumchen drehen, kommt überhaupt nicht in Frage.
    «Wir kriegen das schon hin», sagt er, als glaube er allen Ernstes, technische Probleme ließen sich mit schierer Willenskraft beheben.
    Ich sehe ihn angespannt an, während sein Blick in die Ferne schweift. Die vor uns stehende Aufgabe scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein: Ohne Italienischkenntnisse mit einem halb kaputten Wagen durch ein fremdes Land kurven und unsere Lieben suchen. Erst als Mac meinen Arm berührt, merke ich, dass ich aufgehört habe zu atmen, und hole tief Luft.
    «Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn wir uns ein Navi zulegen», schlägt er vor. «Das ist einfacher zu handhaben als eine Karte und sagt uns genau, wo wir gerade sind.»
    «Auf dem Weg in die Stadt habe ich ein Carrefour-Schild gesehen. Dort muss auch der Schlüsseldienst sein.»
    Mac nickt. Warum sollten wir uns auf den Polizeichef verlassen, wo wir auch auf eigene Faust ermitteln können?
    So begeben wir uns kurzerhand in dieses Ungetüm von Supermarkt, konsultieren den Lageplan und suchen den Schlüsseldienst auf, wo ein Mann Mitte fünfzig mit einem Wust grau melierter Haare unter lautem Getöse gerade einen Schlüssel schleift.
    Er hebt den Blick. «Posso aiutarla?»
    Ich zücke mein Handy und zeige ihm ein Foto von Mary. «Meine Freundin.»
    Er lächelt, zuckt mit den Achseln und wirft mir einen von diesen verständnislosen Blicken zu, mit denen Eltern ihr unablässig vor sich hin plapperndes Kind oftmals ansehen.
    «Kennen Sie sie?», frage ich ihn und halte ihm das Handy ganz dicht vor die Nase in der Hoffnung, dass er endlich begreift, was ich von ihm will. «Sie war vor zwei Tagen hier.» Mac drückt meine Hand sanft nach unten. Ich verstehe, was er mir mit dieser Geste sagen möchte: Ich bin sehr aufdringlich und rede so laut, als hätte ich es mit einem Schwerhörigen zu tun. Seine Kritik ist durchaus berechtigt. Kleinlaut verstaue ich das Handy in meiner Handtasche.
    «Dante», versucht Mac es. «Hat er hier gearbeitet? Dante Serra.
Omicidio.
»
    Der Blick des Mannes verdüstert sich. Ein trauriger Zug umspielt seine Lippen, und er schüttelt den Kopf. «Dante era un uomo giovane, sua moglie aspetta il loro primo bambino.»
    Was hat er gesagt? «War sein letzter Auftrag in Capitana?», versuche ich es. «Via Degli Oleandri?»
    Der Mann wendet sich ab – augenscheinlich irritiert, dass zwei Fremde in einer unverständlichen Sprache auf ihn einreden, wo er den Tod eines Kollegen zu beklagen hat.
    «Das hier kann nur Greco erledigen.» Mac holt die Visitenkarte des Polizeichefs heraus und wählt dessen Nummer, doch als Mac dem Mann sein Handy reichen möchte, legt Greco, der unsere Eigeninitiative offenbar nicht gutheißt, einfach auf.
    «Was war das denn?»
    «Er sagte, er hält es für besser, so etwas persönlich zu besprechen, und schickt einen Mitarbeiter hierher.»
    Wir schauen uns fragend an. «Da wir eh kein Wort verstehen, brauchen wir auch nicht zu warten», meine ich. «Lass uns lieber dorthin fahren, wo Mary laut Giulia gestern mit den Kindern hinwollte.»
    Wir entscheiden uns für eins der einfacheren TomTom-Navigationsgeräte. Als wir durch die kühlen Gänge Richtung Kasse eilen, lösen die Warenschluchten bei mir einen Anfall von Klaustrophobie aus. Ich muss hier raus, und zwar schnell. Die Suche nach meinen Lieben brennt mir unter den Nägeln, und so gehe ich noch schneller. Mac folgt mir mit großen Schritten. Wir zahlen, rennen zum Wagen und befestigten das Navi an der Windschutzscheibe. Während Mac das Auto steuert, programmiere ich das Gerät so, dass wir die Stimme

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