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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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jetzt wieder ihren Mädchennamen – Liz Braud. Und was meinst du, wo sie wohnt?»
    «Spann mich bitte nicht so auf die Folter.»
    «Hier, auf Sardinien.»
    Ich hole tief Luft. «Wie ist Stylos gestorben?»
    «Seiner Sekretärin zufolge ist er für ein verlängertes Wochenende in sein Haus auf den Hamptons gefahren und danach nicht mehr im Büro erschienen. Heute Morgen wurde seine Leiche angespült. Er ist wohl vom Boot gefallen.»
    Im Haus der Rossis schalten wir das Licht ein, stellen den Laptop auf den kleinen Küchentisch und finden sie sofort im Netz. Liz Braud besitzt ein Hotel im Norden der Insel, wo sich die Superreichen von dem Stress erholen, superreich zu sein. Die Fotos vom L’Hotel del Riso e dell’Oblio, einer Villa mit zwanzig Zimmern, zeigen eine Ansammlung luxuriös gestalteter Räume und einen atemberaubenden Ausblick. Auf der Startseite lächelt die Eigentümerin Liz in die Kamera: eine große dünne Frau mit schulterlangem, blondem Haar, das gefärbt und überfrisiert wirkt. Auf ihrem zu stark sonnengebräunten, von Altersflecken überzogenen Dekolleté funkelt eine große Saphirkette. Ihr Lächeln wirkt aufgesetzt, falsch, ihr Blick ist irgendwie kalt. Laut der kurzen Biographie neben ihrem Foto ist sie vor zehn Jahren zum ersten Mal auf die Insel gekommen, um Urlaub zu machen, und einfach geblieben. Sie hat ihre Luxusherberge nach ihrem Lieblingsroman
Das Buch vom Lachen und Vergessen
von Milan Kundera benannt. (Der Schmöker ist meiner Meinung nach genauso passé wie ihre blondierten Haare und ihre Bräune).
    Ich wähle die Nummer des Hotels, warte ewig, bis eine Ansage vom Band läuft, und lege auf. «Lass uns jetzt sofort dort hinfahren und mit ihr reden.»
    «Nein.» Mac runzelt die Stirn. «Wir müssen erst rausbekommen, was hier vor sich geht.»
    «Sie lebt hier», gebe ich zu bedenken. «Sie weiß bestimmt irgendetwas.»
    «Genau. Deshalb müssen wir mehr im Köcher haben.»
    «Die Fahrt dorthin dauert lang. Wir können uns auf dem Weg unterhalten. Ich kann ein bisschen rumtelefonieren, und dann wissen wir mehr.»
    «Mir wäre es lieber, wenn du sie aufsuchst, aber …»
    «Allein?»
    «Ich fliege zurück nach New York.»
    «Mac, jetzt mach aber mal halblang.»
    Ich folge ihm aus der Küche nach oben in unser Schlafzimmer, wo er seinen Koffer aufs Bett wirft und zu packen beginnt.
    «Du kannst mich hier nicht alleinlassen.»
    «Wir werden Mary und die Kinder nicht zurückkriegen, wenn nicht einer von uns nach Hause fährt und herausfindet, was hier gespielt wird. Und das muss ich machen, denn ich habe das Ganze in Gang gesetzt, und ich bin mit dem Millerhausen-Fall vertraut. Du musst hierbleiben, mit der Polizei zusammenarbeiten und Liz einen Besuch abstatten, wenn die Zeit reif dafür ist, wenn wir zu dem Ergebnis gekommen sind, dass die Kontaktaufnahme etwas bringt.»
    «Aber …»
    «Wir können nicht beide ohne Mary und die Kinder Sardinien verlassen», meint er mit sanfter, fast flehender Stimme. «Und deshalb werde ich allein nach Hause fahren.»
     
    Hinter der Sicherheitskontrolle dreht sich Mac um und wirft Karin ein letztes Küsschen zu. Er weiß, dass sie versteht, warum er fliegen muss: Es geht auch um ihre Familie, sie ist selbst Privatdetektivin und begreift, dass sie ihre Ressourcen so effektiv wie möglich nützen müssen und keine Zeit verschwenden dürfen. Aber ihr Gesichtsausdruck sagt etwas anderes: Sie leidet unendlich, und das beunruhigt ihn mehr, als er sich eingestehen möchte. Die Hälfte ihrer Ehe hat er alles in seiner Macht Stehende getan, damit sie nicht in dieses dunkle Loch fällt, das sie manchmal zu verschlingen droht. Selbstverständlich behagt es ihm gar nicht, sie allein zu lassen, aber welche Wahl hat er? Da sich Mary und die Kinder aller Wahrscheinlichkeit noch auf der Insel befinden, muss einer von ihnen vor Ort die Stellung halten.

Kapitel 11
    M ary stellt sich hinter Dathi, die wie so oft abspült, legt die Hände auf die Schultern des Mädchens, und flüstert: «Versuch, dich zu entspannen.»
    Erschrocken dreht sich Dathi um. «Warum flüsterst du?», wispert sie zurück.
    «Keine Ahnung», erwidert Mary in normaler Lautstärke. «Wirklich nicht.»
    «Das tut gut.» Dathi hört auf zu spülen, ohne das Wasser abzustellen, während Mary sie massiert. «Sollen wir heute einen Spaziergang am Strand machen?»
    «Prima Idee.»
    Sie müssen laut lachen, doch schon einem Moment später macht sich wieder diese bleischwere Stille breit. Ein kleiner

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