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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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Isabel entgegen. Isabel las und keuchte auf.
    «O nein! Nein, nein, nein!», sagte sie, fing ebenfalls an zu weinen und zog June in ihre Arme.
    An ihre Schwester geklammert, weinte June so laut, dass sie Angst bekam, Charlie würde aufwachen.

[zur Inhaltsübersicht]
      15. Kat
    I n der Italienischen Bäckerei duftete es köstlich, es war, als wäre man nach Rom gezaubert worden und hätte eine kleine
Pasticceria
betreten. Das Geschäft hatte sich auf italienische Köstlichkeiten spezialisiert: Cannoli, mit Ricotta gefüllt und mit Schokostreuseln gesprenkelt, mit Puderzucker bestäubte Küchlein, Windbeutel mit Sahnefüllung, Mandel-Ricciarelli und Blätterteignapoleons lagen in der prachtvollen Verkaufstheke aus. Dahinter waren Focaccia und Ciabatta neben großen Krügen mit handgepresstem Olivenöl drapiert. Kat hätte den ganzen Tag im Eingang stehen bleiben und die köstlichen Düfte einatmen können.
    Bei Matteos Anblick ging ihr das Herz auf. Er saß in einem dunkelgrünen T-Shirt und Jeans an einem der kleinen runden Kaffeehaustische, vor sich eine Tasse Espresso und ein Tellerchen mit Keksen. Sie schloss die Tür hinter sich, die kleinen Glöckchen bimmelten, Matteo sah sie und stand lächelnd auf. Sein Vater Alonzo stand hinter der Theke. Er war genauso groß wie sein Sohn, aber massiger, und sein grau durchzogenes dunkles Haar lichtete sich bereits. «Das ist also meine reizende Konkurrenz», sagte er, kam hinter der Theke hervor und ergriff mit einem herzlichen Lächeln Kats Hände. «Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen und Ihnen etwas abschauen zu dürfen.»
    Wie herzlich er war! «Es ehrt mich sehr, dass Sie meine Muffins mögen, Mr. Viola. Bei mir ist die ganze Familie wild auf Ihre Cannoli. Sie kaufen eigentlich nie irgendwo anders Gebäck, aber für Ihre Cannoli und das Tiramisu machen sie eine Ausnahme. Mein kleiner Cousin hatte ein ganz schlechtes Gewissen, weil er dachte, er hätte mich hintergangen, als er heimlich sein Taschengeld hierher getragen hat, um sich Cannoli zu kaufen. Er hat noch Tage später davon geschwärmt.»
    Als Kat Charlie erwähnte, musste sie an June denken. Sie machte sich Sorgen. Ihre Cousine war heute Morgen nicht mal aufgestanden. Als Kat spätabends von Oliver zurückgekommen war, hatten Isabel und June auf Junes Bett gesessen, June mit völlig rotgeweinten Augen. Isabel hatte Kat die Todesanzeige gezeigt. Heute Morgen hatte sie ihre Cousine weinen hören. June hatte mit dem Gesicht zur Wand gelegen und sich nicht umgedreht. Als Charlies Zimmertür aufging und sein üblicher Morgengruß erschallte – «Matrosen, ahoi!» –, hatte sie June gesagt, dass sie sich heute um ihn kümmern würde. Charlie hatte sie erzählt, seine Mutter hätte schlimmes Kopfweh und dass es ihr bestimmt bald wieder besser gehen würde, und Isabel hatte in der Buchhandlung angerufen, um June für heute zu entschuldigen. Als Kat von der Schulbushaltestelle zurückgekommen war, hatte June immer noch im Bett gelegen, das Gesicht unverändert zur Wand gedreht.
    Kat hatte sich neben sie gelegt, ihren Rücken gestreichelt, und June eins von ihren liebsten Zimt-und-weiße-Schokolade-Brötchen angeboten, die Kat schon in aller Frühe für sie gebacken hatte, doch June hatte noch nicht mal richtig den Kopf schütteln können.
    «Ich muss nur ein bisschen allein sein», hatte sie gesagt, und so war es von Kat auch an Isabel weitergegeben worden, die seit dem Aufstehen ebenfalls alle paar Minuten oben im Schlafzimmer gewesen war. Isabel hatte sich bereit erklärt, die June-Wache zu übernehmen, und so war Kat zu ihrer Verabredung in der Italienischen Bäckerei gegangen.
    «Schade, dass Sie meine Frau nicht kennenlernen können, Matteos Mutter, sie muss sich heute um unsere kleine kranke Nichte kümmern. Aber es gibt sicher bald mal wieder eine Gelegenheit.» Alonzo wandte sich an seinen Sohn: «Wieso bietest du der jungen Dame nicht einen Espresso an, während ich nachsehe, ob in der Backstube alles bereit ist?»
    Doch Matteo machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen, und starrte stattdessen Kats Ringfinger an. «Sieht aus, als dürfte man gratulieren», sagte er trocken.
    Sie betrachtete den wunderschönen Diamanten, der in seiner altmodischen Fassung an ihrem Finger glitzerte, und brachte eine Art Verlegenheitslächeln zustande. «Ich kann es gar nicht erwarten, endlich in diese Backstube zu kommen. Hier riecht es phantastisch. Es ist wunderbar, dass dein Vater sich die Zeit nimmt, mir was

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