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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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Bücher in einen der Koffer mit den vielen Aufklebern gelegt hatte. Isabel gestand sich zumindest selbst ein, dass sie die Koffer wohl ziemlich oberflächlich durchforstet hatte, in der heimlichen Hoffnung, die Tagebücher nicht zu finden, und sie fühlte sich schrecklich deswegen. Ihre Tante wollte diese Bücher haben, brauchte sie, damit es ihr besser ging – die Chemotherapie setzte ihrem Magen inzwischen ganz schön zu, und sie war furchtbar müde. Und Isabel schaffte es nicht, ihren Egoismus hintenanzustellen und die Tagebücher zu finden. Sie nahm sich vor, den muffigen, luftarmen Raum diesmal nicht ohne die Bücher zu verlassen.
    In einem der Koffer stieß sie auf ihre alten Schulunterlagen. Sie blätterte die Karteikarten und die paar wenigen Tests und Schulaufgaben durch, die ihre Mutter aufgehoben hatte. Dazwischen lag die Kopie eines Briefes, den ihre Mutter an die Beratungslehrerin geschrieben hatte, vor fünfzehn Jahren, im Oktober. Zwei Monate vor ihrem Tod.
    Ich versichere Ihnen, dass meine Tochter Isabel im Grunde ihres Herzens ein wunderbares, mitfühlendes Mädchen ist. Ich glaube, sie macht im Augenblick eine schwierige und bedauerlicherweise sehr ausgiebige Phase durch, in der sie sich selbst und alle anderen auf die Probe stellt. Ich hege jedoch keinerlei Zweifel daran, dass meine Tochter aufgrund der Erfahrungen, die sie jetzt macht, gestärkt aus dieser Phase hervorgehen wird.
    In Isabel steckt ein echter Diamant, und wenn sie ihren Funken erst entzündet hat, dann, Welt, nimm dich in Acht …
    Die Tränen liefen ihr über die Wangen, als Isabel den Brief ein zweites Mal las. Ihre Mutter hatte ihr manchmal Vorträge gehalten, darauf beharrt, dass sie an Isabel glaubte, dass sie felsenfest davon überzeugt wäre, Isabel sei zu mehr und Besserem imstande, doch Isabel hatte diese Ansprachen immer als Lügen abgetan, als reine Taktik, um sie dazu zu bringen, sich zu benehmen. Aber ihre Mutter hatte tatsächlich für sie gekämpft. Isabel faltete den Brief zusammen, steckte ihn ein und nahm die Suche nach den Tagebüchern wieder auf, nicht mehr ganz so ängstlich wie eben noch. Vielleicht war das, was ihre Mutter über sie geschrieben hatte, doch nicht so schlimm.
    Aber auch nach gründlicher Suche gab es von den Tagebüchern noch immer keine Spur. Nach einer Dreiviertelstunde trug Isabel einen Haufen entdeckte Schätze nach oben, ein paar Kleider ihrer Mutter und einen Hut, der June bestimmt gefallen würde, ein Bild, das Kat mit sieben Jahren für Isabels Eltern – Tante Allie und Onkel Gabriel – gemalt hatte, und das Isabel sich auf den Schreibtisch stellen wollte. Die Tagebücher befanden sich nicht in diesen Koffern, so viel stand fest. Aber sie war trotzdem froh, dass sie gründlich danach gesucht hatte, Lolly zuliebe und auch für sich selbst.
    *****
    Sodbrennen
hatte Isabel sich ausgesucht. Gut, auch in diesem Film ging es wieder einmal um eine Affäre, aber aus einem vollkommen anderen Blickwinkel. Einem, mit dem sie sich identifizieren konnte. Meryl Streep, eine New Yorker Restaurantkritikerin, und Jack Nicholson, ein Kolumnist aus Washington D . C ., heiraten, obwohl sie beide schon gescheiterte Ehen hinter sich haben. Meryl gibt ihr Leben in New York auf und zieht nach Washington, nur um irgendwann herauszufinden, dass Jack, während sie mit dem zweiten Kind schwanger ist, eine Affäre mit einer Prominenten hat und dass sie selbst eine der Letzten ist, die davon Wind bekommt.
    Isabel fragte sich, ob Griffin sich von der Story angesprochen fühlen würde. Zog man den großen Altersunterschied seiner Kinder in Betracht, musste es da eigentlich irgendeine Geschichte geben. Sie sah auf die Uhr. Kurz vor neun. Regen rann die Fensterscheiben hinunter, es schüttete derart, dass Griffin sich bestimmt nicht kurzfristig dazu entschließen würde, lieber einen Spaziergang zu machen.
    «Ich liebe diesen Film», sagte Pearl und setzte sich neben Lolly aufs Sofa. «Kaum zu glauben, dass ein Film über einen Seitensprung gleichzeitig so komisch und so ergreifend sein kann.»
    Lolly legte die DVD ein. «Das haben wir Nora Ephron zu verdanken. Sie hat das Drehbuch geschrieben. Es basiert auf ihrer eigenen Romanvorlage. Und die ist angeblich
sehr
autobiographisch. Ihr Ehemann ist der Journalist, den Dustin Hoffman mal gespielt hat – wie hieß der Film gleich noch mal? Über die Watergate-Affäre?»
    «
Die Unbestechlichen.
Basiert ebenfalls auf einer wahren Geschichte.» Kat trug ein Tablett mit

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