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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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zehn Minuten ausgehalten – in der Redaktion vom
Runway Magazine
meine ich. Ich frage mich, ob es in allen großen Redaktionen so abläuft. Wer weiß? Vielleicht bin ich gerade noch mal mit einem blauen Auge davongekommen!»
    Kat konnte sich selbst sehr wohl in diesem gepflegten schwarzen Outfit sehen, wie sie auf die Straße rennt, um ein Taxi anzuhalten, das sie in ihr schickes angesagtes Café in SoHo bringt, wo sie auf hohen Absätzen einen Chocolate Martini schlürft, weil sie all ihre Clogs und Gummistiefel zu Hause in Maine gelassen hat. Noch tags zuvor hatte Kat keinerlei Phantasien darüber gehabt, nach New York zu ziehen und in einer angesagten Bäckerei zu arbeiten. Doch sie würde Boothbay Harbor nicht verlassen. Ihre Mutter brauchte sie mehr denn je. Und wenn sie erst mal verheiratet war, dann würden sie auch hierbleiben, weil Oliver hierbleiben wollte, und zwar für den Rest seines Lebens, um die vier Kinder großzuziehen, von denen er immer schon gesprochen hatte. Oliver wollte nicht in New York leben. Oder in Rom. Oder Paris.
    Er würde sie ermutigen, zu reisen – bis zu einem gewissen Grad.
    Aber wenn sie ihn heiratete, dann würde sie hierbleiben – für immer.

[zur Inhaltsübersicht]
      7. Isabel
    E r stand im Garten. Der gutaussehende Gast, der gestern angekommen war und kurz vor dem Kinoabend noch schnell die Anreiseformalitäten erledigt hatte. Griffin Dean. Er hatte ziemlich abgehetzt gewirkt und wollte die Anmeldung möglichst schnell hinter sich bringen, auf dem Arm ein kleines schlafendes Mädchen, vielleicht zwei oder drei Jahre alt, und im Schlepptau eine Jugendliche mit Ohrstöpseln und mürrischer Miene. Sie war außer sich, als sie erfuhr, dass sie kein eigenes Zimmer bekommen würde, doch dann hatte Lolly ihr das mit dem Alkoven erklärt, der durch eine Wand vom Rest des Zimmers abgeteilt war und zwei Einzelbetten und ein eigenes Fenster hatte, und sie hatte sich beruhigt und sich – «na gut» – einverstanden erklärt. Auf dem Weg nach oben hatte Isabel ununterbrochen geplappert, über die Frühstückszeiten, dass sie sich nur zu melden brauchten, wenn irgendetwas fehlte, ganz egal, was, und dass er, falls er Lust hätte, gerne mit hinunter in den Aufenthaltsraum kommen könnte, heute sei Kinoabend,
Der Teufel trägt Prada
. Er hatte sie einigermaßen verwirrt angesehen, als würde er sich fragen, wie um alles in der Welt sie auf die Idee käme, dass er auf so etwas stand, sich bedankt und höflich darauf gewartet, bis sie kehrtmachte und ging, ehe er die Tür hinter sich schloss.
    Isabel sah auf die Uhr. Heute war Montag. Noch nicht mal sechs Uhr morgens. Dies war ihr erster offizieller Tag als Gastgeberin vom Dienst, und sie war extra besonders früh aufgestanden. Und trotzdem war es einem Gast gelungen, noch früher dran zu sein als sie. Sie fragte sich, ob das in Ordnung war.
    Noch etwas für die Liste mit den dringenden Fragen an Lolly.
    Außerdem hatte sie letzte Nacht kaum geschlafen. Das lag nicht nur daran, dass heute die Chemotherapie starten und sie Lolly am Nachmittag gemeinsam mit Kat ins Krankenhaus begleiten würde, während June und Charlie in der Pension die Stellung hielten. Sie hatte von Edward geträumt, einen seltsamen Traum. Sie beide lagen hinten im Garten, unter den alten Eichen, aber als Erwachsene, und Edward sagte zu ihr, es sei gut, dass es den Pakt zwischen ihnen gäbe, weil sie eine schreckliche Mutter sein würde. Sie war kalt schwitzend aufgewacht, das Herz hatte schmerzhaft in ihrer Brust gezogen, und sie hatte leise «June?» geflüstert, um zu sehen, ob ihre Schwester wach war, doch June hatte nicht geantwortet, und Kat war die letzten Tage so schweigsam gewesen, dass sie mit Sicherheit keine Lust hatte, sich morgens um kurz nach halb drei wecken zu lassen, um mit ihrer Cousine über Albträume zu reden.
    Um fünf Uhr war Isabel schließlich aufgestanden und hatte sich auf den Balkon gesetzt. Sie hatte versucht, ruhig zu atmen und sich bewusst zu machen, dass es nur ein Traum gewesen war, obwohl Edward sich während ihrer Ehe mehr als einmal ganz ähnlich geäußert hatte. Er hatte es im Zorn gesagt, während heftiger Auseinandersetzungen, bei denen es keinen Sieger gab, und sie war sich zu fünfundsiebzig Prozent sicher, dass er es nicht so meinte. Sie vermutete, dass die fünfundzwanzig Prozent Unsicherheit der Grund dafür waren, dass sie ihren Kinderwunsch vor Edward nicht vehementer verteidigt hatte.
    Während sie hinunter zum Hafen

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