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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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leiser, trauriger Stimme. «Das Leben ist zu kurz, das sagen doch alle immer, oder nicht? Und ist das im Augenblick nicht ganz besonders deutlich spürbar?»
    «Zu kurz, um den Menschen weh zu tun, die man angeblich liebt!», schoss Isabel zurück. Kat sah sie überrascht an, und Isabel wollte sich eigentlich entschuldigen, aber dann wandte Kat sich ab, und Isabel wusste nicht, was sie sagen sollte.
    «Darauf gibt es keine richtige Antwort», sagte June.
    Wir sind das, wofür wir uns entschieden haben.
Der Satz ging Isabel nicht mehr aus dem Kopf.
    Es stimmte, das wusste sie. Sie hatte die Wahl getroffen, sich zu verändern. Sie hatte die Wahl getroffen, den Wunsch nach einem Kind in ihrem Herzen zu nähren. Sie hatte die Wahl getroffen, sich damit ihrem Ehemann anzuvertrauen, anstatt es unter Verschluss zu halten. Sie hatte die Wahl getroffen, den Pakt zu brechen.
    «Ich finde, Meryl hat das Richtige getan», sagte Lolly, stand auf und sammelte Cupcake-Papierchen und verstreute Popcornkrümel ein. «Wieso sollte ihr eigenes Glück wichtiger sein als das ihres Mannes oder das ihrer Kinder? Wieso sollte ihr Glück wichtiger sein als das, was eine derartige Entscheidung ihren Kindern antun würde, als der Einfluss, den sie auf ihr Leben haben würde?»
    «Ich weiß nicht», entgegnete June und stand auf, um die Gläser einzusammeln. «Unglück hat auch Einfluss auf das Leben anderer. Die Tochter ist doch der Beweis dafür, oder? Ich will damit nicht sagen, dass sie einfach so mit Clint durchbrennen und ihr Leben im Stich lassen kann. Aber sich selbst zu betrügen, sich selbst so das Herz zu brechen …»
    Sie hätte von Anfang an keine Affäre haben dürfen
, wollte Isabel am liebsten laut rufen. Hätte Meryl sich gar nicht erst auf Clint eingelassen … Aber Isabel verstand auch, weshalb sie es getan hatte. Sie brach in Tränen aus und saß bebend da.
    «Isabel?», sagte Lolly fragend.
    «Ich habe Edward mit einer anderen Frau erwischt.»
    «Edward?» June verschlug es den Atem.
    «Das tut mir leid, Isabel!», sagte Kat und legte ihrer Cousine die Hand auf den Arm.
    «O nein!», sagte Lolly. «Das glaube ich nicht!»
    Isabel erzählte ihnen, was geschehen war. Von dem Brief. Von dem albernen, dämlichen Teigklumpen und ihrem bevorstehenden Hochzeitstag. Davon, wie sie diese weißen Teppichstufen hinaufgegangen war. Von Edwards Gesicht. «Und als ich heute dann endlich ans Telefon ging, da hat er mir gesagt, dass es nicht nur Sex ist, nicht nur eine Affäre, dass er sich in diese Frau verliebt hat, und zwar schon Monate, ehe er sich –» Isabel verstummte.
    «Oh, Izzy! Das tut mir so leid», sagte June. «Ich komme mir ganz mies vor, weil ich die Affäre in dem Film eben so verteidigt habe.»
    Isabel sah ihre Schwester an. «Kann man das wirklich verteidigen? Nur, weil er sich verliebt hat, soll es okay sein? Hat er mich und unser Gelübde nicht betrogen? Nur weil er sich wirklich verliebt hat, ist alles in Ordnung?»
    Isabel, du musst wissen, dass ich sie liebe. Es ist nicht nur Sex, es ist keine alberne Affäre. Das würde ich dir niemals antun.
    Wie rücksichtsvoll. Er hatte ihr das nur angetan, weil es echt war.
    So sicher ist man sich nur ein einziges Mal im Leben …
    Offensichtlich ein Trugschluss. Einst war Edward sich bei ihr sicher gewesen. Und jetzt war er sich bei der aufdringlichen Carolyn Chenowith sicher. Momentan jedenfalls.
    Isabel schlang die Arme um die Beine und zog die Knie an die Brust. Sie war nicht mehr dieselbe Isabel, die sich mit sechzehn in Edward verliebt hatte. Sie war nicht mehr das kleine, verängstigte Mädchen, das sich selbst so schrecklich fand und ihn so weise. Sie war sich nicht mehr sicher, wer sie überhaupt war. Sie würde nicht in ihr Haus in Connecticut zurückkehren – außer vielleicht, um ihre Sachen abzuholen und den großen Haushalt aufzuteilen. Als hätte sie jetzt noch Interesse an ihrer weichen Daunenbettdecke, die sie doch nur an Edward erinnerte. Oder an den Bildern, die sie während ihrer Flitterwochen und den vielen gemeinsamen Reisen zusammen ausgesucht hatten. Was sollte sie jetzt tun? Sie würde einfach hierbleiben, in der Pension, bei ihrer Tante, und helfen, was es zu helfen gab, sagte sie sich, weil sie einen Plan brauchte, an den sie sich festklammern konnte.
    Lolly ergriff ihre Hand. «Ich bin froh, dass du hier bist, bei uns.»
    Isabel ließ den Tränen freien Lauf. Lolly verstärkte den Druck ihrer Hand, und einen Moment lang spürte Isabel die Hand

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