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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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«Möglicherweise ist sie lesbisch, ledig, polygam veranlagt oder lebt allein.»
    «Oder sie hat keinen Sinn für Zahlen.»
    «Oder sie ist eine Lügnerin.» Mac tritt unvermittelt auf die Bremse und wirbelt dabei so viel Staub auf, dass man die hübschen Häuser nicht mehr erkennen kann. Seine Halsadern treten hervor, was nichts Gutes bedeutet. Er sieht mich an. «Vielleicht existiert diese Giulia gar nicht. Vielleicht hat uns jemand reingelegt. Könnte doch sein, dass da irgendeine krumme Sache läuft, oder? In dem Fall sollten wir eine Pause einlegen und in aller Ruhe überlegen, was hier eigentlich gespielt wird.»
    «Aber wir haben doch mit ihr gesprochen, Mac.»
    «Wir haben mit jemandem gesprochen, der uns an einen Ort geschickt hat, wo Mary und die Kinder nie gewesen sind. Wir haben eine Nummer auf einer Liste angerufen, die wir von jemandem bekommen haben, den wir nicht kennen. Im Grunde genommen wissen wir überhaupt nicht, warum wir hier sind, oder, Karin?»
    Seine Frage, die von bestechender Weitsicht zeugt, lässt mich frösteln. Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Tatsache ist, dass wir unsere Heimat hinter uns gelassen und eine lange Reise angetreten haben, ohne richtig zu wissen, worauf wir uns da einlassen. Und nun sitzen wir auf einer Insel mitten im Meer und beherrschen nicht einmal die Sprache der Einheimischen. Warum?
    Während Mac zurück zum Haus in der Via Degli Oleandri fährt, versuche ich abermals, Enzio Greco zu erreichen. Niemand nimmt ab.
    Wir halten vor dem Haus. Kein anderes Fahrzeug, keine Menschenseele ist in Sicht. Die Abwesenheit unserer Lieben fühlt sich an wie die vielbeschworene Ruhe vor dem Sturm. Die Spätnachmittagssonne steht tief am Himmel. Vor der Windschutzscheibe kann man die flirrende Hitze buchstäblich sehen. Kaum ist der Motor ausgeschaltet, wird es im Auto stickig.
    Mac beißt die Zähne so fest zusammen, dass seine Kinnmuskeln deutlich hervortreten. Er zieht den Autoschlüssel ab, fährt mit dem Daumen über die Zinken und sagt: «Ich kann zwar nicht den Finger darauf legen, aber langsam glaube ich, dass diese Geschichte etwas mit dem Millerhausen-Fall zu tun hat.»
    «Millerhausen?!»
    «Denk mal an das Timing.» Er sieht mich mit ernster Miene an. Ich weiß, was er meint. Diese Reise wurde uns praktisch auf dem Silbertablett serviert. Alles lief wie geschmiert. Viel zu geschmiert. Und jetzt suchen wir nach unserer Familie – eine Suche, die langsam aussichtslos erscheint. Versucht uns jemand so von irgendetwas abzulenken?
    «Du denkst also, der Job in London war nur Schmu?», frage ich. Für diese Theorie spricht, dass der Kroll-Auftrag ein Pappenstiel und extrem gut bezahlt war. Wieso haben wir keinen Verdacht geschöpft?
    «Dieser Ire hatte keinen Dreck am Stecken. Kroll ging es nur darum, dass wir von Millerhausen ablassen. Wessen Idee war es, dass Mary und die Kinder vor uns nach Sardinien reisen?»
    «Meine oder Marys, aber genau kann ich das mehr nicht sagen. Es ging alles so unglaublich schnell.»
    «Godfrey Millerhausen», sagt Mac, «ist extrem reich. Falls er darauf aus ist, unserer Ermittlung einen Riegel vorzuschieben, kann er es sich leisten, Kroll zu engagieren. Sie haben uns mit Europa geködert wie den Hasen mit der Karotte.»
    «Und wir haben angebissen.»
    «Was ist sein Motiv? Ich muss mich noch mal mit Millerhausen befassen. Was will er vor seiner Frau, vor uns geheim halten? Ich muss dem Typen richtig auf den Zahn fühlen, denn langsam beschleicht mich das Gefühl, dass wir Mary und die Kinder nur so finden werden.»
    «Unfassbar, oder?»
    «Ich werde mit Dan Stylos anfangen und ihm noch eine Mail schicken. Mal sehen, ob er diesmal antwortet.»
    «Träum weiter.»
    «Du hast wahrscheinlich recht.» Mac sucht Stylos’ Nummer heraus und wählt sie. Als sich jemand meldet, gibt er sich als ehemaliger Kollege von Stylos aus, doch bevor er fortfahren kann, wirft er mir einen Blick zu, bei dem mir ganz mulmig wird.
    «Was ist?», flüstere ich.
    Er legt die Hand übers Mikrophon und flüstert: «Stylos ist tot.»
    Verstört verfolge ich das Gespräch.
    Mac bekundet sein Beileid und fragt: «Falls es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern erfahren, welchen Nachnamen die erste Mrs. Millerhausen heute benutzt. Früher haben wir viel Zeit miteinander verbracht. Leider habe ich den Kontakt zu ihr schleifen lassen, aber sie hat Dan sehr nahegestanden und würde sicher gern Bescheid wissen.»
    Nach dem Telefonat berichtet er: «Sie verwendet

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