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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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telefoniert.»
    «Ich finde es unfair von ihm, dich nicht zurückzurufen», sagte June. «Ich verstehe, dass er sauer ist, aber dafür zu sorgen, dass du dich so mies fühlst, ist nicht in Ordnung. Er könnte zumindest anrufen, um dir zu sagen, dass er noch Zeit braucht oder was auch immer.»
    «Oder schreib ihm eine Mail», schlug Kat vor. «Sag ihm, wir hätten
Kramer gegen Kramer
gesehen, wie sehr der Film dich berührt hat, dass du einen sehr bewegenden Einblick in das Leben eines alleinerziehenden Vaters gewinnen durftest … und, zum Beispiel, dass Dustin Hoffmans entsetzte Reaktion auf den Spielplatzunfall dir gezeigt hat, wie schrecklich er sich gestern gefühlt haben muss.»
    «Und was, wenn er mich für eine völlige Idiotin hält, die sich erdreistet, die Wirklichkeit mit einem Spielfilm zu vergleichen?»
    «Der Film ist dir nahegegangen und hat dir erlaubt, die Dinge aus der Perspektive eines alleinerziehenden Vaters zu sehen», widersprach Lolly. «Das kannst du sicher sagen. Jedenfalls wirst du so los, was du auf dem Herzen hast.» Eigentlich sah es so aus, als wollte Lolly noch etwas sagen, doch dann gähnte sie, und ihr fielen langsam die Augen zu.
    «Ich glaube, wir lassen dich mal besser schlafen», sagte Kat und drückte ihrer Mutter sanft einen Kuss auf die Hand.
    Isabel und June taten es ihr gleich. Dann ging Isabel nach oben, um die Mail an Griffin zu schreiben, und Kat fuhr zu Oliver. Plötzlich saß June allein in der stillen Pension, bis die Dame aus dem Rotkehlchenzimmer nach unten kam und fragte, ob sie eventuell noch etwas Kaffee bekommen könnte. June ging in die Küche, kochte eine Kanne Kaffee und richtete die übrig gebliebenen Chocolate-Chip-Cookies auf einem Teller an. Ihr Telefon klingelte, und sie stürzte sich förmlich darauf. Vielleicht waren das endlich die Smiths.
    Es war Henry.
    «Hallo, June. Ich muss dringend mit dir reden. Es ist wichtig. Kannst du rüberkommen?»
    Wollte er sie rauswerfen? Nein, das war albern. Natürlich warf Henry sie nicht raus. Er wollte mit ihr reden, über das, was am langen Wochenende auf dem Hausboot passiert war. Ganz sicher. Er wollte ihr sagen, dass er Verständnis für sie hatte und wusste, dass sie das jetzt durchziehen musste und dass es keinen Grund gab, einander aus dem Weg zu gehen, so wie die letzten Tage.
    June hatte dienstags und mittwochs frei, sodass sie sich direkt nach dem Tag, an dem er ihr seine Liebe gestand, ohnehin nicht gesehen hatten. Den Rest der Woche hatte Henry sich rargemacht und war dann übers Wochenende mit dem Motorrad weggefahren. Das eine Mal, wo sie einer vermurksten Bestellung wegen nicht darum herumgekommen war, mit ihm zu reden, hatte June vergeblich an seine Bürotür geklopft. Daraufhin hatte sie zum rückwärtigen Fenster hinausgespäht und ihn an seinem Boot werkeln sehen. Er hatte immer wieder innegehalten und abwechselnd hinaus aufs Meer und auf den Steg gesehen.
Er weiß nicht, was er machen soll
, hatte sie gedacht. Wegen der Situation. Wegen ihr. Wegen ihnen.
    Sie musste ihm auch etwas sagen. Nachdem er ihr seine Gefühle gestanden hatte, hatte sie ihm nicht erzählen wollen, dass sie Johns Eltern gefunden hatte – jedenfalls ihre Telefonnummer und Adresse. Vielleicht sollte sie es ihm sagen, damit er wusste, wie nah sie inzwischen dran war, dass sie nicht länger auf der Stelle trat.
    Es sei denn, die Smiths meldeten sich nicht zurück. Aber das würden sie schon noch, sie musste nur endlich den Brief formulieren, an dem sie so lange feilte, damit sie nicht wie eine lästige Verehrerin klang, mit der ihr Sohn mal kurz zusammen gewesen war. Sie konnte ihnen nur nicht schon im Vorfeld erzählen, weswegen sie unbedingt ihren Sohn finden musste. Das sollte schließlich John als Erster erfahren, und sie würden es dann aus seinem Mund hören. Heute würde sie endlich den Brief fertigschreiben, und wenn sie bis morgen Mittag immer noch nichts von den Smiths gehört hatte, würde sie ihn abschicken.
    «Ich kann sofort kommen», sagte sie zu Henry, schenkte den Kaffee in zwei Tassen und stellte sie zusammen mit Milch, Zucker und den Cookies auf ein Silbertablett. «Ich geh nur schnell nach oben und bitte Isabel, ein Ohr auf Charlie zu haben. Ich bin in zwanzig Minuten da.»
    «Ich warte auf meinem Steg auf dich», sagte er, und sie hätte schwören können, dass sie in den Sekunden, ehe er auflegte, seinen Herzschlag hörte.
    *****
    Als June die Haustür aufmachte, um zu Henry hinunterzugehen, standen

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